Exklusiv-Doppel. Ernst Peters und David Joselewitsch, geschäftsführende Gesellschafter der Allianz Generalvertretung HPJ HafenCity OHG, über das Beratungsbusiness, ihren Stadtteil und ihre Netzwerk-Leidenschaft
Eigentlich ist das Image doch klar: Sie verkaufen Policen, die man oftmals nicht braucht, und bauen sich von Volkes Prämien hohe Verwaltungstürme: Versicherungen. Stimmt nicht? Leider manchmal ja, bedauern die beiden Inhaber, die geschäftsführenden Gesellschafter der Allianz Generalvertretung HPJ HafenCity OHG am Brooktorkai. Für Ernst Peters und David Joselewitsch gebe es jedoch erstens „überall schwarze Schafe, die den Branchenruf ruinieren“, und zweitens könne man heute mit so was weder „Kunden gewinnen“ noch „Kunden halten“ und schon überhaupt nicht „professionelle, zukunftsorientierte und vertrauensvolle Beratung mit Privat- und Firmenkunden“ aufbauen. Lesen Sie doch mal, was die beiden Versicherungs- und Finanzberater aus der HafenCity über ihren Stadtteil, die Nachbarschaft und die Zeitenwende so denken und warum sie, ganz down to earth, mit Klartext ihre Mitgliedschaft im Nachbarschaftsverein Netzwerk HafenCity e. V. begründen: „Netzwerk schadet nur dem, der es nicht hat!“ Auf geht’s.
Foto oben: Entspannte Doppelspitzen-Strategie. Ernst Peters: „Unsere Idee ist dabei, dass wir zwei unterschiedlichen Typen uns perfekt ergänzen und das gleiche ,Mindset‘ haben. So kann man ganz andere Leistung und Qualität erbringen und dem Kunden die Möglichkeit bieten, dass er sich bei uns rundherum optimal aufgehoben und gesehen fühlt.“ © Catrin-Anja Eichinger
Herr Peters, Herr Joselewitsch, Sie sind beide Inhaber der Allianz Generalvertretung in der HafenCity. Was macht eine Generalvertretung der Allianz? Ernst Peters:Als Generalvertretung sind wir das Bindeglied zwischen der Allianz und unseren Kunden. Wir vermitteln und beraten zu den Versicherungsverträgen und sind für unsere Kunden da, egal, ob es ihnen gut oder schlecht geht. Es ist unser Job, ihnen vor allem finanziellen Ärger vom Hals zu halten. Und wenn es mal besonders schwere Schicksalsschläge oder existenzielle finanzielle Herausforderungen zu meistern gilt, bemühen wir uns, den Menschen konkret mit unseren Möglichkeiten zu helfen und sie auch – im schlimmsten Fall – etwa vor Armut zu bewahren. Als Allianz Generalvertretung hier vor Ort sind wir stolz darauf, Menschen zu beschützen und ihr Leben – auch über Generationen – zu begleiten. Dabei spielt es für uns keine Rolle, wie zahlungskräftig ein Interessent oder Kunde ist bzw. wie hoch seine gezahlten Jahresprämien bei uns sind. Denn hinter jedem Menschen stecken eine Geschichte und Ängste und Sorgen, die wir respektieren und ernst nehmen müssen. Und genau dieser Fokus auf das Leben und alles, was es mit sich bringt, macht unseren Beruf so intensiv – aber auch so inspirierend.
David Joselewitsch: Und neben der Rolle, die wir im Leben unser Privat- oder auch im Alltag unserer Unternehmenskunden einnehmen, geht es vor allem darum, Risiken einhundertprozentig korrekt zu ermitteln und ehrliche Lösungen zu finden, die auch im Verhältnis von Preis und Leistung funktionieren. Darauf sollen sich unsere Kunden verlassen können. Schließlich begleiten wir als Generalvertretung vor Ort die Menschen und Unternehmen in der Regel über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Die Angebote müssen immer auch zum jeweiligen Bedarf passen, ob man nun als Unternehmen wächst und sich daraus neue unternehmerische Risiken ergeben, oder ob man private Lebensveränderungen erfährt und zum Beispiel die Kinder volljährig werden – man muss sich grundsätzlich darauf verlassen können, dass diejenigen, die einen dort begleiten, mitdenken und einfach einen guten Job machen. Am Ende ist dies genau der Unterschied zwischen „Versicherungen verkaufen“ und „Kunden beraten und absichern“!
