Kaispeicher B. In der offenen Modellbauwerkstatt auf Deck 1 des Internationalen Maritimen Museums Hamburg (IMMH) ist Zugucken ausdrücklich erwünscht
Kenner bezeichnen das Internationale Maritime Museum als Heimathafen wahrhaftiger Leidenschaft. Was Prof. Peter Tamm Sen. als begeisterter Sammler einst begründete, hat sich längst zur hanseatischen Institution entwickelt. Drei Jahrtausende Seefahrtsgeschichte bescheren Überraschungen auf neun Etagen, Decks genannt.
Foto oben: Vier Männer, eine Leidenschaft (v. l.): Jörg Kasparek, Klaus-Peter Stange, Holger Neiß und Hartwig Buck schaffen mit dem 3D-Drucker in der Modellbauwerkstatt auf Deck 1 kleine Kunststücke. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. © IMMH


Ein Magnet für wissbegierige Blicke ist auch die Modellbauwerkstatt auf Deck 1. Dort sind ehrenamtliche Enthusiasten am Werk, die sich nur zu gerne auf die Finger schauen lassen. Ganz bewusst befindet sich ihr Eldo-rado hinter einer gläsernen Fassade. Zuschauer sind herzlich willkommen. Manche Besucher reagieren anfangs ein wenig zaghaft, treten nach einladendem Winken jedoch beherzt ein. Moin! Die offene Werkstatt gilt als Refugium, in dem das maritime Herzblut pulsiert. Ein mehrsprachiges Plakat signalisiert: „Bitte keine Schwellenangst!“ Modellbauer mit roten und blauen Arbeitsschürzen freuen sich über Interesse und Fragen.
Für einen fachlichen Klönschnack sind die Herren gern zu haben. Zumal es immer wieder Neues zu erzählen gibt. Seitdem ein 3D-Drucker, ein passender Scanner sowie ein PC mit speziellen Programmen genutzt werden, gewann das kreative Schaffen in der Werkstatt weitere Facetten. Spulen mit zehn Farbtönen stehen zur Verfügung. Durch vielschichtiges Auftragen geschmolzenen Kunststoffs entstehen kleine und größere Wunderwerke. Filigranes Beispiel ist das aus dem Film „Fluch der Karibik“ bekannte Piratenschiff „Black Pearl“. Besatzung und Passagiere an Bord wurden vor Ort geschaffen. Neuerdings geht eine Menge mehr als früher. So wie Boote, Masten Großbäume, Piratenfiguren, Radarantennen, Ständer für Buddelschiffe – oder eine Meerschaumpfeife für die Ausstellung.
Holger Neiß, früher Werkzeugmacher, studierter Maschinenbauer und mit 84 Jahren Senior im neunköpfigen Team, der frühere Maschinenbauingenieur und Berufsschullehrer Hartwig Buck, der Industriemeister mit Fachrichtung Elektrotechnik Jörg Kasparek, der Maschinenbauingenieur Klaus-Peter Stange und Kollegen leisten Tag für Tag Einsatz, der Besucher staunen lässt. Die Begeisterung eint. „Wir verbinden Ehrenamt und Hobby zum Wohle des Maritimen Museums“, sagt Holger Neiß im Namen der Crew. „Die Arbeit macht gleichermaßen Spaß und Sinn.“
In der Regel ist die Modellbauwerkstatt von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Reingucken lohnt sich, auch für Kinder. Mit etwas Glück gibt’s eine Gold-Dublone als Geschenk. Aus einem Freibeuterschatz? Von wegen: Das kleine Kunststück stammt aus dem 3D-Drucker. Jens Meyer-Odewald

Info I
Sonderausstellungen. „The Sea Unites“ über das griechische Schifffahrts- und das deutsche Wirtschaftswunder ist bis 30. November zu sehen.
„Breaking the Surface“ über Frauen in der Meeresforschung läuft bis Jahresende.
Info II
Termine im November: Im Rahmen der Hamburger Horizonte „Über Wasser“ veranstaltet das Internationale Maritime Museum Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Vortragsreihe.
Termine in diesem Monat: 5., 12. und 19. November 2025. Themen und Details unter www.imm-hamburg.de



