Konzert. HCZ-Autorin Dagmar Leischow sprach mit Sophie Ellis-Baxtor über ihr neues Album und ihren Kitchen-Disco-Sound

Die Küche ist sozusagen das Herz von Sophie Ellis-Bextors Haus in London – nicht nur weil die Sängerin eine leidenschaftliche Köchin ist und bereits ein Kochbuch herausgebracht hat, sondern weil sie dort während der Pandemie gemeinsam mit ihrem Mann, dem The-Feeling-Bassisten Richard Jones, und ihren fünf Söhnen ihre wöchentliche Kitchen Disco veranstaltet hat. Für Livestreams, die ein Lichtblick in trüben Tagen waren. „Das fühlte sich an, als würde man Menschen zu etwas ganz Privatem einladen“, erinnert sich die Britin. „Dabei hatten wir die Karaoke-Maschine und die Discokugel schon vorher.“
Foto oben: Musikerin Sophie Ellis-Baxtor:„Discopop steht mir einfach am nächsten, für diese Musik schlägt mein Herz.“ © Jordan Munns
So gesehen ist es eigentlich keine Überraschung, dass sich die 46-Jährige während des Videocalls in der Küche tummelt. Hier spricht sie über ihr neues Album „Perimenopop“, für das sie wieder von einem Majorlabel unter Vertrag genommen wurde. Vermutlich ist das dem Erfolg ihres alten Hits „Murder on the Dancefloor“ von 2001 geschuldet, der dank des Films „Saltburn“ 2023 plötzlich wieder in die Top Ten der UK-Charts schnellte. „Ich habe es genossen, ein weiteres Abenteuer mit einem alten Freund zu erleben“, witzelt Sophie Ellis-Bextor. „Wie schön, dass mich meine eigene Musik immer noch überraschen kann.“
Zumindest von außen betrachtet wirkt es so, als habe dieser Triumphzug die Künstlerin dazu bewegt, zu ihrem bewährten Discosound zurückzukehren. „So ticke ich nicht“, stellt sie klar. „Ich hatte diesen Plan eh schon. Der Wiedereinstieg von ,Murder on the Dancefloor‘ hat ihn vielleicht ein bisschen befeuert.“ Auf jeden Fall kann sich das Ergebnis hören lassen. Es ist kaum möglich, zu diesen Nummern still zu stehen. „Discopop liegt mir einfach am nächsten, für diese Musik schlägt mein Herz“, sagt Sophie Ellis-Bextor. Sie liebt es, andere zum Tanzen zu bringen, auch sie selbst bewegt sich gern, allerdings geht sie eher selten in Clubs: „Ich tanze bei Festivals oder zu Hause.“
„Freedom of the Night“ klingt beinahe wie eine Fortsetzung von „Murder on the Dancefloor“. „Dolce Vita“ lehnt sich an Italo-Discopop an. „Layers“ scheint musikalisch an Daft Punk anzuknüpfen. „You Don’t Know What You Have ’til it’s Gone“ bringt Nostalgie und Groove in Einklang. „Obwohl ich eigentlich nicht der Typ bin, der etwas bereut, beschäftige ich mich manchmal doch damit, wie schnell die Zeit vergeht“, räumt Sophie Ellis-Bextor ein. „Besonders im Familienleben spüre ich die Veränderungen. Mein Jüngster ist sechs, wir haben nun mehr Teenager im Haus als kleine Kinder.“
Dass sich die Musikerin nun intensiver mit ihrer Vergangenheit beschäftigt, liegt nicht zuletzt an „Murder on the Dancefloor“: „Als das Lied wieder ein Hit wurde, fragten mich die Leute, wie es entstanden ist oder was es mit dem Video auf sich hat. Damit hatte ich mich lange nicht mehr beschäftigt.“
Das führte dazu, dass Sophie Ellis-Bextor ein altes Shirt wieder hervorkramte, das sie als 18-Jährige in ihrem ersten Musikvideo getragen hatte. Sie zog es für das Fotoshooting für ihr Albumcover an: „Ich mag diese Idee der Weiterführung.“ Ohnehin hat sie viele Sachen behalten – sei es jenen Mantel, den sie anhatte, als sie ihrem Mann begegnete, oder das Kleid aus dem „Groovejet“-Video: „Ich halte oft an Dingen fest, die einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“ Dagmar Leischow
Info
Sophie Ellis-Bextor tritt am Mittwoch, 1. Oktober, um 20 Uhr im Mojo Club auf. Das Konzert ist schon ausverkauft. Restkarten gibt es vielleicht an der Abendkasse. Weitere Informationen unter www.kj.de