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Warum wir Stiftungen brauchen und was in der HafenCity noch fehlt

Stiftungsexperte Dr. Robert Schütz[/caption] Christoph Lieben-Seutter und Peter Tamm im Gespräch bei Esche Schümann Commichau Hamburg ist Deutschlands Stiftungshauptstadt. Stiften hat in der Hansestadt nicht nur eine lange Tradition, sondern laut Bundesverband Deutscher Stiftungen verzeichnet die Stadt auch die höchste Stiftungsdichte im Vergleich der Bundesländer. Ob in Kultur, Wissenschaft oder Denkmalpflege, im Gesundheitswesen, im Umweltschutz oder im Bildungswesen, mehr als 1400 Stiftungen haben ihren Sitz in Hamburg. Insgesamt steht ihnen nach Angaben der Justizbehörde, die zuständig ist für die Aufsicht über die Stiftungen, ein Vermögen von geschätzt 9,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Viel Geld, mit denen die Stifter viel bewegen. HafenCity, zehn Uhr morgens. Dichter Nebel über der Stadt. Die gläsernen Spitzen der Elbphilharmonie zeichnen sich nur schemenhaft im Dunst des beginnenden Tages ab. Eigentlich soll man sie gut sehen können hier von der Dachterrasse des Java-Hauses aus, dem Sitz der Sozietät Esche Schümann Commichau. Doch nicht nur der Nebel trübt die Sicht, sondern auch ein neues Gebäude, das in der letzten Woche noch einmal um zwei Stockwerke gewachsen ist. Stiftungsexperte Dr. Robert Schütz nimmt es gelassen, und wir machen aus der Not eine Tugend und spannen eine schwarze Fotoleinwand auf für den Hausherren des Kaispeicher A, Christoph Lieben-Seutter, und den Hauherren des Kaispeicher B, Peter Tamm. Dem Internationalen Maritimen Museum und der Elbphilharmonie sind die Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, die hier im Java-Haus arbeiten, seit Jahren verbunden. „Wir beraten beide Häuser von Anfang an in den Bereichen Recht, Steuern und Wirtschaftsprüfung einschließlich der unterschiedlichsten gemeinnützlichkeitsrechtlichen Fragen. Insofern sind sämtliche Bereiche unseres Hauses mit den beiden Stiftungen verbunden“, erklärt Schütz. [caption id="attachment_2320199" align="alignleft" width="300"] Christoph Lieben-Seutter,[/caption] Die Elbphilharmonie hat eine Stiftung, das Maritime Museum ist eine Stiftung, welche Rolle spielt das?  „Die Stiftung spielt bei uns eine wesentliche Rolle. Ich glaube, ohne das große private Engagement für die Elbphilharmonie, das ja ganz früh zutage getreten ist in Hamburg, noch lange vor der wirklichen Entscheidung für den Bau, hätte es dieses Projekt nicht gegeben“, sagt Christoph Lieben-Seutter. Hätte es das Maritime Museum ohne Stiftungsgründung gegeben? „Vermutlich nicht, aber der Ansatz war ein anderer als bei der Elbphilharmonie“, antwortet Peter Tamm. Sein Vater habe durch die Gründung der „Peter Tamm Sen. Stiftung“ seine Sammlung, die weltweit größte, private maritime Sammlung mit hunderttausenden Exponaten, in ihrer Gesamtheit dauerhaft bewahren wollen und nur so sei es möglich gewesen, sie in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ein weiterer Unterschied zur Elbphilharmonie ist aber auch, dass wir keine öffentlichen Zuschüsse bekommen, sondern allein durch die Stiftung und deren Zustiftungen von ganz unterschiedlichen Unternehmen und Persönlichkeiten getragen werden“, so Tamm. Die Elbphilharmonie wäre demnach also auch ohne Stiftung denkbar? „Denkbar schon, aber der damalige Entscheidungsprozess wäre sicher ohne die großen finanziellen Zusagen in Hamburg anders verlaufen. Aber klar, in unserem Fall ist die Stiftung nicht Träger des Betriebes, sondern eine vom Betrieb unabhängige Institution, die auch unabhängig entscheidet, was mit dem Geld gemacht wird. Ich als Intendant stelle dann Anträge, um ein schönes Konzertprogramm oder Musikvermittlungstätigkeiten finanzieren zu können“, so Lieben-Seutter. Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Stiftung die erste Institution gewesen sei, die im Namen der Elbphilharmonie mit breit angelegten Plakat- und Fundraisingaktionen Tausende Spender und einige Großspender gewinnen konnte. „Die Zusagen waren fast doppelt so hoch wie im Businessplan gedacht. Aufgrund dieser hohen, finanziellen Zusagen, hat man damals entschieden, nicht nur den ersten Stiftungszweck, also den Bau der Elbphilharmonie zu unterstützen, sondern einen großen Teil des Geldes als Betriebsstiftungskapital zurückzuhalten, sodass aus den Erträgen des Stiftungskapitals künstlerische Programme finanziert werden können“, erklärt Lieben-Seutter. Generell sei dies für jede Art von Kulturinstitution zu empfehlen, also ein Kapital zu haben, von dem sie leben und mit dem sie arbeiten kann.  Die Zinslandschaft sei in diesen Zeiten zwar nicht so erfreulich, aber dies werde sich hoffentlich irgendwann einmal wieder ändern, fügt der Generalintendant noch an. [caption id="attachment_2320193" align="alignright" width="300"] Dr. Robert Schütz[/caption] Peter Tamm, der nach dem Tod seines Vaters den Vorstandsvorsitz im Maritimen Museum übernommen hat, muss keine Anträge stellen. „Wir sind da vielleicht etwas freier, aber wir haben selbstverständlich klar definierte Stiftungsgrundsätze und Statuten, in denen wir uns bewegen. So ist festgelegt in welche Richtung wir unser Haus weiterentwickeln. Für neue Spender und Zustifter, die unsere Arbeit unterstützen möchten, ist klar ersichtlich, was mit ihrem Geld passiert.