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Auf der 6. Indiecon-Messe für unabhängige Magazine und Buchverlage im Oberhafen ist für 70 Aussteller aus 22 Ländern Networking angesagt

Wohin zuerst? Ein Tisch, auf dem sich Bücher aus den unterschiedlichsten Genres von Belletristik über philosophische Abhandlungen bis zu politischen Schriften stapeln, reiht sich bei der Indiecon im Oberhafen an den nächsten. Dazwischen finden sich bunte Drucke. Da haben die Besucher des sechsten Independent Publishing Festivals, das von Die Brueder Publishing organisiert wird, zwei Tage lang die Qual der Wahl. Ein Blickfang ist auf jeden Fall der KlasseKlasse-Stand. In einem weißen Regal liegen kleine Illustrationen vor Gefäßen, bunte Grafiken hängen an der Wand.
(Foto oben: Ein Tisch, auf dem sich Bücher aus den unterschiedlichsten Genres von Belletristik über philosophische Abhandlungen bis zu politischen Schriften stapeln, reiht sich bei der 6. Indiecon im Oberhafen an den nächsten.. ©Dagmar Leischow)

Die Hamburgerin Rosa Roth ist Chefredakteurin des Independent-Magazins „The Smart View“: „Ich suche hier den Kontakt zu anderen Leuten und möchte natürlich meine Hefte verkaufen.“. Foto: Dagmar Leischow
Die Hamburgerin Rosa Roth ist Chefredakteurin
des Independent-Magazins „The Smart View“: „Ich suche hier den Kontakt
zu anderen Leuten und möchte natürlich meine Hefte
verkaufen.“. Foto: Dagmar Leischow

Die beiden Französinnen Margaux Bigou und Mari Campistron, die dem Künstlerkollektiv Riso sur Mer angehören, arbeiten ebenfalls als Illustratorinnen. Sie seien, erzählen sie, zum ersten Mal bei der Indiecon. Mit dem Ziel, in Deutschland neue Kontakte zu knüpfen. Selbstverständlich sind sie nicht die einzigen internationalen Gäste. Tiziana Alocci und Piero Zagami reisten eigens aus London an, um ihr Market Cafe Magazine präsentieren zu können. Selbst Teilnehmer aus Asien zeigen ihre Werke. Die Vielfalt ist erstaunlich groß – mehr als 70 Magazine und Kleinverlage aus 22 Ländern sind vertreten.

Die beiden Französinnen Margaux Bigou und Mari Campistron, die dem Künstlerkollektiv Riso sur Mer angehören, arbeiten als Illustratorinnen. Foto: Dagmar Leischow
Die beiden Französinnen Margaux Bigou und Mari Campistron,
die dem Künstlerkollektiv Riso sur Mer angehören,
arbeiten ebenfalls als Illustratorinnen. Foto: Dagmar Leischow

Besonderer Popularität erfreuen sich vor allem die 20 Stände der Liste unabhängiger Verlage Hamburg, kurz: LuV. Ihr Erkennungszeichen: rote Tischdecken plus mexikanische Lampions. Wer sie mit einem Bonusheft besucht, bekommt einen Stempel. Wenn alle 20 Stempel komplett sind, kriegt der Gast am Stand seiner Wahl sein Lieblingsbuch umsonst. Bei dieser Aktion macht zum Beispiel der Dölling und Galitz Verlag aus Ottensen mit. Seine Publikationen haben meist einen Hamburg-Bezug, sie beschäftigen sich mit Architektur, mit dem Hafen, mit jüdischer Geschichte oder mit Botanik. „Das ist unsere Premiere bei der Indiecon“, sagt Mitarbeiter Anton Engel. „Wir wollen die Chance nutzen, uns mit anderen Verlagen austauschen zu können.“

Anton Engel vom Dölling und Galitz Verlag aus Ottensen: „Das ist unsere Premiere bei der Indiecon. Wir wollen die Chance nutzen, uns mit anderen Verlagen austauschen zu können.“ Foto: Dagmar Leischow
Anton Engel vom Dölling und Galitz Verlag aus Ottensen:
„Das ist unsere Premiere bei der Indiecon. Wir wollen die Chance nutzen, uns mit

anderen Verlagen austauschen zu können.“ Foto: Dagmar Leischow

Networking wird groß geschrieben bei dieser Veranstaltung. Das scheinen selbst etablierte Verlage erkannt zu haben. Der Jahreszeiten Verlag preist seine Merian-Hefte oder Food-Magazine an. Hatje Cantz ist ebenfalls vor Ort dabei. Dabei gehören diese zwei Verlage zur großen Ganske-Verlagsgruppe, sie wirken neben den Selbstverlegern und den unabhängigen Verlagen ein bisschen wie Fremdkörper. Bei der Indiecon erwartet man eigentlich eher jemanden wie Rosa Roth. Die Hamburgerin ist Chefredakteurin des Independent Magazins „The Smart View“, das sich der Smartphone-Fotografie widmet. Via Instagram startet sie regelmäßig Beitragsaufrufe. Diese Social-Media-Plattform, meint sie, sei ein hervorragendes digitales Bildarchiv. Sie hat es unter anderem genutzt, um ihr Zine „Botanic Vibes“ zu editieren, das sie bei ihrer nunmehr dritten Indiecon-Teilnahme vorstellt. „Ich suche hier den Kontakt zu anderen Leuten und möchte natürlich meine Hefte verkaufen“, erklärt Rosa Roth.

Neue Vertriebswege will Lou Probsthayn finden, der vor zehn Jahren in Hamburg den Literatur Quickie Verlag gründete. Foto: Dagmar Leischow
Neue Vertriebswege will Lou Probsthayn finden, der vor zehn Jahren in Hamburg
den Literatur Quickie Verlag gründete. Foto: Dagmar Leischow

Neue Vertriebswege zu finden ist gerade für unabhängige Publizisten immens wichtig. Das weiß auch Lou Probsthayn, der vor zehn Jahren in Hamburg den Literatur Quickie Verlag gründete. Die Minibücher, die er herausgibt, sind so dünn wie ein Pixie-Heft. Mehr als 150 Titel hat er im Angebot. Darunter „Ehrlich werden“, eine Kurzgeschichte des Krimiautors Gunter Gerlach, die nur 26 Seiten hat. Sie ist nicht unbedingt im Buchhandel zu haben, sondern in Kulturkaufhäusern. Zudem zählen Hotels zu Lou Probsthayns Kunden: „Statt einer Süßigkeit wird den Gästen einfach eins meiner Büchlein aufs Kopfkissen gelegt.“ Dagmar Leischow
Die Messe geht heute noch bis 18 Uhr: http://indiecon-festival.com

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