Grußwort. Andreas Kleinau von der HafenCity Hamburg GmbH verbindet mit dem Start der HafenCity Zeitung vor 15 Jahren auch ein Wachsen des Wir-Gefühls in der HafenCity
2009 war ein besonderes Jahr für die HafenCity. Fünf Jahre zuvor waren im Quartier Am Sandtorkai nahe der Speicherstadt die ersten mutigen Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen. Doch erst mit der Fertigstellung des benachbarten Quartiers Am Dalmannkai belebte sich die Nachbarschaft spürbar: Von damals rund 800 Wohnungen wurden bis Mai 2009 über 600 dort vollendet. Die Zahl der Anwohnenden wuchs rasant auf 1.500.
Foto oben: Blick auf den Strandkai 2014: Die Spitze ist noch unbebaut, dahinter der Marco-Polo-Tower und das damalige Unilever-Gebäude. © Thomas Hampel
Man traf sich verlässlich auf den ersten fertiggestellten Plätzen wie den Magellan- und Marco-Polo-Terrassen. Wer seinen Kühlschrank füllen wollte, war bei einem kleinen Kiosk am Kaiserkai richtig. Dessen Auswahl umfasste neben Milch, Butter und Käse auch eine beeindruckende Auswahl an Schaumweinen. Und Anlässe zum Anstoßen gab es 2009 besonders viele: von der Ankunft der ersten Genossenschaften und Baugemeinschaften über die Eröffnung der ersten Schule und Kita bis zur Gründung des Nachbarschaftsvereins Netzwerk HafenCity e. V.
Das Medium des Wir-Gefühls
Es ist kein Zufall, dass in diesem Jahr auch die Geburt der HafenCity Zeitung gefeiert wurde. Sie ist nicht nur mit der Aufbruchstimmung der frühen HafenCity eng verbunden, sondern sie wurde das Medium des Wir-Gefühls. Selbstbewusst präsentierte sich hier die Nachbarschaft und machte sich mit der monatlichen Fortschritts-Inventur zugleich den Stadtteil zu eigen: Wie geht es mit den verschiedenen Bauprojekten voran? Welche neuen Nachbarinnen und Nachbarn sind da (gerne auch prominente), welche Geschäfte und Gastronomien? Welche Veranstaltungen sollte man keinesfalls verpassen?
Natürlich wurde von Anfang an auch mit Kritik nicht gespart, auch an der HafenCity Hamburg GmbH, die als städtische Gesellschaft für die Entwicklung des neuen Stadtteils zuständig ist. Ein wenig geht es ja in der Stadtentwicklung zu wie beim Fußball: 80 Millionen Co-Trainer kommen auf einen hauptamtlichen Bundestrainer – oder im Falle der HafenCity zumindest einige Hundert. Die HafenCity Zeitung nahm und nimmt wie ein kritisches Fanmagazin Stimmungen an der Basis auf. Und genau darin liegt zugleich ihre Qualität bis heute. Jede Ausgabe ist ein Seismograf für Themen, die Menschen im Quartier beschäftigen – ob Lärm- oder Verkehrsaufkommen, Fassaden- oder Grünraumgestaltung, Luft- oder Parkraumqualität. Was hier im Trend liegt, findet oft auch anderer Stelle seinen Niederschlag.
Radikal lokal
Seit 15 Jahren hält die HafenCity Zeitung in einer äußerst turbulenten Medienwelt erfolgreich Kurs. Redakteur:innen haben gewechselt, Designs wurden aufgefrischt, aber an der Grundidee hat sich nichts geändert. Radikal lokal: Das Konzept scheint zu funktionieren in einer Zeit, wo traditionsreiche Redaktionen verkleinert oder gar geschlossen werden, wo selbst große Verlagsnamen bedauerlicherweise ganz aus Hamburg verschwinden. Insofern ist die hartnäckig und sogar mit wachsendem Umfang im Druck erscheinende HafenCity Zeitung nicht zuletzt ein Beispiel dafür, wie mit dem neuen Stadtteil auch innovative zukunftsfähige Produkte entstehen und sich durchsetzen.
Wie geht es weiter?
Wie für alles, was die HafenCity im Titel trägt – die HafenCity Hamburg GmbH ausdrücklich eingeschlossen –, stellt sich allerdings die Frage, wie es weitergeht, wo sich die Entwicklung des Stadtteils sichtbar dem Ende zuneigt. Inzwischen leben nicht mehr 1.500, sondern 8.000 Menschen hier. Zehn Quartiere strecken sich über mehrere Kilometer bis weit in den Osten. Die Plätze und Promenaden reichen vom Platz der Deutschen Einheit und der 2024 eingeweihten Strandkaispitze bis zum Amerigo-Vespucci-Platz. Zum Einkaufen trifft man sich nicht mehr am Kiosk, sondern hat mehrere Supermärkte zur Auswahl, ebenso wie verschiedene Kitas und Schulen. Das Angebot der Wohnungen reicht von der luxuriösen Eigentumswohnung bis zum geförderten Wohnungsbau.
Längst ziehen auch nicht nur Pionierinnen und Pioniere gezielt in die HafenCity, um das Abenteuer eines neuen Stadtteils miterleben und mitgestalten zu wollen. Manch eine:n verschlägt es eher zufällig hierher. Anders gesagt: Die HafenCity wird mit jedem Tag normaler. Darin steckt ein großer Erfolg – der neue Stadtteil ist längst in Hamburg angekommen –, aber zugleich eine Herausforderung: Wo setzt man noch seine Akzente? Sind die vertrauten Themen und Formate weiterhin die richtigen? Und auf welche Fans – welche engagierten Akteurinnen und Akteure – kommt es jetzt eigentlich an?
Gutes Gespür, gute Reise
Die HafenCity Zeitung hat in jedem Fall längst andere Stadteile entlang der „Stadtküste“ für sich entdeckt. In neuen Entwicklungsgebieten wie dem Billebogen oder dem Grasbrook bleibt sie eine treue publizistische Begleiterin der HafenCity Hamburg GmbH und ihrer Tochtergesellschaften. Wir wünschen der HafenCity Zeitung in den kommenden 15 Jahren weiterhin gutes Gespür und freuen uns auf die weitere gemeinsame Reise. Andreas Kleinau
_______________________________
Dr. Andreas Kleinau ist Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH.