Kultur. Eine Jury hat den Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge gekürt. Er vereine die Wünsche der Gemeinde und gebe der historischen Synagoge ihren angestammten Platz zurück
Die Entwurfsverfasser schaffen es, auf eine sehr feinfühlige Art und Weise die historische Synagoge wiederaufzubauen, ihr die gewünschte historische Anmutung zu geben und zusammen mit der liberalen Synagoge, neuen Wohnungen, einer Bibliothek und einem Gemeindesaal ein stimmiges Gesamtensemble entstehen zu lassen. Die Architektur ist feingliedrig, differenziert und knüpft an die Materialität und Maßstäblichkeit der Nachbarschaft an – und es entstehen schöne, wohlproportionierte neue Stadträume“, sagt Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing zum Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge, den eine 27-köpfige Jury gekürt hat.
Foto oben: Der Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge am Grindelhof.© Büro Schulz und Schulz Architekten mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten
Die ehemalige Synagoge am Bornplatz zählte zu den größten Synagogen Deutschlands. Sie war mehr als 30 Jahre religiöses, kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und prägte das Stadtbild durch ihren neoromanischen Stil und ihre frei stehende Lage im Stadtraum. Die markante, rund 40 Meter hohe Kuppel des Baus war prägender Teil der Silhouette Hamburgs. Nach der Schändung und Plünderung im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge zwangsweise von Nationalsozialisten abgerissen. Ein zentraler Ort des jüdischen Lebens in Hamburg ging verloren.

In der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und in der Stadt war der breite Wunsch entstanden, die Synagoge wiederzuerrichten. Für dieses Vorhaben haben Senat und Bürgerschaft sowie der Bund ihre Unterstützung erklärt. Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg: „Nach intensiver Diskussion hat sich die hoch engagierte Jury mit großer Einmütigkeit auf einen Entwurf geeinigt. Damit liegt nun ein konkreter Plan vor – der Startschuss für den Wiederaufbau eines Stücks unserer Heimat. Der Siegerentwurf überzeugt durch kluge und zukunftsweisende Konzepte: für die Rekonstruktion, unsere künftige Nutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit Offenheit einerseits und notwendiger Prävention andererseits.“
Und die Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) erinnert an Versäumnisse: „Jahrzehntelang haben wir als Stadt die Jüdische Gemeinde mit ihrem Schmerz um die Zerstörung der Bornplatzsynagoge und von jüdischem Leben in Hamburg nicht gehört. Vor fünf Jahren hat diese Untätigkeit endlich ein Ende gefunden, und wir gehen seitdem gemeinsam den Weg, diesen zentralen Ort jüdischen Lebens mit einer wiedererbauten Bornplatzsynagoge an die Jüdische Gemeinschaft zurückzugeben. Damit werden einstimmige Beschlüsse unseres Landesparlamentes umgesetzt. Ich freue mich sehr über das einhellige Votum der Jury im Wettbewerb für einen überzeugenden Entwurf, den Stadt und Jüdische Gemeinde nun gemeinsam realisieren werden. Damit signalisieren wir über Landesgrenzen hinweg: Jüdisches Leben gehört zu unserer Heimatstadt.“ Martha Bitter
