Interview. Die HafenCity Zeitung stellte Farid Müller, grüner Spitzenpolitiker der Wahlkreisliste von Hamburg-Mitte, 15 wichtige Fragen zu Hamburg und – vor allem – zur HafenCity
1. Warum sollten Anwohner:innen und Gewerbetreibende der HafenCity Sie persönlich wählen? Farid Müller, Grüne: Als Wahlkreisabgeordneter bin ich regelmäßig mit meinen Rathaus Talks vor Ort und stehe darüber hinaus mit allen Akteuren in der HafenCity gerne im Gespräch. Meine Schwerpunkte Verkehr und Öffentliches Grün (Stadtklima und Biodiversität) werde ich weiter im Austausch mit dem Stadtteil voranbringen.
Foto oben: Farid Müller, Grüne, Wahlkreisliste, Platz 60, zum Verkehr in der HafenCity: „Mir gefällt der Verkehr nicht. Ich setze mich für eine weiterhin zweispurige Versmannstraße mit sicheren Radwegen ein, auch auf der Magdeburger Brücke. Der Überseequartier-Verkehr gehört auf den Prüfstand. Längere Ampel-Grünphasen auf den Schulwegen. Tempo 30 sollte, wo sinnvoll, eingeführt werden.“ © Die Grünen Hamburg
2. Was mögen Sie besonders an der HafenCity 2025? Ich bin ein Fan von Wassernähe und neuer Architektur. Nicht alles in der HafenCity hat einen Preis verdient, aber dieser Stadtteil hat neue Maßstäbe gesetzt, gerade auch im nachhaltigen Bauen. Die Spielplätze im Grasbrook- und Baakenhafenpark sind grandios und zeigen auf, wie es woanders gehen kann.
3. Was gefällt Ihnen an der HafenCity 2025 nicht, und wie wollen Sie es ändern? Mir gefällt der Verkehr nicht. Ich setze mich für eine weiterhin zweispurige Versmannstraße mit sicheren Radwegen ein, auch auf der Magdeburger Brücke. Der Überseequartier-Verkehr gehört auf den Prüfstand. Längere Ampel-Grünphasen auf den Schulwegen. Tempo 30 sollte, wo sinnvoll, eingeführt werden.
4.Der rot-grüne Senat prüft, ob er die 330-Millionen-Euro-Spende von Mäzen Klaus-Michael Kühne für eine neue Oper auf dem Baakenhöft annimmt. Brauchen wir eine neue Oper, und ist der Baakenhöft der richtige Standort? Klar ist, dass diese Spende nicht für eine neue Oper reicht und die Sanierung der alten auch noch an der Stadt hängt. Beides kann ich mir nicht finanziert aus dem Stadtsäckel vorstellen. Den Standort beurteile ich nicht ablehnend, weil dieser für eine außergewöhnliche Nutzung immer reserviert wurde.
5.Sind Sie für die flächendeckende Einführung von Tempo 30 in der HafenCity? Ich könnte mir das sehr gut vorstellen, es scheitert zurzeit allerdings noch an den rechtlichen Bedingungen für Hauptstraßen. Bis diese im Bund verändert werden, setze ich mich für Tempo 30 in allen anderen Straßen ein.
6. Senat und Bürgerschaft haben vor rund zwei Jahren beschlossen, 34 Punkte für „Mehr Grün“ in der HafenCity umzusetzen. Nix ist passiert. Warum versagen Behörden und Parlament? Ich werde mich nach der Wahl mit dem HafenCity Netzwerk und allen interessierten Bürger:innen zusammensetzen, um die vielen Projekte zu priorisieren und dann kalkulieren zu lassen. Im zweiten Schritt werde ich mich dann für die entsprechende Mitteleinwerbung bei Senat und Bürgerschaft starkmachen.
7. Viele Bewohner:innen der HafenCity wünschen sich ein öffentliches (Frei-)Schwimmbad. Sind Sie dafür, eventuell im Grasbrookhafen? Ja, ich sehe den Bedarf, gerade in einem Stadtteil, der am Wasser liegt, fehlt so etwas. Dennoch hat eine Realisierung eines öffentlichen Hallenbades auf dem Kleinen Grasbrook eine höhere Chance als in der fast fertigen HafenCity.
