»Musik aus anderen Kulturräumen«

Vorschau. Zum 18. Mal findet vom 20. bis 23. September das Reeperbahn Festival mit über 350 Acts auf und um den Kiez herum statt. Man erwartet 40.000 Besucher:innen

So ganz kommt das Reeperbahn Festival, das vom 20. bis 23. September zum 18. Mal stattfindet, immer noch nicht an die Zeit vor der Pandemie heran. Immerhin: Es ist auf einem guten Weg. Alexander Schulz, Gründer und Geschäftsführer dieser Veranstaltung, geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 40.000 Besucher:innen kommen werden – darunter etwa 3.500 bis 4.000 Fachbesucher:innen. Zum Vergleich: 2019 waren 50.000 Besucher:innen vor Ort, inklusive 5.000 Fachbesucher:innen. Bespielen werden das diesjährige Reeperbahn Festival voraussichtlich 350 bis 400 Acts.
Foto oben: Reeperbahn-Festival-Chef Alexander Schulz beim Shooting in der HafenCity: „Theoretisch müssten wir die Ticketpreise um 50 bis 60 Prozent erhöhen. Wenn wir das tatsächlich täten, würde aber niemand mehr kommen.“ © Fynn Freund

Altin Gün, das Kollektiv aus Amsterdam, ist die Top-Empfehlung von Festivalchef Alexander Schulz. © Catharina Gerritsen

Obwohl die Konzerte auf und um den Kiez eigentlich hauptsächlich von Newcomer:innen bestritten werden, gehen in diesem Jahr auch ein paar namhafte Künstler:innen an den Start. Allen voran: die Pretenders. Die Band um Frontfrau Chrissie Hynde hat nicht nur Hits wie „Don’t Get Me Wrong“ im Gepäck, sondern auch die Stücke ihres neuen Albums „Relentless“. Ebenso zählt der britische Singer-Songwriter Billy Bragg, der sich vor allem mit Protestliedern einen Namen gemacht hat, zu den alten Hasen. Er feiert 2023 sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Die schwedische Formation The Hives zelebriert dagegen Garage-Rock.

„In diesem Jahr“, sagt Alexander Schulz, „kommen viele Künstler:innen, die Musik aus anderen Kulturräumen mitbringen.“ Er empfiehlt zum Beispiel das Kollektiv Altin Gün aus Amsterdam, es verwebt in seinen Songs die Klänge unterschiedlichster Kulturen. Weiterhin hoch im Kurs steht beim Reeperbahn Festival das Genre Contemporary Classic. Das deutsch-schweizerische Duo Grandbrothers verbindet klassische Musik mit moderner Elektronik. Im Popbereich sticht Holly Humberstone heraus. Sie geht mit ihren Songs dahin, wo es wehtut. Im Oktober erscheint ihr Debütalbum „Paint My Bedroom Black“.

Holly Humberstone kommt mit den Popsongs ihres Debüt­albums „Paint My Bedroom Black“. © Lead-Press-Shot

Neben solchen Konzerten gibt es Kunst- und Literaturbeiträge. Die Autorin Paulina Pappel beschäftigt sich in ihrem Buch „Pornopositiv“ damit, wie sie Pornografie als Werkzeug der Emanzipation entdeckt hat. Um mentale Gesundheit dreht sich der Podcast „Danke, gut“ der Moderatorin Miriam Davoudvandi alias Cashmiri, die live mit Personen des öffentlichen Lebens über deren Umgang mit psychischen Erkrankungen spricht. Die „Homeless Gallery“ zeigt Kunstwerke von Obdachlosen aus Hamburg, denen künstliche Intelligenz ermöglicht, ihre Lebensgeschichte ohne Farbe auf die Leinwand zu bringen.

Auch solche Veranstaltungen prägen das Reeperbahn Festival, für das Alexander Schulz und seinem Team ein Budget von zwölf Millionen Euro zur Verfügung steht, acht Millionen kommen von Bund und Land. Das klingt zunächst beachtlich, nur sind laut Alexander Schulz die Personalkosten immens hoch: „Im Vergleich zu 2019 sind sie um 80 und 90 sowie teilweise sogar um 100 Prozent gestiegen.“ Das sei durch den Kartenverkauf allein nicht aufzufangen: „Theoretisch müssten wir die Ticketpreise um 50 bis 60 Prozent erhöhen. Wenn wir das tatsächlich täten, würde aber niemand mehr kommen.“ Also musste eine andere Lösung gefunden werden: „Wir kürzen unser Angebot ein bisschen.“ Dagmar Leischow

Info

Das Reeperbahn Festival findet vom 20. bis 23. September in den Clubs auf und um den Kiez statt. Weitere Informationen und Tickets unter: www.reeperbahnfestival.com

Die Pretenders um Frontfrau Chrissie Hynde haben ihr neues Album „Relentless“ im Gepäck. © KI-PriceDie Pretenders um Frontfrau Chrissie Hynde haben ihr neues Album „Relentless“ im Gepäck. © KI-Price

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