Hamburgs ältester Männerchor öffnet sich

Chöre. In der Hamburger Liedertafel von 1823 hat sich jetzt nach den jungen »Bengelsstimmen« der Frauenchor »Tontöchter« gegründet

Nach über 200 Jahren traditionsreicher Männerchorgeschichte öffnet sich der älteste Chor Hamburgs für alle Geschlechter. Im Herbst gründete sich ein Frauenchor, angeregt durch die Erfolgsgeschichte des zweiten Männerchors in der Hamburger Liedertafel (HL) von 1823, die „Bengelsstimmen“. Ist es doch erfreulich, wenn junge Menschen sich zum Singen zusammenfinden – ein Frauenchor in der Liedertafel ist jedoch eine Revolution. 
Foto oben: Der klassische Chor Hamburger Liedertafel von 1823 präsentiert sich mit seinen jungen
Formationen „Bengelsstimmen“ und der neuen Frauen-Gruppe „Tontöchter“ im Kirchenschiff von St. Katharinen, in Altstadt und HafenCity. © Hamburger Liedertafel

Zum traditionellen Neujahrsempfang gaben in diesem Jahr die Damen vor 150 Gästen in der eigens dafür umgebauten Hauptkirche St. Katharinen ihre zweite Vorstellung. Der Tafelmeister, Robert Lazar, hat mit vielen Helferinnen und Helfern eine feierliche Atmosphäre geschaffen. 

René Mense (Gesang) und Thorsten Kuhn (Klavier) eröffneten den Abend mit internationalen Hits aus den 70er- und 80er-Jahren. Der Liedertafel-Vorsitzende Gerhard Pfeiffer stellte ganz sinnbildlich dar, dass alte Zöpfe auch mal abgeschnitten werden müssen – in Chören wie im richtigen Leben. Hauptpastorin und Pröbstin Frau Dr. Ulrike Murmann wies zur Freude aller darauf hin, dass wir hier in der einzigen Hauptkirche feiern, die einen weiblichen Namen trägt, und dass es wunderbar passt, wenn sich hier ein Frauenchor zusammenfindet. „Klug, mutig, schön“ war die Heilige, und das sind gute Vorzeichen für das neue Ensemble.

Mit der Bürgerschaftsabgeordneten Regina Jäck (SPD) hat die Liedertafel eine neue Freundin gefunden. Sie äußerte sich sehr positiv über Amateurmusik und Chöre und die beeindruckende Entwicklung der Hamburger Liedertafel von 1823. Sie will im Kulturausschuss der Bürgerschaft davon berichten.

Großes Kino war der Redebeitrag unserer Präsidentin Angelika Eilers im Duett mit Jennifer Roschmann, ihrer Stellvertreterin im Chorverband Hamburg. Sehr unterhaltsam präsentierten die beiden ihre Eindrücke zur Liedertafel, den Bengels und den neuen Frauen. So viele Unterschiede und doch so viele Gemeinsamkeiten, geht es doch in den gesungenen Liedern häufig um Liebe, Sehnsucht, unsere Stadt und sonst noch einiges. Da spiele es keine Rolle, ob die Songs als aktuelle Hits in Englisch oder deutsche Gassenhauer aus alten Zeiten vorgetragen werden. Gemeinsam gesungene Lieder lieferten Beweise.

Die Moderation durch Conny Decker und Erik Krüger war dann auch gleich im Anschluss gefordert, das Buffet zu eröffnen und den Tafelmeister zu bitten, die sogenannte Auflassung zu formulieren. Noch wird das in der Liedertafel so genannt, auch wenn es etwas altmodisch klingt. Roch es doch bereits lecker in den Kirchenschiffen, und die Uhr war schon fortgeschritten. Die Haus- und Hofbewirterin der Hauptkirche, Tanja Goman, hatte mit ihrer Familie und ihrem Team ein fantastisches Buffet gezaubert, von dem alle begeistert waren, egal ob vegan, vegetarisch oder anders.

Und nach der Kost gab es dann die musikalische Nachspeise, die Weltuhraufführung eines neuen Hamburgliedes: „Hamburg, meine Welt“ (Text: Lennard Ann, Komposition: René Mense), ein Geschenk an die Liedertafel zum 200. Geburtstag von Gerhard Pfeiffer. Vorgetragen von den Herren der Liedertafel unter der Leitung von Tom Kessler. Es „kniff“ noch an der ein oder anderen Stelle, aber es könnte ein Ohrwurm werden. Mit „Aura Lee“ (William W. Fosdick , George R. Poulton) schloss die Liedertafel ihren Beitrag und sang gemeinsam mit den Bengelsstimmen „Hallo hier Hamburg“ von Günter Schulze und Gunter Wolf. Die Bengels erfreuten mit „Blin­ding Lights“ (The Weeknd) und „Ein Kompliment“ (Sportfreunde Stiller, Pasquale Thibault), bevor der nächste abend­liche Höhepunkt nicht lange auf sich warten ließ.

Die frisch gegründete Frauengruppe, die sich seit Kurzem den Namen „Tontöchter“ gegeben hat, brillierte trotz weniger Proben mit dem Leonhard-Cohen-Lied „Hallelujah“, einem ruhigen und wunderschönen Stück, sowie mit „My Funny Valentine“ (Richard Rogders, Mac Huff) unter der Leitung von Katja Klindworth. Im gemischten Chor trug die frischgebackene Chorgemeinschaft der Liedertafel mit über 70 Sänger:innen die „Ode an die Freude“ (Ludwig van Beethoven und Minami Kotoko) vor. Die Gäste wie auch die Künstler:innen waren vom neuen Klang der Hamburger Liedertafel begeistert. 

Nach dem Ausklang an den Stehtischen der Bar wurde die Kirche von vielen Helferlein für den nächsten Gottesdienst wieder zurückgebaut. Die Hamburger Liedertafel rechnet für ihren Neujahrsempfang 2025 mit 250 Teilnehmer:innen. Gerda Schmidt

https://hl1823.deInfo Mehr informationen unter: https://hl1823.de

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