“ Dies sei ja ganz generell das Schöne und auch der Grundgedanke von Stiftungen, so Schütz. „Anders als eine Gesellschaft, die man wählt, wenn man kurz- oder mittelfristig etwas gestalten möchte, schaffen Stifter mit einer Stiftung immer etwas von Dauer, weil sie ihr gestiftetes Vermögen dem in der Stiftungssatzung festgelegten Zweck widmen.“ Der Kaispeicher A, auf dessen Fundament sich die Elbphilharmonie majestätisch erhebt zeigt, was moderne Architektur leisten kann. Der Kaispeicher B, das älteste erhaltene Speichergebäude des ehemaligen Freihafens, dessen Fassade und historische Speicherböden unter Berücksichtigung aller Fragen des Denkmalschutzes aufwändig und behutsam saniert wurden, mit dem Ziel so viel Originalsubstanz wie möglich zu erhalten und gleichzeitig auf 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche attraktive Räume für 3.000 Jahre Schifffahrtsgeschichte zu schaffen. Dazwischen das Java-Haus als modernes Bürogebäude. Drei Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Drei Orte, die sich mit und in der HafenCity entwickelt haben. Herr Lieben-Seutter, Herr Tamm, Herr Schütz – wie bewerten Sie den neuen Stadtteil? [caption id="attachment_2320192" align="alignleft" width="300"] Christoph Lieben-Seutter,[/caption] „Es ist ungeheuerlich wie sich die HafenCity entwickelt hat. Ich hätte nie gedacht, dass das so schnell gehen wird. Das erste Mal war ich 2006 hier, als ich als Intendant vorgestellt wurde. Die Fotos nach der Pressekonferenz haben wir auf den Magellan-Terrassen gemacht, mit dem Kaispeicher A im Hintergrund und einem noch unbebauten Kaiserkai. Später fand ich die Bebauung, gerade am Kaiserkai, doch ein bisschen steril und kleinteilig, mittlerweile finde ich die Architektur der HafenCity in ihrer ganzen Bandbreite sehr vielfältig. Vor allem aber lebt der Stadtteil mit vielen neuen Gebäuden, Geschäften und Restaurants. Heute morgen bin ich von der U 4  hier zum Java-Haus gelaufen, und allein wie viele Leute die U-Bahn nutzen und in der HafenCity aussteigen ist erstaunlich. Kein Vergleich zu den Anfangsjahren.“ Ja, es sei überaus beeindruckend wie sich Leben und Arbeit in der HafenCity entwickelt hätten, sagt Peter Tamm. „Vor zehn Jahren waren wir umgeben von einer einzigen Bauwüste mit tiefen Gräben und unzähligen Kränen. Unser Museum lag ziemlich allein am Rand, abgetrennt von der Busanbrücke.“ Robert Schütz lacht und sagt: „Ja, hinter dem Maritimen Museum war Schluss, da kam nichts mehr und somit gehörten wir hier im Java-Haus auch erst einmal nur zur Randbebauung.“ Dennoch habe sich Esche Schümann Commichau den Standort ganz bewusst ausgesucht. Gerade auch bei der Rekrutierung von Mitarbeitern und Nachwuchskräften sei die HafenCity ein unschlagbares Argument. „Ein neuer, junger und mittlerweile sehr lebendiger Stadtteil, in dem Menschen gerne arbeiten möchten“, meint Schütz. Bei so viel Lob und Begeisterung – gibt es denn gar nichts, was Ihnen in der HafenCity fehlt? „Ein bisschen mehr Kultur könnte es geben“ sagt der „Elphi“-Chef. Alle am Tisch nicken und die Herren sind bei dem Thema, das ihr Kerngeschäft und damit auch ihren Markenkern ausmacht. Wie sie ihre jeweiligen Kulturbetriebe in Zeiten der Digitalisierung positionieren, warum Musik, Kunst, Kultur, Geschichte vielleicht sogar wichtiger denn je sind, was sie ganz persönlich für ein Verhältnis zum Meer und der Musik haben lesen Sie auf der letzten Seite dieser Ausgabe. [themify_box icon=“info“ color=“gray“] Info-Kasten: Verlässlich und verbunden Im Jahr 1822 gegründet, ist Esche Schümann Commichau nicht nur die älteste und traditionsreichste Sozietät Hamburgs, sondern auch eine der großen multidisziplinären Sozietäten Deutschlands. Das perfekt eingespielte Team von rund 130 Rechtsanwälten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Fachmitarbeitern berät Unternehmen und deren Gesellschafter, den international agierenden Mittelstand sowie Großkonzerne in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts und des Steuerrechts. Die angegliederte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bietet ein umfassendes Spektrum von Prüfungs- und prüfungsnahen Dienstleistungen. Privatpersonen schätzen insbesondere die Beratung zu Steuerfragen und zur Vermögensnachfolge. Nicht nur bei der Neugründung von Stiftungen, sondern auch bei deren laufenden Beratung stehen die Stiftungsexperten der Sozietät den Stiftern und Stiftungen mit großem persönlichem Engagement zur Seite. Seit 6 Jahren befindet sich das Büro der Sozietät im Haus JAVA in der HafenCity.   [/themify_box] ]]>

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