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Fluch und Segen

Das größte Sanierungsgebiet in Dublins Hafen umfasst das Areal um die Grand Central Docks (Foto: TEN) Das größte Sanierungsgebiet in Dublins Hafen umfasst das Areal um die Grand Central Docks (Foto: TEN)[/caption] Das Leben in Hafennähe und am Wasser ist attraktiv, birgt aber auch Gefahren für die Gesundheit der Bewohner Das Thema Gesundheit und die Beeinträchtigungen, die mit der Hafenwirtschaft einhergehen und die durch Luftemissionen von Schiffen und Industrie, durch Kontaminationen belasteter Böden oder Lärm verursacht werden, wird nicht nur in der Hamburger HafenCity schon lange diskutiert. Dies belegen u.a. Informationsabende des NABU für die Anwohner der hafennahen Gebiete in den letzten Monaten (die HafenCity Zeitung berichtete). Auch in Dublin sind die Auswirkungen von industriebedingten Kontaminationen auf die Gesundheit von Bewohnern schon lange bekannt, und das Thema steht mit auf der Agenda der zu lösenden Probleme im Rahmen der Hafenranderneuerung. Bevor der Dubliner Hafen aus der Innenstadt an den Rand verlagert wurde und neue Technologien die Schifffahrtsindustrie drastisch veränderten, waren die Arbeit „auf den Docks“ und das Leben im Hafenviertel von Staub, Ruß, Giftstoffen und anderen Industrie- und Schiffsemissionen geprägt. Dies alles führte zu großen gesundheitlichen Problemen im gesamten Hafengebiet. „Hier gab es früher gleich drei Gasometer, die immer mal wieder Lecks aufwiesen, so dass es oft erbärmlich stank“, berichtet einer der Bewohner, der im Hafengebiet aufwuchs. „Kein Wunder, dass ich schon lange unter Asthma leide. Woran ich mich aus meiner Kindheit auch erinnere, ist der Ruß und der Lärm der Fabriken. Keiner, der nicht hier arbeitete, wäre freiwillig hierhergezogen.“ [caption id="attachment_2316019" align="alignleft" width="300"]Blick über Grand Canal Dock mit dem Hafen und Poolbeg im Hintergrund 2009. Blick über Grand Canal Dock mit dem Hafen und Poolbeg im Hintergrund 2009.[/caption] Am Anfang der Regenerierung stand auch die Dekontamination einiger Böden ehemaliger Industriestandorte, allen voran einer der drei ehemaligen Gasfabriken. Ähnliches spielte sich 2004/5 auf dem Grasbrook in der HafenCity ab. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Grasbrook, das hier 1844 erbaut worden war, wurden 220.000 Kubikmeter kontaminierter Boden abgetragen, bevor mit dem Bau von neuen Gebäuden begonnen werden konnte. Ein weiterer lang anhaltender Streitpunkt in Dublin betrifft das Thema Abfallbeseitigung, insbesondere der Bau einer Müllverbrennungsanlage, die zwar in einem Industriegebiet am Meer und am Stadtrand liegt, dieses grenzt jedoch direkt an eins der Hafenwohngebiete an. Trotz jahrelanger Proteste der Anwohner, die langfristige gesundheitliche Folgen befürchten, ist der Poolbeg Incinerator seit Dezember 2017 in vollem Betrieb. [caption id="attachment_2316020" align="alignright" width="300"]Die alte Gasfabrik am Sir John Rogersons Quay (Fotos: AW) Die alte Gasfabrik am Sir John Rogersons Quay (Fotos: AW)[/caption] Die Debatten um eine umweltfreundliche und belastungsfreie Regenerierung des ehemaligen Hafengebiets und generell um eine nachhaltige Stadtentwicklung in Dublin sind also noch lange nicht abgeschlossen. Wie in der Hamburger HafenCity, wo die Entstehung eines neuen Wohnquartiers mit der in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Hafenindustrie vereinbart werden muss und das Thema Gesundheitsgefährdung immer wieder in die Diskussion und die Schlagzeilen gerät, bleibt dieses Thema auch in den Dubliner Docklands aktuell, auch wenn die Gefahren dort nicht mehr direkt durch die Schifffahrt entstehen, sondern eher auf ehemals hafenbezogene Industrien und die langfristigen Folgen der Hafenwirtschaft zurückzuführen sind. Das Bewusstsein um diese Problematik ist in beiden Fällen da und wächst weiter, doch es bleibt eine große Herausforderung für die Politik, diese Probleme langfristig zu lösen. n AW   [caption id="attachment_2316021" align="alignleft" width="300"]Dekontamination des Geländes der ehemaligen Gasfabrik im Jahr 2003 Dekontamination des Geländes der ehemaligen Gasfabrik im Jahr 2003[/caption] Dr. Astrid Wonneberger hat an der Universität Hamburg Ethnologie studiert und 2011 ihre Habilitation zum Thema Regenerierung des ehemaligen Hafenviertels in Dublin/Irland geschrieben. In ihrem dritten und letzten Artikel schreibt Sie für die HafenCity Zeitung wie die Identität der ehemaliger Hafengebiete von Dublin erhalten werden konnte.  ]]>

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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