Veddel: Der letzte Akt – Schüler:innen schärfen Erinnerung

Geschichte. Schüler:innen der 7b von der Schule auf der Veddel sorgen für neuen Straßennamen

Mit einem Ruck erfolgte der letzte Akt zur Umbenennung des Slomanstieges auf der Veddel in Castellonstieg. Mit der Enthüllung des neuen Straßenschildes endete das von der Schule auf der Veddel angestoßene Projekt. Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer und Chiles Generalkonsul Antonio Correa nahmen gemeinsam die Abdeckung herunter. Ausgegangen war die Umbenennung 2017 von der Beschäftigung der damaligen Klasse 7b und ihres Lehrers Josef Bauer mit dem kolonialen Erbe Hamburgs und der Rolle, die die Familie Sloman darin gespielt hat. 
Foto oben: Enthüllen, den von den 7b-Schülern initiierten neuen Straßennamen Castellonstieg: Chile-Botschafter und Generalkonsul Antonio Correa (l.–r.); Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer; Klassenlehrer Josef Bauer und Schulleiterin Bianca Petri von Schule auf der Veddel – am ehemaligen Slomanstieg. © Klaus Lübke

Die war keineswegs nur positiv. Der Reeder Robert Miles Sloman schuf nach den Recherchen durch sein Streben nach Profit um jeden Preis so harte Bedingungen für die Besatzungen, dass es auf seinen Schiffen eine Reihe von Selbstmorden gab. Nach einer Überfahrt des Segelschiffes „Leibnitz“ im Jahr 1867 waren 108 von 544 Passagieren gestorben, und die Presse New Yorks schrieb von Slomans „Totenschiffen“. Robert Miles’ Neffe Henry Sloman war Besitzer mehrerer Salpeterminen in der chilenischen Atacama-Wüste. Mit seinem Onkel organisierte er den Transport nach Europa und profitierte stark von diesem Geschäft. Unter der Leitung Slomans starben zahlreiche chilenische Arbeiter an den harten Bedingungen. Die Arbeit wurde zudem schlecht bezahlt, und bereits Kinder ab acht Jahren arbeiteten in den Minen. Als es im Jahr 1907 zu einem Streik der Minenarbeiter kam, wurden Tausende von ihnen vom Militär getötet.

Weihen feierlich den Castellonstieg ein, den von Schüler:innen der 7b der Schule auf der Veddel angestoßenen neuen Namen (v. l.): die Bezirksabgeordnete Irene Appiah (SPD), Chiles Generalkonsul Antonio Correa, Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, und Judith Szillus, SPD-Regionalausschuss. © Klaus Lübke

Aus diesen Erkenntnissen erwuchs der Wunsch, den Slomanstieg umzubenennen. Die Klasse wendete sich an die Bezirkspolitik und für die Namensfindung an das Generalkonsulat von Chile, das eine Delegation der Schülerinnen und Schüler besuchen durfte. Dort versprach man zu helfen. 

Der neue Namensgeber Gregorio del Jesus Castellon Lazarte war ein chilenischer Minenarbeiter und Gewerkschaftsführer, der für bessere Arbeitsbedingungen und Rechte der Arbeiter in den Salpeterminen kämpfte.

Die Bezirksversammlung schlug auf Initiative ihrer Abgeordneten Irene Appiah (SPD) die Namensänderung mit den Stimmen der SPD, CDU und FDP vor, die der Senat im Oktober letzten Jahres bestätigte.

Bianca Petri, Leiterin der Schule auf der Veddel, freute sich, dass das Ziel der Schule, den Unterricht mit lebensnahen Projekten anzureichern, geglückt ist. 

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer ging in seiner Rede darauf ein, dass das Umbenennen von Straßen oft kontrovers diskutiert werden. An dieser Stelle verschwindet der Name aber nicht aus dem Stadtraum, da die Slomanstraße erhalten bliebe. Außerdem seien von der Umbenennung keine Anwohner betroffen, da die Schule das einzige Gebäude am Slomanstieg ist. 

Chiles Generalkonsul wies auf die vielfältigen Beziehungen zwischen seinem Land und Hamburg hin. Nach dem Rückgang des Salpeterhandels spiele Kupfer heute eine wichtige Rolle. Castellon, der sich für die Rechte der Minenarbeiter eingesetzt habe, trug zu besseren Arbeitsbedingungen bei, und ihm seien die modernen Standards mitzuverdanken.

Irene Appia, die das Vorhaben lange vorangetrieben hat, sagte schließlich: „Mich freut als politische Vertreterin der Bürgerinnen und Bürger, dass dieser Antrag aus der Bewegung junger Menschen, die nicht in einer privilegierten Gegend aufwachsen, initiiert wurde.“ In Zukunft wird auf der Veddel daran erinnert, dass der damals erzielte wirtschaftliche Erfolg mit großem Leid in den Kolonien verbunden war. Klaus Lübke

Infos über die Schule auf der Veddel

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