Warum können Menschen nicht fliegen?

Kunstshow. Noch bis 26. Dezember findet in den Gaußhöfen in Hamburg-Altona das immersive Kunstspektakel »Leonardo da Vinci – Uomo Universale« statt. Handys an

Ein kleines Bild mit großer Wirkung: Gerade mal 77 x 53 Zentimeter misst Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Sie gilt als das berühmteste Gemälde der Welt, das Original beheimatet bekanntlich im Louvre in Paris. Eine digitale Kopie findet sich nun in der immersiven Ausstellung „Leonardo da Vinci – Uomo Universale“ in den Gaußhöfen. Sie hängt in einem Raum mit weiteren Reproduktionen, zwischen „Salvator Mundi“ und „Dame mit Hermelin“. Dort werden all jene 16 Gemälde gezeigt, die dem italienischen Maler zugeschrieben werden. Wer die Texte an den Wänden studiert, erfährt noch ein bisschen mehr über jedes einzelne Bild. Etwa, dass die „Mona Lisa“ mit der sogenannten Sfumato-Technik gemalt wurde. Auf Deutsch bedeutet dieses italienische Wort nebelig oder verschwommen. Tatsächlich scheinen die Farben ineinander zu verschwimmen.
Foto oben: Der Künstler Leonardo da Vinci: Die „Mona Lisa“ wurde mit der sogenannten Sfumato-Technik gemalt. Auf Deutsch bedeutet dieses italienische Wort nebelig oder verschwommen. Tatsächlich scheinen die Farben ineinander zu verschwimmen. © Morris Mac Matzen

Noch mehr Platz bekommt in diesem Bereich allerdings ein anderes Werk: „Das letzte Abendmahl“. Es ziert nicht nur eine ganze Wand, sondern wird zudem in weiteren kleineren Versionen analysiert. Die Betrachter:innen lernen, dass da Vinci mit der Zentralperspektive gearbeitet hat. Sie rückt Jesus ohne Zweifel in den Mittelpunkt. Ebenso werden den Besucher:innen die Namen der Jünger nahegebracht, die mit Christus an einem Tisch sitzen. Diesen beiden Meisterwerken begegnet man wieder, wenn man in den Filmraum wechselt. Dort kann man sich auf Sitz­säcken lümmeln, während verschiedene Motive auf den Wänden und teilweise auch auf dem Fußboden aufpoppen. 

„Das letzte Abendmahl“. Es ziert nicht nur eine ganze Wand, sondern wird zudem in weiteren kleineren Versionen analysiert. Die Betrachter:innen lernen, dass da Vinci mit der Zentralperspektive gearbeitet hat. Sie rückt Jesus ohne Zweifel in den Mittelpunkt.. © Morris Mac Matzen

Als „Das letzte Abendmahl“ an der Reihe ist, wird Jesus ganz nah herangezoomt. Die „Mona Lisa“ blitzt geschwind auf, bevor ihre Augen und ihr Mund extra fokussiert werden. Eine ähnliche Spielerei bietet der „Vitruvianische Mensch“. Nachdem diese Zeichnung eingeblendet worden ist, sieht man Menschen, die sich in Kreisen oder Quadraten wie Athleten um die eigene Achse drehen. Diese 30-minütigen Projektionen haben eher Unterhaltungswert – wie ein TikTok-Video, zugeschnitten auf die Genera­tion Social Media.

Tiefer geht es, wenn in der Schau jene Facetten da Vincis präsentiert werden, die das Spektrum der Malerei erweitern – vom Anatom bis zum Mechaniker. „Da Vinci war ein großer Innovator“, sagt der Kurator Christian Höher. „Alles, was er angefasst hat, hat er verbessert.“ Wie begabt der Künstler etwa als Ingenieur war, demonstriert ein Flaschenzug. Man kann auf einem Hocker Platz nehmen und sich selber hochziehen. Etwas auszuprobieren oder anzufassen, das ermöglicht einem im buchstäblichen Sinne das Begreifen einer Erfindung. Gerade für Kinder ist das eine schöne Idee.

Da Vincis »Vitruvianischer Mensch«: wie ein TikTok-Video, zugeschnitten auf die Generation Social Media. © Morris Mac Matzen

In solchen Spielereien liegt die Stärke der Ausstellung. Vom Spiralfeder- bis zum Schwungrad-Modell kann man einiges testen. Neben Technik, die den Alltag erleichtert, hat sich da Vinci auch mit Kriegsgeräten beschäftigt – in erster Linie zur Abschreckung des Feindes. Intensiv setzte er sich mit dieser Frage auseinander: Warum können Menschen eigentlich nicht fliegen? Dieses Rätsel konnte zwar nicht einmal ein Universalgenie wie er lösen, dennoch gelang ihm etwas Wesentliches: Er nahm das Flügelmodell vorweg, mit dem Otto Lilienthal später tatsächlich Gleitflüge durchführte. Dagmar Leischow

Info
Die Ausstellung „Leonardo da Vinci – Uomo Universale läuft bis zum 26. Dezember in den Gaußhöfen, Gaußstr. 136, 22765 Hamburg, geöffnet täglich von 10 bis 21 Uhr. Karten und weitere Informationen unter www.davinci-ausstellung.de

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