Ein Bericht des „Spiegel“ und einige Indizien signalisieren, dass die für den 17. Oktober geplante Eröffnung des Überseequartiers in der HafenCity nach den verschobenen Openings in April und August 2024 womöglich zum dritten Mal verschoben werden muss
Daumen hoch oder runter? Gänseblümchen zählen: Eröffnet das Westfield Hamburg-Überseequartier nun am verkündeten 17. Oktober 2024? Ja. Nein. Ja. Nein. Offenbar eher: nein. Warum? Weil die berühmten Spatzen ein „Nein“-Lied von den HafenCity- und Hamburg-Dächern trällern.
Foto oben: Eröffnet das Westfield Hamburg-Überseequartier wie geplant am 17. Oktober 2024? – hier die Ansicht „Am Platz des 10. Längengrad“, u.a. mit der Tiefgarageneinfahrt für Radfahrer, Lkw und Pkw. © rock&stars | URW
1. Fangen wir mal bei den weichen Faktoren an: Wenn man am 17. Oktober, also in 7 Wochen!, eine der wichtigsten Neueröffnungen für die Wirtschaft, die Politik (u.a. Erster Bürgermeister, Senat und HafenCity Hamburg GmbH) und fürs Stadtleben in HafenCity, Hamburg und Norddeutschland eröffnen will, verschickt man erstens allerspätestens 7 Wochen vorher die Einladungen für das geladene Eröffnungsfest-Publikum. Das ist jetzt, direkt nach dem Ende der großen Sommerferien, nicht passiert.
Erst recht schickt man zweitens den vielen 100 Gästen, die schon einmal für die abgesagte Eröffnung am 17. April, vor über 4 Monaten und für die zwischenzeitlich öffentlich kommunizierte Eröffnung „Ende August“ eingeladen worden waren, vor Wochen ein sogenanntes „Save The Date“ für den 17. Oktober. Auch das ist bis jetzt nicht passiert. Die ehemals Eingeladenen haben bis heute, Stand 1. September 2024, nichts persönlich gehört. Also ist man sich offenbar beim Investor und Überseequartier-Managementbetreiber Unibail-Rodamco-Westfield (URW) nicht sicher, dass es am 17. Oktober was zu feiern gibt. Keine Kommunikation.
2. Ferner hört man aus den Reihen der Mieter:innen, u.a. der Gastronomie, dass immer wieder behördlich-technische Abnahmen zu Be- und Entlüftung, Gastronomie-typische Vorausetzungen wie zum Beispiel Fettabscheider oder auch technisch notwendig einwandfrei funktionierende Fluchtwege und Alarmsystem immer wieder noch nicht abnehmbar seien, also nicht einwandfrei funktionieren und deswegen die erforderlichen Genehmigungen und Lizenzen nicht erteilt würden, die Betriebe also – Stand heute – nicht eröffnen könnten. Und das betrifft ganz offensichtlich mehr als einen Betrieb.
Man muss dazu wissen, dass einige Mieter:innen finanziell seit der Eröffnungsabsage im April diesen Jahres durch Nicht-Umsätze, durch Aufstockung von Kurzarbeitergeldern für ihre schon damals engagierten Mitarbeiter und durch teure Zinsleistungen für Kredite ohne den einkalkulierten Umsatz seit April in finanzielle Schieflagen, manche in Existenzschwierigkeiten stürzt.
3. Der Spiegel berichtet nun zusätzlich zu diesen Krisenindizien in seiner neuesten Ausgabe vom 31. August, dass für das Westfield Hamburg-Überseequartier „eine Inbetriebnahme bis Mitte Oktober äußerst fraglich“ sei. U.a. habe man wohl „Undichtigkeiten auf allen Dachflächen D1+D2 festgestellt‘ und ferner „Wassereintritt durch die Betonsohle infolge mangelhafter WU-Betonleistung“ in Protokoll-„Notizen“, so der „Spiegel“, festgehalten. 7 Wochen vor Eröffnung ein dramatischer Bericht des „Spiegel“ über offenbar aktuelle Bau- und Sicherheitsmängel. Der Investor URW teilte auf „Spiegel“-Anfrage mit: dass er sich „in aktiver und enger Abstimmung mit allen Fach- und Bauunternehmen“ befinde und sich „strikt an die branchenüblichen Prozesse, die die „Qualität und Sicherheit des Baus gewährleisten“ halte. Und was heißt das? Dass man vielleicht mit der Begründung des Ernstnehmens von „Qualität und Sicherheit“ eine mögliche Verschiebung begründen will? Ein Dementi und eine Bestätigung des Eröffnungstermins klingen jedenfalls anders. Die URW-Stellungsnahme ist klassische Krisen-Sprech-PR, um Zeit zu gewinnen. Die hat man jedoch, Stand heute, bis zum 17. Oktober (fast) nicht mehr.
Was heißt das nun alles? Dass auf Großbaustellen generell und erst Recht auf einer der größten innerstädtischen Baustellen Europas Dinge schief laufen, passiert und ist keine Überraschung, erfährt die HCZ HafenCity Zeitung von Bauexperten und Gutachtern. Und auch die unter „3.“ vom „Spiegel“ beschriebenen Wassereintritte bei Dächern und Böden sind bei der Abnahme von Betondecken und -böden die Klassiker – besonders bei direkter Wasserlage wie beim Überseequartier an der Elbe, so. wenig überrascht und einhellig die Gutachtermeinung. Alos: auch keine Überraschung. Aber: Überall bei direkten Wasserlagen in der HafenCity, ob am Strandkai oder Kirchenpauerkai, bei der HafenCity Uni oder dem Watermarktower direkt am Eingang Magdeburger Hafen, gab es die Wassereintritte entweder nicht oder wurden handwerklich nachhaltig u.a. mit Spezialdichtungsmasse ‚professionell und bewährt zugeschossen“, so ein Gutachter gegenüber der HCZ HafenCity Zeitung. Und warum klappt das aktuell, zumindest bis heute und seit den über vier Monaten seit der verschobenen Eröffnung im April , im Überseequartier offenbar nicht? Fragen, die nur URW beantworten kann.
Fakt ist: URW läuft die Zeit davon – auch weil ja alle Mietpartner:innen selbst planen müssen oder ihre Finanzplanungen aktualisieren müssen. Die HCZ HafenCity Zeitung hört aus URW-internen Kreisen, dass es angeblich am kommenden Mittwoch, 4. September 2024, beim Investor URW die entscheidende Sitzung geben soll, ob man am Eröffnungstermin festhalten kann und will. Dass das Eröffnungsprogramm, dass mal großes Kino bieten wollte, wenn überhaupt eher smart und klein ausfallen dürfte, sind Peanuts. Hauptsache er wird – irgendwie – eröffnet. Wolfgang Timpe