Foodlab-Gründerin und CEO Christin Siegemund über neue Konzepte, boomendes Veranstaltungsbusiness und ruhigeres Fahrwasser
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Frau Siegemund, Sie haben Ihr foodlab in der Pandemie gestartet und haben gerade mit Ihren Teams den 2. Geburtstag der foodlab-Gründung gefeiert. Wie erleben Sie den Restart ohne Beschränkungen im Frühjahr 2022? Leider haben wir seit Ende Februar gewaltige Einschränkungen durch den Ukraine-Krieg, und die Gastronomie kämpft nach der Pandemie mit großen Personalproblemen, und dazu kommen jetzt auch noch die enorm gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Was hier im foodlab und der Küche den ganzen Tag so an Gas und Strom durchläuft, ist schon heftig.
Foto oben: foodlab-CEO Christin Siegemund: „Unser Konzept als Co-Working-Space für Food-Start-ups und als Food-Netzwerk bleibt das Kerngeschäft. Doch die vielen neuen Inspirationen und Erfolge mit dem Pop-up-Fenster und den Veranstaltungen beflügeln uns.“ © Catrin-Anja Eichinger
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Verunsichert Sie die Vielzahl an Krisen? Nein. Natürlich hätte man insgesamt gerne mehr Aufbruchstimmung bei unseren Food-Start-ups, man rennt uns zurzeit verständlicherweise nicht gerade die Tür ein. Das ist ja bei den jungen Unternehmer:innen auch verständlich, denn wer jetzt ein Restaurant aufmacht, braucht eine Menge Erfahrung und findet nur ganz schwer Personal.
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Warum sind Sie trotzdem gut gelaunt und wirkt Ihr Team motiviert, das foodlab zum Erfolg zu führen? Als Gründerin muss man immer auf neue Herausforderungen reagieren und die Konzepte weiterentwickeln. Wir freuen uns darüber, weil wir das so mit unserem Food-Start-up-Konzept nicht eingeplant hatten, dass wir zurzeit mit Veranstaltungen förmlich überrannt werden. Das ist ein tolles Learning, denn Veranstaltungsmanagement und -gastronomie hatten wir nicht auf dem Zettel. So schön das ist, fordert es auch einen besonders intensiven Personaleinsatz, weil wir im foodlab schlank aufgestellt sind. Jede Veranstaltung ist anders und erfordert jedes Mal wahnsinnig viel Aufwand. Wir müssen schauen, wie wir das künftig managen, denn unsere Mitarbeiter:innen sollen ja nicht ausbrennen. Im foodlab sollen vernünftige Arbeitsbedingungen herrschen, und hier wird auch jede Überstunde abgegolten.
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Erst haben Sie mit Elan im Sommer 2020 losgelegt, dann kamen Lockdowns, und Sie starteten Ihr Pop-up-Fenster für den Außer-Haus-Verkauf. War es ein Erfolg? Absolut. Erstens hat es uns viel Spaß gemacht und allen im Team viel Anerkennung beschert, mit unserer Food-Philosophie quasi einen Verkaufskiosk zu machen. Das ist doch das Tolle als Unternehmerin, dass man immer wieder Inspirationen für Neues entwickelt. Zweitens hat es zu einer intensiven Vernetzung und Zusammenarbeit mit Hamburger Unternehmen geführt.
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Was folgt für Sie daraus? Dass wir, was die einzelnen Belastungen angeht, in etwas ruhigeres Fahrwasser kommen, und ich möchte deshalb auch unser Team ausbauen. Außerdem hat uns der erfolgreiche Fensterverkauf dazu inspiriert, noch viel stärker in der gesamten HafenCity anzukommen und uns sichtbarer und wahrnehmbarer zu machen, damit nicht nur unsere direkten Quartiersnachbarn die Qualitäten und schöne Atmosphäre unseres Cafés und unseres Pop-up-Restaurants hier direkt an der Elbe regelmäßig nutzen wollen. Unser Konzept als Co-Working-Space für Food-Start-ups und als Food-Netzwerk bleibt das Kerngeschäft. Doch die vielen neuen Inspirationen und Erfolge mit dem Pop-up-Fenster und den Veranstaltungen beflügeln uns.
Interview: Wolfgang Timpe
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Christin Siegemund ist Gründerin und CEO des foodlab.