Dragqueen Olivia Jones hat jetzt ihre Autobiografie veröffentlicht und will Bohlen-Nachfolgerin bei RTL werden
Glitzernd, schrill, laut. So kennt man Olivia Jones. Die Dragqueen, die am 21. November 1969 als Oliver Knöbel in Springe bei Hannover geboren wurde, hat sich auf dem Hamburger Kiez ein kleines Imperium erschaffen. Neben der „Olivia Jones Bar“ betreibt sie „Olivias Showclub, die Männerstripbar „Wilde Jungs“, die „Porno Karaoke Bar“ sowie „The Bunny Burlesque St. Pauli“. Auch aus der Fernsehlandschaft ist sie nicht mehr wegzudenken – sei es als „Dschungelcamp“-Teilnehmerin oder als Green-Room-Moderatorin bei „Deutschland sucht den Superstar“. Nun buhlt sie um die Dieter-Bohlen-Nachfolge, nicht bloß bei „DSDS“, sondern vor allem bei „Das Supertalent“. Fans können dieses Ziel mit einer eigens dafür ins Leben gerufenen Petition unterstützen.
Foto oben: Das Kiez-Team feiert im November 2018 10 Jahre Olivia Jones Bar: Barbie Stupid, Olivia Jones, Lee Jackson und Betriebsleiter Lukas (v.l.n.r.): „Wenn man bei mir reinkommt, sieht es aus wie in der ,Muppet Show’.“ © www.olivia-jones.de | Marius Röer
„Ich kann nur an die Politik appellieren, uns nicht zu vergessen. Natürlich ist Entertainment systemrelevant.“
Laut auf sich aufmerksam zu machen, das ist typisch Olivia Jones. Etwa 2004 bei der Hamburger Bürgerschaftswahl als Ronald Schills Gegenkandidatin. Diese Seite ist erwartungsgemäß in ihrer Autobiografie „Ungeschminkt. Mein schrilles Doppelleben“ (siehe Besprechung S. 31) sehr präsent, aber nicht nur. Man kommt auch Oliver näher, zumindest dem jungen Oliver. Er eckte in der Kleinstadt dauernd mit seiner Extravaganz an. „Wegen meines Aussehens“, erinnert sich Olivia Jones, „musste meine Mutter zum Rektor meiner Schule kommen. Sie wurde von Freunden und Nachbarn angefeindet.“
Der Weg zum Erfolg war hart und steinig für Olivia Jones. Sie erzählt in ihrem Buch von Phasen, in denen sie nichts mehr im Kühlschrank hatte. Der Strom wurde ihr abgestellt, weil sie ihn nicht bezahlen konnte: „Ich weiß, was es bedeutet, nackte Existenzangst zu haben.“ Aufgegeben hat sie trotzdem nie, sie bezeichnet sich als fleißig, ehrgeizig, mutig: „Ich habe Durchhaltevermögen und lasse mich nicht beirren. Zum Glück habe ich immer an mich geglaubt.“
Von all diesen Eigenschaften profitiert sie während der Pandemie. Gemeinsam mit ihrer Olivia-Jones-Familie hat sie sich einiges einfallen lassen. Zum Beispiel die Show „The Drag Attack“ bei Twitch. Einige ihrer Schützlinge arbeiten jetzt in Impfzentren, andere fahren Essen für die Hamburger Tafel aus oder unterhalten Menschen in Seniorenheimen: „Wir hadern nicht mit der Situation, sondern machen einfach das Beste daraus.“
Ich weiß, was es bedeutet, nackte Existenzangst zu haben.“ Aufgegeben hat sie trotzdem nie, sie bezeichnet sich als fleißig, ehrgeizig, mutig: „Ich habe Durchhaltevermögen und lasse mich nicht beirren. Zum Glück habe ich immer an mich geglaubt.«
Dragqueen Olivua Jones
Gleichwohl sorgt sich Olivia Jones um den Stadtteil St. Pauli, um seine Vielfalt: „Ich kann nur an die Politik appellieren, uns nicht zu vergessen. Natürlich ist Entertainment systemrelevant.“ Angst davor, dass ihre Läden in den Konkurs gehen, hat sie aber nicht: „Wir werden mit zwei blauen Augen davonkommen.“ Wie alle Gastronom:innen sehnt sie sich danach, ihre fünf Häuser endlich wieder öffnen zu können. Einen Gästeschwund fürchtet sie nicht, im Gegenteil: „Es wird eine Explosion der Lebensfreude geben.“
Das kommt Olivia entgegen, die dann selber exzessiv feiern wird. Oliver indes wird sich wohl nicht ins Partygetümmel stürzen: „Er ist eher introvertiert, Olivia ist extrovertiert.“ Zur Kunstfigur sollte man Olivia Jones dennoch nicht stilisieren: „Mit ihr lebe ich meinen weiblichen Teil aus.“ Auf jeden Fall ist Olivia sehr raumgreifend, sogar abseits des Rampenlichts: „Sie nimmt den größten Platz in Olivers Leben ein.“ Mittlerweile hat Olivia fast die komplette Wohnung auf St. Pauli übernommen. Ursprünglich sollten ihre Kostüme im ausgebauten Keller untergebracht werden, nun haben sie den Großteil der privaten Räumlichkeiten belegt: „Wenn man bei mir reinkommt, sieht es aus wie in der ,Muppet Show‘.“ Dagmar Leischow