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Mehr als 70 Magazine und Kleinverlage aus aller Welt präsentieren und verkaufen ihre Arbeiten im Hamburger Oberhafen. ©Malte Spindler
Das macht Welle!

Am 7. und 8. September 2019 findet im Oberhafen zum sechsten Mal die Indiecon statt, die internationale Messe für unabhängige Verlage und Magazine. 20 unabhängige Buchverlage aus Hamburg nehmen ebenfalls an der Indiecon teil. 

Die Indiecon – Independent Publishing Festival wird von Die Brueder Publishing diebrueder.com 2019 zum sechsten Mal im Oberhafen organisiert. Am 7. und 8. September zeigen und verkaufen mehr als 70 Magazine und Kleinverlage aus aller Welt ihre Arbeiten im Hamburger Oberhafen. Rund 4.000 Gäste aus Medien, Kultur und Kreativwirtschaft werden bei der Messe erwartet, um sich über frisches Design, neue Erzählformen und fortschrittliche Vertriebsideen zu informieren. Erstmals nehmen auch 20 unabhängige Verlage aus Hamburg an der Indiecon indiecon-festival.com teil.   (Foto oben: ©Malte Spindler)

Die Indiecon hat sich zu einem Paradebeispiel für gelebte Meinungs- und Medienvielfalt entwickelt.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Diese Liaison ist ein Glücksfall: Dass die international aufgestellte Indiecon im Oberhafen nun auch die Bandbreite der unabhängigen Buchverlage in Hamburg präsentiert, zeugt davon, dass das unabhängige Publizieren längst zu einer entscheidenden Größe in unserer Medienwahrnehmung und -nutzung geworden ist. Einst aus einer engagierten Idee einiger Kreativer entstanden, hat sich die Indiecon zu einem Paradebeispiel für gelebte Meinungs- und Medienvielfalt entwickelt. Dass sich nun auch die unabhängigen Verlage als ,LuV – Liste unabhängiger Verlage Hamburg‘ zusammengeschlossen haben, wird den Medien- und Verlagsstandort Hamburg weiter stärken und die Tätigkeit der hiesigen Indie-Verlage in den Fokus rücken.“

Kultursenator Dr. Carsten Brosda im Oberhafen: „v.“ @Bertold Fabricius
Kultursenator Dr. Carsten Brosda im Oberhafen:
„Dass die international aufgestellte Indiecon im Oberhafen nun auch die Bandbreite
der unabhängigen Buchverlage in Hamburg präsentiert, zeugt davon,
dass das unabhängige Publizieren längst zu einer entscheidenden Größe in unserer Medienwahrnehmung und -nutzung geworden ist.“ @Bertold Fabricius

LuV – Liste unabhängiger Verlage Hamburg luv-hh.de ist eine Interessengemeinschaft, die sich im Frühjahr 2019 gegründet hat, um dem unabhängigen Publizieren von Büchern mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. LuV gehören bislang 30 Verlage aus Hamburg an, die für ein breites inhaltliches Spektrum von Belletristik über Kriminalromane bis hin zu politischen und philosophischen Sachbüchern oder herausragenden Bildbänden über Hamburg stehen. Neben einer gemeinsamen Website und einer Broschüre sind weitere Aktionen geplant, um Schlaglichter auf die kulturellen Werte zu richten, die in unabhängigen Verlagen produziert werden.

INTERVIEW

„Das Reagenzglas des Publishing“

Interview: Die Brueder Publishing organisieren u.a. das Publishingfestival Indiecon 2019 im Oberhafen mit. HafenCity-Zeitung-Redakteur Wolfgang Timpe sprach mit Indiecon-Mitbegründer Malte Brenneisen über Unabhängigkeit, Demokratie und den Oberhafen.

Warum machen Sie zurzeit den Job bei Die Brueder Publishing und welche Ziele verfolgenSie? Die Brueder Publishing haben sich 2012 als freie Journalist*innen und Designer*innen in Berlin und Hamburg zusammengeschlossen, um selbst Medien zu produzieren. Wir machen  Magazine, Bücher und Webprojekte und kümmern uns um Kommunikation und Vertrieb. Mit unserem Netzwerk aus Editorial- und Web-Designer*innen, Journalist*innen und Fotograf*innen, Illustrator*innen, Künstler*innen und Programmier*innen begleiten wir Projekte vom Konzept bis zur Produktion. Die besten Dinge entstehen, wenn man einfach loslegt. In unserer Struktur sind wir bis heute ziemlich beweglich – und probieren in Form, Inhalt und Distribution gerne neue Dinge aus. Vielleicht sind wir mit der Indiecon so etwas wie das Reagenzglas des Publishings.