Wo liegt Ihr Beratungsschwerpunkt, bei Gewerbe- oder Privatkunden? Ernst Peters: Zurzeit hier bei uns auf Gewerbekunden. Natürlich betreuen wir zahlreiche Privatkunden und freuen uns über jeden, der sich traut, bei uns in die Tür zu treten (lacht). Aktuell überwiegen jedoch eindeutig die Unternehmensanfragen. Doch die HafenCity wächst in den kommenden Jahren noch um viele Tausend Haushalte, sodass ich mir keine Sorgen mache, dass auch mehr und mehr die Anwohner hier ihren Weg zu uns finden.
David Joselewitsch: Grundsätzlich macht es erst mal keinen Unterschied, ob ich Privat- oder Gewerbekunde bin. Ich habe ein Leben oder einen Betrieb bzw. bin dort verantwortlich und stehe vor Risiken, die sich entweder aus meinem Privatalltag oder aus meiner Geschäftstätigkeit ergeben. In beiden Fällen bin ich auf jemanden angewiesen, der für mich genau hinschaut, der die richtigen Fragen stellt und der genau weiß, was er tut. Denn am Ende des Tages, ob ich Privatkunde oder Unternehmer oder Geschäftsführer bin, stehe ich mit diesem Vertrag allein da, den ich mit der Versicherung abgeschlossen habe. Ob man gut oder schlecht aufgestellt ist, liegt primär an der Expertise desjenigen, der mich berät. Die Unterschiede liegen meistens im Detail und in der Qualität der Beratung und sauberen Arbeit. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass nur ein geringer Teil der Versicherungsberater in der Lage ist, mit einer gewissen Routine und Selbstverständlichkeit adäquate Lösungen für komplexe Unternehmensrisiken zu erarbeiten. Und genau dies ist definitiv der Schwerpunkt unsere Tätigkeit.
»Als Generalvertretung sind wir das Bindeglied zwischen der Allianz und unseren Kunden. Wir vermitteln und beraten zu den Versicherungsverträgen und sind für unsere Kunden da, egal, ob es ihnen gut oder schlecht geht. Es ist unser Job, ihnen vor allem finanziellen Ärger vom Hals zu halten.«
Ernst Peters
Sie sind mit Ihrem Unternehmen vor zwei Jahren in die HafenCity gezogen. Warum? Ernst Peters: Diese Entscheidung fiel mir schwer, denn ich war am ältesten gewachsenen Standort der Hamburger Allianz-Agenturen im Stadtteil Horn ansässig. Im Nachhinein war es die bestmögliche Entscheidung, weil die Verschmelzung zur Sozietät für mich persönlich und uns beide sofort aufgegangen ist, wir von dem privaten sowie unternehmerischen Umfeld akzeptiert und anerkannt wurden und werden und es insgesamt betrachtet wirklich super läuft. Dass es so schnell so viele Anfragen von Unternehmen in der HafenCity gab, hatte ich so nicht erwartet. So eine Resonanz motiviert uns natürlich ungemein!
