Die „Entwurfswerkstatt Altstadtküste“ hat im Ex-Parkhaus Gröninger Hof mit Experten neue Ideen für einen lebenswerten Stadtteil erarbeitet
Begehbare Fleete, Dünen am Zollkanal, begrünte Wege in der Speicherstadt, ein Freibad im Nikolaifleet. Ein hochkarätiger Workshop hat kluge Impulse für eine neue Innenstadtentwicklung, konkret im Katharinenviertel der Altstadt an der Grenze zu Speicherstadt und HafenCity erarbeitet. Ohne Denkverbote haben mehr als 80 Fachmenschen aus Architektur, Stadtplanung, Verkehr, Initiativen, Verbänden und Verwaltung zusammen mit Akteur:innen aus dem Quartier an Vorschlägen für den Einstieg in eine zukunftsweisende Innenstadtentwicklung erarbeitet.
Foto oben: Vision 1: Begehbare Fleete, Dünen am Zollkanal, begrünte Wege in der Speicherstadt, ein Freibad im Nikolaifleet – ein Workshop hat kluge Impulse für eine neue Innenstadtentwicklung im Katharinenviertel der Altstadt, an der Grenze zu Speicherstadt und HafenCity, erarbeitet. © Cities for Future
Eingeladen hatte die „Initiative Altstadtküste“, eine bunte Mischung zivilgesellschaftlicher Akteur:innen, darunter die HafenCity-Universität, die Initiative „Altstadt für Alle!“, die Hauptkirche St. Katharinen, die Genossenschaft Gröninger Hof und der AIT-Architektursalon. Das gemeinsame ehrgeizige Ziel: Der Stadtraum „Altstadtküste“, das Gebiet zwischen Rödingsmarkt und Oberhafenquartier, Nikolaifleet und Elbe, wird zum Modellquartier einer innovativen Stadtentwicklung.
Fachmenschen aus ganz Deutschland investierten unentgeltlich ein ganzes Wochenende, weil sie „dieses Projekt fasziniert“. Die insgesamt neun Teams wurden multidisziplinär zusammengelost. Die bunte Mischung des Sachverstandes sorgte für Inspiration. Ausgangspunkt vieler Vorschläge war der Klimawandel: Hochwasser, Starkregen, Hitzewellen müssen bewältigt, der CO2-Ausstoß durch Mobilitätswende und Begrünung verringert werden. Hier eine kleine Auswahl der spannendsten Ideen:
Der Stadtraum „Altstadtküste“, das Gebiet zwischen Rödingsmarkt und Oberhafenquartier, Nikolaifleet und Elbe, wird zum Modellquartier innovativer Stadtentwicklung
• Hochwasserschutzausbau per „lebendiger Düne“ am Zollkanal. Der Straßenzug am Zollkanal muss für die anstehende Erhöhung des Flutschutzes um mindestens 1,50 Meter verkleinert werden. Er soll zu einem grünen Boulevard werden mit Durchgängen zu Pontonanlagen am Zollkanal. Vor St. Katharinen könnte ein Theater mit einem Halbrund von Treppen zum Wasser entstehen.
• Steilküste mit Sandstrand, zum Beispiel durch ein Freibad am Nikolaifleet.
• Starkregenvorsorge durch Wiederöffnung von Fleeten (Steckelhörnfleet, Katahrinenfleet, Gröninger Fleet) und Umwidmung von Tiefgaragen als Starkregenspeicher.
• Wiederherstellung des Alsterlaufs durch Verbindung von Nikolaifleet und Mönkedammfleet – der Adolphsplatz würde wieder ans Wasser rücken.
• Begrünung und Verkehrsberuhigung des Katharinenquartiers mit Marktplätzen und Buden (zum Beispiel Tiny Houses) rund um die Kirche, Solarzellen auf dem Kirchendach und einer Vielzahl von Dachgärten, wie etwa einem Stadtteilpark auf dem ehemaligen Parkhausdach.
Florian Marten & Frank Engelbrecht
INFO
Die Ergebnisse des Workshops dokumentiert ab September eine Ausstellung im AIT Architektursalon, Bei den Mühren 70. Vom 17. bis 19. September 2021 geht es dann richtig los. Autofrei von Mattentwiete bis Brandstwiete wird das Quartier unter dem Motto „Die Altstadtküste lebt – AUF!“ zum Reallabor für Stadterneuerung: Mit Eröffnung der Klimawoche, einem Straßenworkshop als Fortführung der Entwurfswerkstatt, „Spielzeit“ für Kinder, Nacht der Kirchen und „Music-Village“, Führungen, Straßenmusik, Gottesdiensten, Anwohnerflohmarkt, Walking Acts, Open-Air-Lesungen und Kino sowie Konzerten aus den Luken der Speicherstadt, Aktivierung des Zollkanals, Museums-Schiffen, Grünen Schuten und vielem anderen mehr.