Baakenhöft: »Aus Protest an Bagger ketten?«

Debatte. Im ArchitekturSalon Hamburg gab es eine muntere Diskussion zur Ausstellung »Wohin Baakenhöft?«. Weniger Wow-Architektur, mehr Teilhabe und Experimente

Ausstellung in Architektur-Salon. © AIT

Volle Hütte. Es gibt Orte, die entwickeln eine Kraft im Stillen, versammeln fachliche Kompetenz und können im Rahmen von Diskussionen und Auseinandersetzungen explosive Kraft entwickeln. Der ArchitekturSalon Hamburg ist so ein kreativer Ort, an dem die Stadt im Zweifel ganz unten sein kann – abseits vom offiziösen Politikeinerlei. Die Ausstellung „Wohin Baakenhöft?“ im ArchitekturSalon in der Altstadt Bei den Mühren am Zollkanal bot jüngst ein lebendiges Forum für die kritische Auseinandersetzung mit den Plänen für ein neues Opernhaus auf dem Baakenhöft. Organisiert von Kristina Bracht, Verlagsleiterin sowie Kuratorin und Leiterin des ArchitekturSalons, und Studierenden des IU Campus Hamburg und der HafenCity Universität, lud die Veranstaltung zur Diskussion über die zukünftige Entwicklung dieses bedeutenden städtischen Areals in der HafenCity ein. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob hier ein spektakulärer Kulturbereich entstehen kann, der gleichzeitig als alltäglicher Quartiersort fungieren kann. 
Foto oben: Der andere Blick auf Stadtkultur und Stadtgesellschaft: Moderatorin Kristina Bracht, Leiterin ArchitekturSalon, moderierte die Tischrunde zu „Wohin Baakenhöft?“ mit Prof. Alessandro Gess (v. l.), HafenCity Universität, Entwerfen, Raum- und Gebäudelehre, Prof. Dr. Frank Schmitz, Universität Hamburg, Kunstgeschichtliches Seminar, Prof. Heiner Stengel, IU Internatio­nale Hochschule, Architektur, Prof. Olaf Bartels, Architekturhistoriker und IU Internationale Hochschule, Theorie und Geschichte der Architektur. © Jimmy Blum

Die Diskussion am 7. Oktober 2025 thematisierte verschiedene Aspekte der Entwicklung des Areals. Es besteht eine klare Unterscheidung zwischen dem Wunsch nach Urbanisierung und der Sehnsucht nach offenen Räumen. Ein Teilnehmer drückte es so aus: „Es scheint so ein bisschen, als hätten wir einen Raum, der noch viel mehr Potenzial hat.“ Dabei geht es nicht nur um große Bauprojekte, sondern auch um die temporäre Nutzung von Flächen. „Wie kann der Ort eigentlich eine größere Öffentlichkeit bekommen?“, wurde von Lisa Maria Zander (Projektbüro Hamburg) gefragt, um die Bedeutung von Teilhabe und sozialer Verantwortung zu betonen. Sie war auch Gründerin des Mikropol in Rothenburgsort. Sie schlug weiter vor, die Fläche mit kulturellen Veranstaltungen sozusagen zu „ersitzen“ und die Fläche so dem Opernbau nicht mehr zur Verfügung zu stellen. 

Das Potenzial des Baakenhöft wird ebenso durch den Abzug des temporären Kreuzfahrtterminals und der Frage der städtischen Nachverdichtung definiert. Ein Studierender erklärte, dass der Ort „als Experimentierraum“ genutzt werden könnte, um kreative Ideen zu fördern und eine Verbindung zur Nachbarschaft herzustellen. Solche Überlegungen erweitern auch die Diskussion um den Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte und deren angemessene Erinnerung in der Stadt. „Wir sollten überlegen, wie wir diesen Raum umgestalten können, um Erinnerungskultur zu integrieren“, so eine Diskutantin.

Lebhafte Debatte im ArchitekturSalon zur Kühne-Oper: „Das Baakenhöft könnte ein Symbol für das Zusammenwachsen der Stadt im Sinne von Teilhabe und Experimentierfreude sein.“ © Jimmy Blum

Eine kritische Stimme thematisierte die Zweifel an der Notwendigkeit eines neuen Opernhauses, wenn die alte Oper dann künftig „nicht ausreichend genutzt“ würde. Die Diskussion zeigte, wie notwendig es ist, bürgerschaftliche Interessen zu vertreten, um die Komplexität der Planungsprozesse zu verstehen – und Einfluss darauf zu nehmen. Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass die öffentliche Debatte zu diesen Projekten „bewusst nicht geführt wurde“. Diese kritische Haltung spiegelt sich in den vielfältigen Vorschlägen wider, wie das Baakenhöft zukunftsorientierter gestaltet werden kann, ohne auf Prestigeprojekte zu setzen.

Abschließend stellte die Diskussion die Frage nach der Rolle von Kultur und Raumgestaltung in der Stadt: „Was für eine Institution wollen wir hier fördern?“ Die Antworten darauf waren vielschichtig und erfordern ein Umdenken über den traditionellen Umgang mit Stadtentwicklung. Das Baakenhöft könnte nicht nur ein Ort der Kultur sein, sondern auch ein „Symbol für das Zusammenwachsen der Stadt im Sinne von Teilhabe und Experimentierfreude“. „Die Debatte zeigt, wie wichtig es ist, diese Themen offen anzusprechen“, schloss ein Teilnehmer und betonte die Notwendigkeit einer breiten Bürgerbeteiligung.

Diese vermissten alle Anwesenden. Es wurde viel von Politik in stillen Kammern und das Regieren „top-down“, von oben nach unten, gesprochen. Ein Teilnehmer am runden Diskussionstisch, er möchte nicht hier genannt werden, schlug sogar vor, sich bei den anstehenden Bauarbeiten aus Protest an die Bagger zu ketten. 

Gar nicht thematisiert wurden die zahlreichen und ausgestellten Ideen der Studierenden der HCU mit zum Teil sehr intensiven Wohnkonzepten und massiven Bauten für den Baakenhöft. Macht nix. Sie sind in der Öffentlichkeit und müssen sich ihre Aufmerksamkeit suchen. Eine lebendige Debatte zur neuen Oper – von unten. Jimmy Blum

Info ArchitekturSalon Hamburg, Bei den Mühren 70, 20457 Hamburg; T. 040-70 70 898 11, hamburg@ait-architektursalon.de, Öffnungszeiten: Mo.–Mi. + Fr. 10–18 Uhr, Do. 10–20 Uhr sowie am 1. Sa. im Monat 13–18 Uhr. Mehr Informtionen unter: hamburg.ait-architektursalon.de

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