Wo kann die Allianz in der HafenCity denn noch wachsen? David Joselewitsch: Grundsätzlich überall und natürlich auch bei den Mitarbeitern. Der allgemeine Fachkräftemangel betrifft auch unsere Branche. Wir sind, wie so viele Unternehmer, herausgefordert, gute Mitarbeiter zu finden, die genau wie unser Team Freude an diesem Beruf haben und vor allem motiviert sind, sich menschlich zu entwickeln und Verantwortung für unsere gemeinsamen Kunden zu übernehmen. Darüber hinaus finde ich es unheimlich spannend, mit diesem Stadtteil, der immer noch im Werden ist, als Unternehmen zu wachsen. Das war die Kernidee, uns in der HafenCity niederzulassen und diese besondere Repräsentanz hier aufzubauen. Denn dort, wo Dinge neu entstehen, wachsen im Hintergrund die Risiken mit. Und es braucht natürlich einen Spielverderber vor Ort, der darauf aufmerksam macht! (lacht)
Ernst Peters (54), ist geschäftsführender Gesellschafter der Allianz Generalvertretung HPJ Hafencity OHG, lebt in Geesthacht bei Hamburg, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Als gebürtiger Österreicher und eingefleischter Hamburger engagiert sich Peters neben seiner Tätigkeit als Generalvertreter der Allianz zusätzlich ehrenamtlich und aktiv im Kinderschutz als Kurator in der „Silent Care Stiftung“. www.silent-care-stiftung.de
Brauchen Sie denn wirklich Fachkräfte, schließlich ist doch vor allem die Unterschrift unter dem Versicherungsvertrag wichtig, oder? Ernst Peters: Na, wenn das mal so einfach wäre, dann gäbe es all die vielen großen und kleinen Versicherungsniederlassungen nicht, die man neben uns auch überall in Hamburg oder Deutschland sieht! Unsere Kunden brauchen und erwarten fachmännische Beratung. Auch wir bei der Allianz spüren in allen Bereichen definitiv einen Fachkräftemangel – auch weil das Image des Versicherungsvermittlers durch viele Sünden in den 80er- und 90er-Jahren zu Recht nicht gerade überragend ist. Das negative Bild, das viele haben, ist leider nach wie vor berechtigt, und wenn man sich den Versicherungsaußendienst anschaut, dann behaupte ich, dass es auch heute noch sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was eine gute Beratung ist und was nicht. So etwas schreckt leider auch Leute ab, die mit ihrer Einstellung genau dafür sorgen könnten, dass die Branche den nötigen Wandel in puncto Mindset noch schneller durchläuft.
David Joselewitsch (33), ist geschäftsführender Gesellschafter der Allianz Generalvertretung HPJ Hafencity OHG und lebt in der HafenCity. Der gebürtige Hamburger hat nach dem Abschluss eines Philosophiestudiums eine Führungskräfteentwicklung bei der Allianz durchlaufen und sich dann für den Schritt als Unternehmer in der Sozietät entschieden. In seiner Freizeit düst er ansonsten mit seinem Motorrad durch Hamburg.
David Joselewitsch: Bei uns machen unsere Mitarbeiter einen sehr harten Job, was man aber oft nicht wahrnehmen kann. Wenn wir bei Schicksalsschlägen oder Herausforderungen im Leben nachhaltig helfen und manchmal sogar Existenzen retten können, bekommt das niemand mit. Oftmals sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Frauen und Männer, die hier Tag für Tag sitzen, die Helden im Hintergrund – gerade wenn im Versicherungssinn alles gut und erfolgreich läuft. Aber wenn man seine Arbeit gut macht, dann wird man schnell Ansprechpartner und Berater für alle Probleme, die das Leben so bereithält. Diese emotionale und menschliche Verantwortung, die man für so viele trägt, bedeutet aber natürlich auch ein hohes Maß an Disziplin, Empathie und der Motivation, Menschen zu helfen. Dazu noch fachliche und analytische Skills, und schon wird es gar nicht so einfach, die richtige Person zu finden.
»Es geht vor allem darum, Risiken einhundertprozentig korrekt zu ermitteln und ehrliche Lösungen zu finden, die auch im Verhältnis von Preis und Leistung funktionieren. Darauf sollen sich unsere Kunden verlassen können. Die Angebote müssen immer auch zum jeweiligen Bedarf passen.«
David Joselewitsch
Was fällt Ihnen nach zwei Jahren in der HafenCity auf? Ernst Peters: Dass der Standort HafenCity einfach mit nichts in Deutschland zu vergleichen ist. Hier entsteht seit über 17 Jahren ein einzigartiger Stadtteil! Und die Infrastruktur entwickelt sich zwar nach wie vor langsam, aber stetig, und wir können mehr oder weniger von Anfang an mit dabei sein. Mit diesem Stadtteil zu wachsen ist für uns eine riesige Herausforderung, eine historische Chance und eine Ehre.
