DC Developments: Warum neue urbane Quartiere die Stadt und Investoren verändern
Das Debatten-Dreigestirn am Großen Grasbrook in der Business-etage von DC Developments war sich – vom Ende her gedacht – in einem Punkt einig: Konservative Investoren und institutionelle Anleger können bei Projekt- und Quartiersentwicklungen sowie Immobilieninvestitionen mittelfristig nicht mehr nur in gewohnten Anlagebahnen denken: Möglichst geringes Risiko, immer sortenreine Investitionsobjekte als pure Wohn-, Büro-, Gewerbe- oder Hotelgebäude. Das sind zwar immer noch sichere Renditeanlagen, aber nachhaltige Projekt- und Stadtentwicklung tickt heute schon anders. „Ich verstehe Investoren“, sagt Lothar Schubert, Geschäftsführender Gesellschafter bei DC Developments in Hamburg, „dass sie renditesichere Anlagen möchten, aber das Denken in Asset-Klassen nimmt ab. Sie müssen raus aus der Silo-Denke.“
(Foto oben: Wolfgang Timpe)
Sein Counterpart, Iris Schöberl, Managing Director Germany der Münchner Immobilienfonds- und Vermögensverwaltungsgesellschaft BMO Real Estate Partners, teilt die Einschätzung, sieht aber kaum Bewegung bei konservativen deutschen und vor allem bei Überseeanlegern. „Die wollen klar strukturierte Nutzungsbausteine mit festen Renditegarantien – nach wie vor.“ Und Marcus Lemli, CEO Germany und Head of Investment Europe der Immobilienberatungsgesellschaft Savills aus Frankfurt sieht auch noch die sichere Rendite-Vorfahrt bei Anlegern, vor allem institutionellen, und macht den Druck zur Veränderung bei der Digitalisierung aus. „Die Smart City hat Zukunft und wird gemischte Nutzungen bieten müssen. Die Digitalisierung verschärft das Thema“, so Lemli.
DC Developments, Tochterunternehmen vom Immobilienmakler Dahler & Company, und selbst großer Projektentwickler u.a. auch beim südlichen Überseequartier, hatte die Dreierrunde zu einem Business-talk an den Großen Grasbrook gebeten. „Führen Quartiere zum Umdenken in der Immobilienwelt?“ Die drei waren sich über ein Ja zum Trend einig, aber über Tempo und Veränderungswillen bei Investoren war man jeweils differenziert optimistisch.
Für Gastgeber Schubert haben neue größere Quartiere nur dann Zukunft, wenn die Bewohner sagen: „Hier will ich sein, morgens, mittags, abends, dann ist es ein nachhaltiges Quartierskonzept.“ Und wie ist das nun mit der „Smart City“ oder dem „Urban District“ und der Digitalisierung in der City? „Ich glaube nicht wirklich an selbstfahrende Autos. Der Millenial will“, so BMO-Frau Schöberl, „alles in seinem Quartier haben und sich möglichst nicht bewegen. Menschen brauchen Wurzeln, um sich wohl zu fühlen.“
Und Savills-Mann Lemli fordert Beweglichkeit: „Märkte müssen sich den Menschen anpassen.“ Für Schubert gibt es neue Chancen. „Wir müssen als Projektentwickler alles aus einer Hand bieten, im Quartier bleiben und Verantwortung übernehmen.“ Die HafenCity und besonders das südliche Überseequartier als Ministadt im Stadtteil sind Teil eines globalen Prozesses hin zum Quartierverhalten mit nachbarschaftlicher Struktur. „Es gibt eine neue Sehnsucht nach Kiez“, so Schubert. Wolfgang Timpe