Maja Göpel präsentiert am 8. September in der Elbphilharmonie ihr Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen“. © Anja Weber
»Sie sollen aufrütteln«

VORSCHAU Vom 8. September bis 22. Oktober findet das 14. Harbour Front Literaturfestival an verschiedenen Orten Hamburgs mit Schwerpunkt rund um den Hafen statt

Auch das 14. Harbour Front Literaturfestival, das vom 8. September bis 22. Oktober an verschiedenen Orten mit Schwerpunkt rund um den Hafen stattfindet, wird keineswegs bloß um Belletristik kreisen. „Wir wollen Themen aufgreifen, die die Gesellschaft abbilden“, sagt die Festivalleiterin Petra Bamberger. „Sie sollen aufrütteln und dazu beitragen, dass sich das Publikum eine Meinung bilden kann.“ Diesem Anspruch wird vor allem die Reihe Harbour Front Future gerecht, deren Schirmherr der Moderator und Kabarettist Eckart von Hirschhausen ist. Diese Rubrik wurde im vergangenen Jahr erstmals initiiert – mit dem Fokus auf Bücher aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel.
Foto oben: Maja Göpel präsentiert am 8. September in der Elbphilharmonie ihr Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen“. © Anja Weber

Zunächst präsentiert die Wissenschaftlerin Maja Göpel in diesem Rahmen am 8. September, noch vor der offiziellen Eröffnung des Festivals, in der Elbphilharmonie ihr Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen“. Damit schließt sich für Petra Bamberger beim Gespräch in einem Café in der HafenCity ein Kreis. Maja Göpel sei 2021 der Abschlussgast gewesen, erläutert sie: „Damals war allerdings ihr Buch noch nicht fertig, darum stellt sie es jetzt vor.“

Gary-Schlagzeuger Rasmus Engler (l.) und  Tocotronic-Bassist Jan Müller präsentieren ihren ersten Roman „Vorglühen“. © Hans Scherhaufer
Gary-Schlagzeuger Rasmus Engler (l.) und Tocotronic-Bassist Jan Müller präsentieren ihren ersten Roman „Vorglühen“. © Hans Scherhaufer

Einen Tag später ist die eigentliche Harbour-Front-Auftaktveranstaltung in der Elbphilharmonie terminiert. Der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch diskutiert mit der Hamburger Autorin Simone Buchholz die Frage: Was kann und muss Literatur in diesen Zeiten leisten? Am 11. September kehrt Juri Andrucho-wytsch dann für einen Auftritt im Rahmen von Harbour Front Sounds, das Literatur und Musik zusammenbringt, noch einmal in die Elbpilharmonie zurück. Er liest nicht nur aus seinem Roman „Radio Nacht“, sondern tritt auch mit seiner Band Karbido auf.

Um zum Beispiel die Reisekosten für die ausländischen Gäste stemmen zu können, ist das Harbour Front Literaturfestival auf Förderer angewiesen. Finanzielle Unterstützung kommt traditionell von der Kulturbehörde und der Kühne-Stiftung, die jedoch 2023 als Sponsor ausscheiden wird. Lediglich zwei Bereiche fördert sie zukünftig noch. Einerseits das Hamburger Tüddelband, mit dem Kinderbuchkünstler:innen ausgezeichnet werden und das 2022 an die Britin Julia Donaldson sowie den in Hamburg geborenen Illustrator Axel Scheffler für „Der Grüffelo“ geht. Zum anderen den Klaus-Michael-Kühne-Preis für den besten Debütroman. Schon jetzt gibt es aber mit der Hapag-Lloyd Stiftung und der Bodo Röhr Stiftung zwei neue Sponsoren.

Auch in Bezug auf die Spielstätten ändert sich etwas. Erstmals nimmt das Museum der Natur Hamburg am Harbour Front Literaturfestival teil. Judith Schalansky, Herausgeberin der Reihe Naturkunden, reist am 14. September mit zwei Autor:innen an – mit der Korallenexpertin Jutta Person und dem Quallenfachmann Samuel Hamen. Ein weiteres spannendes Projekt dreht sich um die libanesisch-amerikanische Poetin und bildende Künstlerin Etel Adnan. Unter dem Titel „Le soleil toujours“ werden vom 5. bis 25. September in den Foyers des Thalia Theaters einige ihrer Arbeiten gezeigt. 

Robert Wilsons Inszenierung „,H‘ – 100 seconds to Midnight“, das von Etel Adnans Werk inspiriert wurde, wird dort am 9. September uraufgeführt. Darum liest die Schauspielerin Corinna Harfouch am 17. September im Thalia Gaußstraße aus Etel Adnans Gedichtzyklus „Arabische Apokalypse“. Einen Tag danach setzt sich das „,H‘ – 100 seconds to Midnight“-Ensemble im Thalia Theater mit dem Schaffen dieser Künstlerin auseinander. Die Besucher:innen gehen dabei von Station zu Station. So entspinnt sich ein ungewöhnlicher Rundgang.

Diese beiden Veranstaltungen liegen Petra Bamberger besonders am Herzen. Einfach weil sie Etel Adnan selber erst entdeckt hat, als sie das Programm plante. Eine weitere Empfehlung der Festivalleiterin: Julia von Lucadous Lesung im Gallionsfigurensaal des Altonaer Theaters. 

Die Autorin, schwärmt sie, habe mit „Tick Tack“ einen Roman über die Generation Social Media geschrieben. Über den Umgang mit dem Internet. „Vorglühen“, der erste gemeinsame Roman des Tocotronic-Bassisten Jan Müller und des Musikers Rasmus Engler, unter anderem Schlagzeuger der Bands Gary und Herrenmagazin, macht dagegen eine Zeitreise zurück ins Hamburg der Neunzigerjahre, in die damalige Musikszene.

Wenn die beiden Autoren ihr Werk in der Elbphilharmonie vorstellen, begleitet sie nicht nur die Band Swutscher. Das Gespräch mit ihnen führt der Schauspieler Robert Stadlober. Er wurde zwar in Österreich geboren, zog aber im Jahr 2000 für ein paar Jahre nach Hamburg und kennt sich mit der hiesigen Musikszene recht gut aus. Dagmar Leischow

INFO

Das Harbour Front Litera­turfestival findet vom 8. September bis 22. Oktober an verschiedenen Orten in Hamburg statt. Weitere Informationen unter: www.harbourfront-hamburg.com

Tipps der HafenCity Zeitung für das Harbour Front Literaturfestival:

Ferdinand von Schirach und Magdalena Hoffmann: „Nachmittage“ – „Ungehörtes“, 10. September, 20 Uhr, Elbphilharmonie, Großer Saal

Gregor Gysi im Gespräch mit Anja Reschke: 12. September, 20 Uhr, Hauptkirche St. Katharinen
Tupoka Ogette und Celina Bostic: „Und jetzt du“ – „Nie wieder leise“, 13. September, 19.30 Uhr, Elbphilharmonie, Kleiner Saal

Michel Friedman: „Fremd“, 15. September, 20 Uhr, Hauptkirche St. Katharinen

Simone Buchholz: „Unsterblich sind nur die anderen“, 26. September, 20 Uhr, Fabrik

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

»Lust am Mitmachen und Einmischen!«

Augenzeuge. Der langjährige St.-Katharinen-Pastor Frank Engelbrecht war ein gestaltender Zuhörer, Voranbringer und Seelenbetreuer der Menschen