David Joselewitsch: Wir freuen uns darüber, Teil dieses aufregenden größten innerstädtischen Entwicklungsprojektes Europas sein zu können. Gerade für all die Menschen, die jetzt herziehen, oder Unternehmen, die sich im Stadtkern befinden, möchten wir DER Ansprechpartner in der HafenCity sein. Was gerne übersehen wird: Wir bzw. die Allianz bieten ja nicht nur Versicherungen, sondern ebenfalls Avalkredite und Finanzierungen an. Im Grundsatz war unsere Idee, zu zeigen, dass wir den Schritt in die HafenCity unternehmerisch (und wie bei mir privat) zu 100 Prozent gehen wollten. Denn nur wer als Unternehmer investiert und Risiken eingeht, kann wirklich zu diesen beraten. Und nur wenn man hier wohnt oder regelmäßig Zeit verbringt, kann man verstehen, was diesen Stadtteil so besonders macht!
Was können Sie denn besser als Banken? Ernst Peters: Keiner unserer Kunden gerät bei uns, im Unterschied zu vielen Bankkunden, in Not. Wenn nämlich nach Ablauf der Zinsbindung die monatliche Rate, wie es jetzt vielen Familien droht, extrem ansteigt, wird es eng! Die Kreditinstitute mit ihren vermittelten Konditionen für jeweils Fünf- oder Zehn-Jahres-Baufinanzierungen können die Kreditnehmer in Existenznot bringen, weil diese die eventuell stark steigende monatliche Belastung plötzlich nicht mehr schultern können.
Warum kommen Kunden bei Ihnen besser weg? Ernst Peters: Weil wir Projekte komplett über 30, 40 Jahre durchfinanzieren, was wenige Banken anbieten, bei uns hingegen ist dies die Regel.
Bei Ihnen ist es dann aber auch teurer, oder? Ernst Peters: Klar, aber deswegen kommen die Kunden bei uns in der Regel nie in Zahlungsschwierigkeiten, weil sich Zinsen- und Tilgungsraten nicht plötzlich drastisch erhöhen können, sondern über Jahrzehnte gesichert sind. Grundsätzlich sind unsere Konditionen aber definitiv immer einen Blick wert.
David Joselewitsch: Kunden können bei uns eine lange Zinsbindung wählen, so müssen sie keine Angst haben, wenn Zinsen im Markt dramatisch steigen. Selbst wenn sich diese nachhaltig verändern, ist die Zinsbindung bei uns fast immer genauso lang wie die Laufzeit der Finanzierung. Somit sind kurz laufende Darlehen oder Zwischenfinanzierungen nicht unbedingt unser Schwerpunkt. Man muss sich auch definitiv davor hüten, die vorher genannten kurzen Zinsbindungen bei Baufinanzierungen zu verteufeln; die bieten wir natürlich genauso an. Es ist nur eben so, dass gerade bei einer Entwicklung des Leitzinses, wie wir sie erlebt haben, so eine extreme Steigerung der Bauzinsen den Leuten nun natürlich auf die Füße fällt.
Machen Sie auch Zwischenfinanzierungen? Ernst Peters: Ja, wir machen eine kurzfristige Zwischenfinanzierung, wenn der Kunde jetzt etwa auf Gelder aus einer anderen Immobilie wartet, die eigentliche Finanzierung danach jedoch bei uns macht. Reine Zwischenfinanzierungen bieten wir nicht an.
