Kunst. Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow präsentierte die Ausstellungs-Schauen 2024
Auch Museen müssen den Gürtel enger schnallen, ihre Budgets werden schmaler. Deswegen haben die Deichtorhallen Hamburg zwei erfolgreiche Ausstellungen verlängert: Die Schau „Dix und die Gegenwart“, die bis Ende 2023 rund 80.000 Zuschauer:innen angezogen hat, läuft noch bis zum 1. April in der Halle für aktuelle Kunst. „Cindy Sherman – Anti-Fashion“ wird bis zum 3. März in der Sammlung Falckenberg gezeigt. „Wir haben noch bis 2032 eine Kooperation mit der Sammlung Falckenberg“, sagt Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow. Indes werde nach Harald Falckenbergs Tod nicht mehr alles wie zuvor sein: „Wir haben eine herausragende Persönlichkeit verloren. Einen witzigen, intelligenten Sammler.“
Foto oben: Die Hyperrealismus-Werke des Schweizers Franz Gertsch zeigen die Deichtorhallen im Doppelpack mit Nan Goldins Werken aus der Sammlung F.C. Gundlach ab 12. Dezember 2024 in der Halle für aktuelle Kunst. Intendant Dirk Luckow: „Franz Gertsch ist der Dürer oder der Caspar David Friedrich der Gegenwart gewesen.“ © Franz Gertsch, »Irène«, 1980; Acrylic on unprimed cotton, 257 x 391 cm; Olbricht Collection; © Franz Gertsch AG
Immerhin dürfte die Ausstellung „Passage“, die vom 27. April bis 15. September in der Sammlung Falckenberg präsentiert wird, ganz im Sinne des verstorbenen Kunstmäzens sein. Zu sehen sind die Installationen des österreichischen Duos Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl. Sie erschaffen sogenannte Begehrensräume. „Man weiß nicht, ob man auf Shoppingkurs ist oder in einer Kunstausstellung“, resümiert Dirk Luckow. „Die Künstler:innen sind immer irgendwie dazwischen. Zwischen Kunst und Design.“
Die Kernausstellung „Survival in the 21st Century“ wird allerdings vom 17. Mai bis 20. Oktober in der Halle für aktuelle Kunst residieren. Sie hinterfragt, welche Rolle die Vergangenheit bei der Gestaltung der Zukunft spielt. Natürlich werden die radikalen Brüche reflektiert, mit denen sich die Gesellschaft konfrontiert sieht – sei es der Klimawandel oder die digitale Revolution. Die Exponate von Christoph Schlingensief, James Bridle und vielen anderen werden um die Seminare der „School of Survival“ erweitert.
Nicht minder interessant: Nan Goldins Werke aus der Sammlung F.C. Gundlach und Franz Gertsch im Doppelpack ab 12. Dezember in der Halle für aktuelle Kunst. Franz Gertsch sei der Dürer oder der Caspar David Friedrich der Gegenwart gewesen, findet Dirk Luckow. Ende 2022 ist der Schweizer Maler und Bildhauer, der als Pionier des Hyperrealismus gilt, gestorben. Seine Werke werden durch mehr als 100 Arbeiten der US-Fotografin Nan Goldin ergänzt. Intimität zeichnet ihre Aufnahmen auf – egal, ob sie um Drogensucht, HIV oder sexuelle Abhängigkeit kreisen. „Man hat das Gefühl, in ein Fotoalbum zu gucken“, bringt es Dirk Luckow auf den Punkt.
Im Phoxxi – Haus der Photograpie temporär hält vom 9. Februar bis 11. August die Schau „Claudia Andujar. The End of the World“ Einzug. Die in der Schweiz geborene brasilianische Fotografin hat sich als Aktivistin einen Namen gemacht. Seit den frühen Siebzigerjahren dokumentierte sie das Leben der indigenen Gemeinschaft der Yanomami im Norden Brasiliens. „Bei ihren Aufnahmen sitzen wir in der ersten Reihe oder mittendrin“, ergänzt Dirk Luckow.
Diese Ausstellung wird ab dem 7. September von „Tactics & Mythologies: Andrea Orejarena & Caleb Stein. Viral Hallucinations #1“ im Phoxxi abgelöst. Das New Yorker Duo ist teils in den sozialen Medien, teils fotografisch auf Erkundungstour gegangen, um den Einfluss von Verschwörungstheorien auf die amerikanische Gesellschaft zu dokumentieren. Dagmar Leischow
Info Weitere Informationen zum Jahresprogramm der Deichtorhallen unter: www.deichtorhallen.de