Rockröhre Janis Joplin im psychodelischen Bühnenambiente auf Woodstock. © Elliott Landy
Hippieyeah

In den Ex-Ikono-Hallen auf dem Überseeboulevard werden bis 31. Oktober die Aufnahmen des Woodstock-Fotografen und Musikerporträtisten Elliott Landy gezeigt

August 1969. Auf den Feldern eines Milchbauern nahe der Stadt Bethel im US-Bundesstaat New York versammelten sich rund 500.000 Menschen aus aller Welt – um beim Woodstock-Festival Liebe, Frieden und Musik zu zelebrieren. Im Grunde war diese Veranstaltung ein einziges Chaos. Nicht wenige Besucher blieben im ungeheuren Verkehrsstau stecken. Es strömten weitaus mehr Leute auf das Gelände, als die Organisatoren jemals erwartet hätten. Gnadenlos trampelten sie die Zäune nieder. Auch der Zeitplan geriet durcheinander: Aus drei geplanten Tagen wurden vier.

Foto oben: Rockröhre Janis Joplin im psychodelischen Bühnenambiente auf Woodstock. © Elliott Landy

Einer, der all das ganz hautnah miterlebt hat, war der Fotograf Elliott Landy. Er tummelte sich mit seiner Kamera mitten in der Menge. Während er an Demonstrationen und sogenannten Sit-Ins, Sitzstreiks, teilnahm, hielt er das friedliche Aufbegehren der Hippies in Bildern fest. Bei den Konzerten der 32 Bands und Solisten stand der Amerikaner meistens in der ersten Reihe, um Grateful Dead, The Band oder Joan Baez abzulichten. Auf einer Aufnahme posiert eine völlig zugedröhnte Janis Joplin mit weit geöffneten Armen. Eine andere zeigt Jimi Hendrix an der Gitarre.

August 1969. Auf den Feldern eines Milchbauern nahe der Stadt Bethel im US-Bundesstaat New York versammelten sich rund 500.000 Menschen aus aller Welt – um beim Woodstock-Festival Liebe, Frieden und Musik zu zelebrieren. © Elliott Landy
August 1969. Auf den Feldern eines Milchbauern nahe der Stadt Bethel im US-Bundesstaat New York versammelten sich rund 500.000 Menschen aus aller Welt – um beim Woodstock-Festival Liebe, Frieden und Musik zu zelebrieren. © Elliott Landy

Nur Bob Dylan war bei diesem Mega-Event nicht dabei. Als der Woodstock-Veranstalter Michael Lang versuchte, den Folk-Pionier für sein Festival zu buchen, vermittelte Elliott Landy den Kontakt. Das nützte allerdings nichts: Dylan lehnte einen Auftritt ab. Darum fehlt er in Elliott Landys Woodstock-Kollektion. Der Fotograf hat diesen Musiker trotzdem des Öfteren abgelichtet – mal lächelnd, mal cool dreinblickend. Er begleitete Bob Dylan oder auch Jimi Hendrix sogar bei ihren Tourneen. 

Fotochronist Elliott Landy tummelte sich mit seiner Kamera mitten in der Menge und hielt das friedliche Aufbegehren der Hippies in Bildern fest.

Mit seinen Fotos fing Elliott Landy damals den Zeitgeist ein – dafür liefern die 160 Aufnahmen, die vom 31. Juli bis zum 31. Oktober in der Ausstellung „Elliott Landy’s Woodstock Vision – The Spirit of a Generation“ am Überseeboulevard 5 präsentiert werden, den Beweis. Die Schau besteht aus drei Teilen: Musik, Kunst und Gesellschaft. Natürlich waren diese Aspekte in den 1960er Jahren eng miteinander verflochten. Die Hippies strebten bekanntlich nach einer unblutigen Revolution. Nicht mit Waffen wollten sie gesellschaftliche Normen durchbrechen, sondern mit friedlichen Aktionen. Die Menschen waren voller Hoffnung, ihr Optimismus war nahezu unerschütterlich. Sie glaubten wirklich daran, die Welt kraft ihrer Liebe zu einem besseren Ort machen zu können. Dafür stand das Woodstock-Festival. 

Schwarz-weißes Stillleben des Gitarrengotts Jimi Hendrix, der mit einem Zungenzupfer an der Saite seine Fans in Ekstase versetzte. © Elliott Landy
Schwarz-weißes Stillleben des Gitarrengotts Jimi Hendrix, der mit einem Zungenzupfer an der Saite seine Fans in Ekstase versetzte. © Elliott Landy

So entdeckt man auf Elliott Landys Bildern Paare, die sich innig küssen. Ein Foto belegt, dass heftige Regenschauer das Publikum noch näher zusammenrücken ließen. Auf einem anderen Schnappschuss kann man Leute beim Meditieren vor ihren Zelten beobachten. Immer wieder schweift das Auge des Betrachters über ein Menschenmeer. Zu solchen Momentaufnahmen gesellen sich in der Schau Berichte von Zeitzeugen. Produzenten, Roadies oder Besucher erzählen in den Wandtexten von ihren sehr persönlichen Erfahrungen in Woodstock. Das wird also definitiv eine Zeitreise in die Flower-Power-Vergangenheit.

Immer wieder schweift das Auge des Betrachters über ein Menschenmeer. Das ist definitiv eine Zeitreise in die Flower-Power-Vergangenheit.

Die Gegenwart sieht indes für Elliott Landy, der einige Woodstock-Bildbände veröffentlichte, vollkommen anders aus. Sein Schwerpunkt liegt längst nicht mehr auf Musikerporträts und Konzertfotos. Er entwickelte eine App für interaktive Musikvideos. Mit „People taking Pictures“ spürte er der Freude nach, die Menschen beim Fotografieren empfinden. Für sein Buch „Kaleidoscapes“ machte er in New York mit einem Kaleidoskop-Filter Stadtaufnahmen. Seinen Fotoband „Love at Sixty“ versteht er als fotografisches Liebesgedicht. Diesem Mann gehen eben nie die Ideen aus.
Dagmar Leischow

Fotograf Elliott Landy begleitete auch Bob Dylan auf seinen exzentrischen Poesie-Klampfen-­Touren durch die Arenen Amerikas. © Elliott Landy
Fotograf Elliott Landy begleitete auch Bob Dylan auf seinen exzentrischen Poesie-Klampfen-­Touren durch die Arenen Amerikas. © Elliott Landy

INFO „Elliott Landy’s Woodstock Vision“, Love Peace and Music – 50 Jahre – Die Ausstellung, findet vom 31. Juli bis 31. Oktober 2020 in den ehemaligen Ikono-Räumen auf dem Überseeboulevard 5, 20457 Hamburg-HafenCity, statt. http://www.woodstock-exhibition.com

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