Lars Meier, Hansdampf in allen PR- Gassen, kämpft mit den Streaming-Konzerten „Einer kommt, alle machen mit“ wieder für finanziell bedrohte Künstler:innen
Plus: 5 Fragen an Lars Meier und das Video zu „Einer kommt, alle machen mit“
Am 12. Mai 2020 hieß es: „Keiner kommt, alle machen mit“. Für dieses Solidaritäts-Nicht-Festival wurden weltweit so viele Tickets verkauft, dass 444.444 Euro zusammenkamen. Auch danach trafen weiterhin Spenden ein. Das bedeutete, der durch die Corona-Krise arg gebeutelten Hamburger Kulturszene konnten mehr als 500.000 Euro zur Verfügung gestellt werden.
Foto oben: Spendeneinsammelwunder Lars Meier (l.) vom Vorstand MenscHHamburg e.V. und Gute-Leude-Fabrik-Inhaber trommelt wieder für seine Künstler:innen-Charity „Einer kommt, alle machen mit“. © Gute Leude Fabrik
Dieser Erfolg animierte den Organisator MenscHHamburg e.V., noch einen Schritt weiterzugehen. Am 18. Juni 2020 fand in der Elbphilharmonie das Streaming-Konzert „Einer kommt, alle machen mit“ statt. Musiker:innen wie Anna Depenbusch, Jan Plewka oder Johannes Oerding traten neben Kreativen aus anderen Bereichen zugunsten von Pflegekräften auf. Dabei wurden 70.000 Euro generiert – dieses Geld floss in Kulturgutscheine für 2.500 Hamburger Pfleger:innen in Ausbildung.
Am 12. Mai 2021 geht „Einer kommt, alle machen mit“ nun in leicht modifizierter Form in die nächste Runde. In diesem Jahr gastieren Stars aus ganz Deutschland solo auf acht verschiedenen Hamburger Bühnen: Im Molotow, im Ohnsorg-Theater, in den Zeise-Kinos, in der Honigfabrik, im Allee Theater, in der Markthalle und im St. Pauli Theater sowie im Winterhuder Fährhaus. Bei diesen von der Moderatorin Christina Rann und dem Musiker Ole Specht moderierten Streaming-Veranstaltungen stehen Konzerte ebenso auf dem Programm wie Lesungen. Mit dabei sind zum Beispiel Ina Müller, Heinz Rudolf Kunze, Bjarne Mädel, Tim Mälzer, Sebastian Krumbiegel oder Christine Westermann.
„Die Künstler:innen sind völlig frei in der Gestaltung ihres Auftritts“, sagt Lars Meier, MenscHHamburg-Vorstandsmitglied. Welche Summe möchte er dieses Mal für Kulturschaffende in Not zusammenbringen? „Natürlich wollen wir wieder sechsstellig werden und hoffen auf mindestens 180.000 Euro.“ Höher hängt er seine Erwartungen zunächst einmal nicht. Einfach weil ihm bewusst ist, dass nach mehr als einem Jahr Corona-Krise die Stimmung allmählich kippt. Etliche Menschen plagen Zukunftsängste, sie fürchten um ihren Arbeitsplatz, darum werden sie wohl weniger spendenfreudig sein als zuvor. Hinzu kommt: Der Reiz des Neuen ist weg.
Von solchen Unwägbarkeiten lässt sich Lars Meier aber nicht ausbremsen, im Gegenteil. Nicht umsonst ist er Mitglied im „Club der Optimisten“, sein stärkstes Argument für den Verkauf der Tickets – eins ist ab 22 Euro zu haben – ist die Qualität des Repertoires: „Ich glaube, dass die Leute dieses Mal ein noch besseres Programm als im vergangenen Jahr geboten bekommen.“ Wie viel Geld dabei im Endeffekt eingenommen wird, wird sich zeigen. Kulturschaffende, die finanziell in Schieflage geraten sind, können sich auf jeden Fall um eine Förderung bewerben. Wer tatsächlich aus dem Erlös monetäre Unterstützung kriegt, entscheidet ein 15-köpfiges Gremium. Dagmar Leischow