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Independant-Fan Malte Brenneisen: „Der Oberhafen
ist eines der letzten kreativen Refugien dieser Stadt.“ Foto: Kolja Schoepe

Malte Brenneisen ist Autor und Journalist, Mitbegründer von Die Brueder Publishing, von „gentle rain – The International Hamburg Magazine“ sowie der „Indiecon – The Independent Publishing Festival“. Der 33-Jährige lebt in Hamburg.

Warum veranstalten und organisieren Sie als Die Brueder Publishing das unabhängige Publishing-Festival Indiecon 2019? Kunst und Kultur geraten gerade immer stärker unter Druck. Wir erleben weltweit, das autoritäre Regierungsformen wieder an Bedeutung gewinnen, dass Menschen an die Macht gelangen, die Meinungs- und Kunstfreiheit als Bedrohung sehen. Künstler*innen, Journalist*innen und Publizist*innen sind auch in Europa Anfeindungen aus diesen illiberalen Strömungen ausgesetzt – und das ist eine Gefahr, der wir begegnen müssen. Räume wie die Indiecon dienen als Experimentierfelder für neue Publikationen und Publikationsformen, die neben den analogen auch die digitalen Potenziale ausloten. Vor allem aber im Interesse unserer Demokratie und unserer freien und offenen Gesellschaft. Unabhängige Verlage, Magazine und Zinester (Selbstverleger in kleinen Auflagen) irritieren, kritisieren, dokumentieren und eröffnen neue Perspektiven und sind dabei hochkreativ, anspruchsvoll und individuell. Das macht sie so wertvoll. 

Es gibt doch genug Verlage und das Internet. Warum brauchen Hamburg und die Welt überhaupt ein „Independant Publishing Festival“? Bei Independent Magazines sind die Chef*innen auch die Macher*innen. Wer finanziell für seine Publikation verantwortlich ist, die/der muss nach unserer Auffassung auch inhaltlich sein. Das bedeutet automatisch, dass Indiemags keine großen und komplexen Strukturen haben – und den Austausch suchen. Das geht natürlich besonders gut im Netz. Doch in Sachen Vertrieb und Vermarktung ist es ohne das nötige Kleingeld heute fast unmöglich, gegen die Algorithmen des Internets oder die Marktmacht der Großverlage anzukommen. Zusammen sind wir allerdings viele. Und deshalb treffen wir uns seit nunmehr sechs Jahren hier In Hamburg.  In diesem Jahr kommen 96 Austeller*innen aus 22 Ländern. Das macht Welle.

nnn Foto: Malte Spindler
Die Brueder Publishing: Annika Dorau, Urs Spindler, Malte Brenneisen,
Martin Kaumanns, Malte Spindler (v. li. n. re.): „Räume wie die Indiecon dienen als Experimentierfelder für neue Publikationen und Publikationsformen, die neben den analogen auch die digitalen Potenziale ausloten.“ Foto: Malte Spindler


Was bedeutet Ihnen Erfolg und wann ist Indiecon 2019 für Sie ein Erfolg? Erfolgreich sind wir, wenn wir etwas bewegen. Independent Publishing kann gesellschaftlichen Strömungen eine Stimme geben, kann Debatten anstoßen und wenig beachtete Themen in die Öffentlichkeit tragen. Das Thema „Independence“ hat  dabei eine vielschichtige Bedeutung: Dass Publizieren frei von politischen Einflüssen möglich ist und umgekehrt sogar ein Tool zur freien Meinungsbildung sein kann. So wie es verschiedene Musik-Genres, Subgenres und Sub-Sub-Genres gibt, so sollte es auch Bücher und Zeitschriften geben, die in ihren wechselnden Formen, Inhalten und Distributionswegen für die unterschiedlichen Weltanschauungen und Kulturen stehen, die in unserer Gesellschaft aufeinandertreffen. Aus Hamburg kommen große Publizisten und Herausgeber, deren Nachlass auch in unserer Verantwortung liegt. Wir entscheiden, wie die Medien von morgen aussehen, wer sie macht und bezahlt.

Was zeichnet heute für Sie das Quartier Oberhafen aus und welche Perspektive sehen Sie für den Ort – in der HafenCity, aber auch für Hamburg?
Das Oberhafen-Quartier, in dessen Mittelbau wir seit 2015 unser Büro haben, ist eines der letzten kreativen Refugien dieser Stadt. Wenn es dem Eigentümer (HafenCity Hamburg GmbH) gelingt, dem Gelände den nötigen Freiraum zur Selbstentfaltung und -Verwaltung zu geben, dann kann er es auch bleiben. Einen der Aufträge von Kunst und Kultur habe ich in diesem Interview beschrieben. Kaum ein Independent Magazine, das uns hier im September besuchen wird, kann vom unabhängigen Publizieren leben. Je stärker die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Einflüssen wird (zum Beispiel durch Anzeigen), desto mehr Identität, Authentizität und Haltung geben die Publikationen ab. Die Beziehung vom Oberhafen und seinen Mieter*innen würde ich ähnlich beschrieben. 

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