Arno Bäcker, Präsident der Hauptverwaltung der Bundesbank im Norden, spricht sechs Sprachen und liebt Frau Fiona und Rom. Von Dagmar Garbe
Das elterliche Textilgeschäft hat Arno Bäcker nie interessiert und von seinem Wunsch, Naturwissenschaften zu studieren, brachten ihn Erzählungen seiner Freunde über die Routinearbeit im Großlabor ab. Eine Banklehre hat ihn dann auf den entscheidenden Weg gebracht, der den heute 57-Jährigen Anfang 2017 auf den Chefsessel der Hauptverwaltung der Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein geführt hat.
Foto oben: „Die HafenCity ist noch weltoffener als Hamburg.“ @Thomas Hampel
Davor liegt ein abwechslungsreiches Leben. Nach Bundeswehrzeit und Banklehre in Koblenz nahe seinem Geburtsort Isenburg im Kreis Neuwied, hat Bäcker in Heidelberg und Bonn Volkswirtschaftslehre studiert und über „Politische und ökonomische Länderrisiken“ am Beispiel Lateinamerikas promoviert. Mit 30 Jahren trat Bäcker seine erste Stelle bei der Bundesbank in Frankfurt am Main in der damaligen Europa-Abteilung an. „Internationale Fragen haben mich schon im Studium interessiert“, sagt der Manager mit familiären Wurzeln auch in den Niederlanden, der fließend Englisch, Französisch und Italienisch spricht und sich darüber hinaus auf Spanisch und Holländisch verständigen kann.
Kein Wunder also, dass es ihn über Deutschlands Grenzen hinaus in die Welt zog. Zunächst nach Brüssel, wo der junge Volkswirt für die Bundesbank als Berater beim Wirtschafts- und Währungsauschuss des Europäischen Parlaments arbeitete. Hier stellte er auch die entscheidenden Weichen für sein Privatleben: Auf einer Geburtstagfeier lernte Bäcker die junge Engländerin Fiona kennen und lieben. Der einzige Nachteil: Sie war beruflich auch dann noch in Brüssel gebunden, als der Banker 1997 nach Frankfurt in die Stabsstelle für monetäre Grundsatzfragen zur Bundesbank zurückkehrte. Die Fernbeziehung endete erst zwei Jahre später, als Bäcker als Repräsentant der Deutschen Bundesbank und Finanzattaché an der Deutschen Botschaft in Rom arbeitete und dort der gemeinsame Sohn zur Welt kam. „Rom“, sagt Bäcker mit einem Strahlen in den Augen, „war auch dank der Warmherzigkeit im Gastland einfach eine herrliche Zeit.“
Promotionsarbeit „Politische und ökonomische Länderrisiken“:
Dr. Arno Bäcker, Präsident der Hauptverwaltung der Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Für den umtriebigen Manager allerdings nur eine Zwischenstation. 2004 ging es zurück nach Frankfurt in den Bereich Internationale Währungsfragen und von dort über weitere Stationen hin zur Leitung des Europa-Sekretariats, in dem er die Koordination der EZB-Rat-Sitzungsvorbereitung für Bundesbankpräsident Jens Weidmann übernahm. Bis er dann 2017 als Präsident der Hauptverwaltung nach Hamburg wechselte, zu der eben auch Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gehören.
„Die HafenCity ist noch weltoffener als Hamburg.“
Das Pendeln ist daher geblieben, auch wenn es nun „nur“ noch national und nicht mehr international ist. Der feste Standort liegt beruflich in Hamburg an der Willy-Brandt-Straße, privat – in Fußgehweite entfernt – in der HafenCity. Dort leben Arno und Fiona Bäcker sehr gern. „Hier ist man als Zugereister nicht allein“, sagt er, „die HafenCity ist noch ein bisschen weltoffener als Hamburg es ohnehin schon ist.“ Ein Auto nutzen sie wegen der guten Lage nur noch für Heimfahrten zur Familie oder Urlaubsfahrten, die nicht selten zum Wandern führen. Den Limes-Wanderweg im Taunus hat das Ehepaar bereits absolviert, jetzt steht der Europäische Fernwanderweg, der von Flensburg über den Bodensee nach Genua führt, auf dem Programm. Für weitere Hobbies bleibt kaum Zeit, ab und an ein wenig Segeln, ein wenig Skifahren. Ein gutes Buch liegt allerdings immer auf dem Nachttisch, aktuell ist es „Die Unwissenheit“ von Milan Kundera.
Auch beruflich fühlt sich Bäcker in Hamburg angekommen. Die Arbeit sei sehr abwechslungsreich und vielfältig. Rund 600 Mitarbeiter zu führen und dabei eine zeitgemäße Führungskultur zu etablieren macht ihm Spaß. Eine Herausforderung sei es, die Bevölkerung insbesondere mit der Öffentlichkeitsarbeit und dem Ökonomischen Bildungsangebot der Bundesbank außer in Hamburg auch in den Flächenländern gleichermaßen zu erreichen und noch mehr junge Leute für geld- und stabilitätspolitische Themen zu begeistern. Da seien weitere Anstrengungen nötig, genauso wie beim Thema Gleichstellung, die Bäcker durch frühzeitige Identifizierung und Förderung von potenziellem weiblichem Führungsnachwuchs noch stärker fördern möchte.
Bei aller Offenheit im Gespräch, einen Anlagetipp in diesen schwierigen Zeiten, kann man sich von dem Experten nicht erhoffen. „Die Bundesbank gibt grundsätzlich keine Anlagetipps“, sagt er, allerdings gebe es viele öffentliche Veranstaltungen wie das „Forum Bundesbank“, bei denen die Menschen allerbeste Bedingungen hätten, sich unabhängig zu informieren. Und sollte der Leser dieser Zeilen noch zu denjenigen gehören, die ein ganz klein wenig von den rund 12 Milliarden D-Mark besitzen, die sich laut Bilanz der Bundesbank noch im Umlauf befinden: Dieses Geld kann in allen Filialen der Bundesbank unbefristet umgetauscht werden. Dagmar Garbe
INFO
Die Bundesbank im Norden Deutschlands
Die Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein: Über ihre drei Filialen in Hamburg, Neubrandenburg und Rostock versorgt die Hauptverwaltung die Wirtschaft mit Euro-Bargeld. Privatkunden bieten die Filialen einen gebührenfreien und unbefristeten Umtausch von D-Mark-Banknoten und Münzen.
Und Banken können sich bei der Bundesbank refinanzieren. Dazu müssen sie Sicherheiten hinterlegen, zum Beispiel Kreditforderungen an Unternehmen. Die Hauptverwaltung analysiert die Bonität dieser Unternehmen und wertet dazu jährlich über 2.000 Bilanzen aus.
Ferner überwacht die Hauptverwaltung im Rahmen der Bankenaufsicht rund 100 Kreditinstitute und 130 Finanzdienstleister in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Darüber hinaus informiert sie in regionalen Veranstaltungen die Öffentlichkeit über Themen wie Geldpolitik und Finanzmärkte. Im Rahmen der ökonomischen Bildung wendet sie sich mit zahlreichen Vorträgen und Seminaren an Lehrerinnen und Lehrer, Schulklassen und Studierende.