8. Die große Grundstücksspitze Baakenhöft ist das letzte Filetstück der HafenCity, für das es aktuell keine städtische Planung gibt. Was möchten Sie dort umsetzen? Ich würde mir dort in dieser Lage eine besondere architektonische Lösung wünschen, gerne auch mit kultureller Nutzung. Es darf aber auch gerne etwas anderes als eine neue Oper sein.
9. Allen bisherigen Umfragen zufolge sind Die Grünen wieder im Senat, in der Hamburger Stadtregierung. Mit welchem Top-Thema wollen Sie sich als Bürgerschaftsabgeordnete:r Gehör verschaffen? Das Top-Thema ist der Bau bezahlbarer Wohnungen und der Erhalt des öffentlichen Grüns. Der deutschlandweit einmalige Vertrag für Hamburgs Grün zwischen dem NABU und Senat und Bürgerschaft sorgt für den Erhalt. Besonders der neue 3. Förderweg für Familien mit 12 bis 13 €/m² muss jetzt gebaut werden.
10. Wenn Sie nach dem 2. März 2025 mit an der Regierung wären: Was würden Sie in den ersten 100 Tagen sofort ändern? Ich würde die Verkehrsführung nach der Eröffnung des Überseequartiers überprüfen. Zum Beispiel die Frage, ob man von den Elbbrücken kommend bei der Magdeburger Brücke auf den Rechtsabbieger in die Osakaallee verzichtet. Und ich würde mich für Haushaltsmittel zur Umsetzung der Biodiversitätsprojekte einsetzen.
11. Am 8. April 2025 soll das Westfield Hamburg-Überseequartier eröffnen. Freuen Sie sich darauf? Na ja, das muss ich jetzt wohl, nach all den Bauverzögerungen. Darauf warten gerade die inhabergeführten Geschäfte und Gastronomie und deren Mitarbeiter:innen.
12. Die Innenstadt-Einzelhändler sehen das neue Überseequartier skeptisch und befürchten Umsatzverluste. Teilen Sie die Befürchtung? Eine attraktivere Innenstadt ist in Arbeit: Jungfernstieg, Ballindamm und Neuer Jungfernstieg mit mehr Grün in Neugestaltung, und die Steinstraße folgt in diesem Jahr. Ich sehe die Sorge der Innenstadt über die Auswirkungen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass beides schneller zusammenwächst.
13. Das neue Überseequartier sollen täglich 45.000 Menschen besuchen, inklusive Lkw-Anlieferverkehr. Kann die HafenCity so viel Verkehr vertragen? Ja, das sind die irren Erwartungsplanungen von vor Jahren. Gleichzeitig setze ich mich dafür ein, die kommende Realität und die bisherige Verkehrsführungsplanung zugunsten der Anwohner:innen zu überprüfen.
14. Die Stadt-Klimaanalyse 2023 dokumentiert, dass die HafenCity der heißeste Stadtteil Hamburgs im Sommer ist. Was wollen Sie dagegen tun? Die HafenCity ist durch die Wasserlage besonders vom Klimawandel betroffen. Bezirksamt Mitte und HafenCity GmbH sollten alle Grundstücksbesitzer zu einem runden Tisch laden, um darüber zu sprechen, wie besonders die HafenCity das Fassadenbegrünungs- und Gründächerprogramm des Senats nutzen kann.
15. Die HafenCity begreift sich als weltoffene internationale Community. Jüngste Attentate, häufig mit Migrationshintergrund, verschärfen die Einwanderungsdebatte. Wie wollen Sie die Migration steuern? Ich stehe zum Grundgesetz und dem Recht auf Asyl. Ein „Grenzen dicht machen“ nach CDU/AfD-Manier wird die EU noch zusätzlich in eine Krise zu stürzen und nichts lösen. Ich unterstütze auf Bundesebene schnellere Asylverfahren und den schnelleren Vollzug beschlossener Abschiebungen in EU-Länder.
Interview: Wolfgang Timpe