Festival. Der österreichische Multimediakünstler André Heller präsentiert in der Elbphilharmonie sein Reflektor-Festival, das unterschiedlichste Welt-Musik-Kulturen modern erklingen lässt
Auf seiner Website steht: „André Heller kuratiert in der Elbphilharmonie Hamburg eine Woche des Staunens.“ Tatsächlich bringt der österreichische Multimediakünstler vom 16. bis 24. März bei seinem Reflektor-Festival ganz unterschiedliche Musiker:innen zusammen. Mehr noch: Er lässt das weltberühmte Konzerthaus in neuem Licht erstrahlen. Für die Projektionen im Außenbereich zeichnet der 76-Jährige selbst verantwortlich, den Foyerbereich gestaltet die Malerin Xenia Hausner mit einer Rauminstallation. Farbenkräftige Werke von ihr, die sich mit Wurzellosigkeit und Unzugehörigkeit beschäftigen, werden an die Wände projiziert.
Foto oben: Reflektor-Festival in der Elbphilharmonie: Die Sopranistin Camilla Nylund aus Finnland singt Lieder aus dem Great American Songbook. © www.anna-foto.de
Für sein Programm hat André Heller nämlich ein Zitat des Komikers Karl Valentin zu seinem Leitsatz gemacht: „Fremd ist in der Fremde nur der Fremde.“ Kein Wunder also, dass sich bei der Eröffnungsveranstaltung am 16. März um 18 Uhr im Großen Saal der Gegenwartsphilosoph Peter Sloterdijk und der Bariton Florian Boesch ausgehend von Franz Schuberts „Winterreise“ über das Gefühl des Fremdseins austauschen. Zwei Stunden später folgt das Eröffnungskonzert „André Hellers Sufi Night“. Zunächst tritt die Gwana-Sängerin Hind Ennaira aus Marokko auf, den zweiten Teil des Abends bestreiten Fareed Ayaz und Abu Muhammad aus Pakistan mit Qawwali-Klängen.
Das Famoudou Don Moye Trio lässt am 17. März um 18 Uhr im Kleinen Saal Jazz mit afrikanisch inspirierter Perkussion verschmelzen. Ziemlich schrägt wird es um 20 Uhr im Großen Saal, wenn der finnische Männerchor Mieskuoro Huutajat und The Bulgarian Voices Angelite aufeinandertreffen. Die Finnen singen nicht etwa, sie schreien und deklamieren alles von Nationalhymnen über Kinderlieder bis zu Gesetzestexten. Im Kontrast zu ihnen steht der bulgarische Frauenchor Voices Angelite, der neben Volksliedern auch zeitgenössische Auftragskompositionen interpretiert.
Wenn sich Jimmy Webb am 18. März um 19.30 Uhr im Kleinen Saal die Ehre gibt, gastiert er zum ersten Mal in Deutschland. Die Songwriter-Legende hat Hits für Frank Sinatra, Barbra Streisand, Nina Simone oder Tony Bennett geschrieben. Außerdem komponierte der Amerikaner die Filmmusik für „Das letzte Einhorn“. Besonders am Herzen liegt André Heller die Jewish Music Night am 19. März um 20 Uhr im Großen Saal. Dieses Konzert zeigt, wie vielseitig jüdische Gesangstraditionen sind. Das Piyut Ensemble findet seine Inspiration ebenso in Synagogenliedern wie in Musik aus Nordafrika oder aus dem Nahen Osten. Die Voices of Jemen wollen jüdische Lieder aus ihrer Heimat bewahren und vereinigen sie mit modernen Grooves. Zum Repertoire der Brooklyn Cantors gehört auch ein Gesang von Jossele Rosenblatt. Er wirkte von 1906 bis 1912 in Hamburg, bevor er sich in den USA als „der größte der Kantoren“ einen Namen machte.
Am 20. März um 19.30 Uhr schlüpft die Schauspielerin Andrea Eckert im Kleinen Saal in dem Theaterstück „Meisterklasse“ in die Rolle der Maria Callas. Nach dem Ende ihrer Karriere unterrichtet sie drei junge Sänger, dabei findet sie zu sich selbst. Am 21. März um 20 Uhr gestalten zwei Weltstars den Abend: Die finnische Sopranistin Camilla Nylund singt Lieder aus dem Great American Songbook, Angélique Kidjo aus Benin interpretiert ihre afrikanischen Herzenslieder. Der Gospel Soweto Choir feiert am 22. März um 20 Uhr im Großen Saal Gospel aus Afrika.
Im Kleinen Saal peppen am 22. März um 18 Uhr die Sängerinnen Oum aus Marokko und Noura Mint Seymali aus Mauretanien die traditionelle Musik aus ihrer jeweiligen Heimat mit modernen Klängen auf. Für ein Gesprächskonzert hat sich Harri Stojka am 24. März um 18 Uhr im Kleinen Saal entschieden. Mal wird der österreichische Gitarrenvirtuose Musik machen, die zwischen (Gypsy-)Jazz, Rock, Punk und World changiert. Mal spricht er mit dem Musiker und Journalisten Robert Rotifer über ein Büchlein mit Gedichten – verfasst von seinem Vater im Konzentrationslager Buchenwald. Zum Abschluss huldigen am 24. März um 20 Uhr im Großen Saal Wiener Musiker:innen dem Wienerlied. Ihm hauchen zum Beispiel Der Nino aus Wien oder Anna Mabo neues Leben ein. Natürlich mit Wiener Schmäh. Dagmar Leischow
Info
André Hellers Reflektor-Festival findet vom 16. bis 24. März in der Elbphilharmonie statt. Karten und weitere Informationen unter: www.elbphilharmonie.de