Sie sind also keine Bank? David Joselewitsch: Genau. Zwischenfinanzierung können wir nur dann anbieten, wenn danach die Geschäftsbeziehung über uns läuft. Weil wir faktisch die Gelder unserer Kunden verleihen und uns das Kapital nicht am Geldmarkt besorgen können, werden deutlich höhere regulative Anforderungen an uns gestellt als an ein normales Kreditinstitut, und deshalb können nicht alle Formen der Finanzierung angeboten werden. Dieses „mündelsichere“ Verleihen der Kundengelder sorgt aber auch für extra Kopfschmerzen bei unseren Baufinanzierungskunden, da wir bei der Darlehensvergabe noch einmal extrapenibel darauf achten, ob der Interessent oder die Interessentin sich das Darlehen leisten kann. Denn nichts ist für die Allianz schlimmer, als jemanden durch eine Zwangsversteigerung aus seinem Haus zu befördern. Um das zu verhindern, prüfen wir lieber dreimal zu Beginn; dafür sind unsere Darlehen dann aber auch krisensicher.
Welche Erwartung an die HafenCity hat sich eingelöst und welche nicht? Ernst Peters: Nicht eingelöst hat sich die Hoffnung aufs Wetter! (lacht) Oft peitschen Windböen durch die HafenCity, während es bei mir zu Hause in Geesthacht gemütlich ist. Man spürt auf jeden Fall, dass hier für das Wetter nach wie vor Hamburger Industriehafen ist. Was wirklich noch zu wünschen übrig lässt, ist die gewerbliche Infrastruktur. Wir freuen uns natürlich über jeden Dienstleister bzw. jeden Selbstständigen, der den Schritt hierher geht, aber mir sind die besonderen Herausforderungen hier im Stadtteil natürlich klar. Das merkt man dann als Verbraucher natürlich auch jeden Tag an den Preisen.
Wussten Sie das nicht vorher? Ernst Peters: Grundsätzlich ja. Aber etwas zu wissen oder es täglich im Portemonnaie zu spüren, das ist ein großer Unterschied. (lacht)
David Joselewitsch: Was sich komplett eingelöst, nein, unsere Erwartungen deutlich übertroffen hat, ist die Resonanz der Unternehmen in der bzw. um die HafenCity herum und ihr Interesse an unserer Expertise und Beratung. Wir wünschen uns aber noch mehr Publikumsverkehr von Anwohnern und Arbeitnehmern, dass sie hier ganz einfach mal hereinschneien. Manche fühlen sich von unser minimalistischen Allianz-Außenwerbung ohne Namen abgeschreckt und denken, dass das gesamte Gebäude eine Verwaltungsstelle der Allianz sei, was natürlich nicht zutrifft. Wir sind keine große Verwaltungsniederlassung, sondern vor allem das Team um uns beide herum, das jeden Tag hier vor Ort ist und sich über Besuch freut!
Sie sind auch Mitglied im Netzwerk HafenCity e. V. und im Gewerbe-Teil des Netzwerks geworden, der Interessengemeinschaft HafenCity (IGH). Was bringt Ihnen eine Mitgliedschaft in einem Nachbarschaftsverein? Ernst Peters: Kontakte! Man lernt Leute kennen, die einem eventuell dabei helfen können, ein Problem zu lösen – ganz einfach Nachbarschaftshilfe. Netzwerk ist Netzwerk. Was ich bislang schätzen gelernt habe, ist, dass ich im Netzwerk ganz unterschiedliche Menschen aus der HafenCity kennenlernen durfte, ob nun bei einer VIP-Führung in der Elbphilharmonie oder bei einem Grillfest im Lohsepark oder dem jährlichen Nachbarschaftsfest des Netzwerks HafenCity im Sommer. Mich beeindruckt das Miteinander im Quartier, ob sich nun Anwohner, Familien, Dienstleister oder Selbstständige gegenseitig Rat geben können oder einfach miteinander eine gute Zeit haben. Nachbarschaft eben. Netzwerk schadet nur dem, der es nicht hat!
David Joselewitsch: Mir gefällt an unserer Netzwerk-HafenCity-Mitgliedschaft, dass wir die Gesichter hinter all den Unternehmen entdecken und die anderen selbstständigen Unternehmer, die sich hier genauso wie wir teilweise mit verrückten Ideen niedergelassen haben und etwas aufbauen wollen, kennenlernen können. Je mehr Leute man im Netzwerk kennenlernt, desto mehr sieht man, dass hinter jedem Unternehmen bzw. jeder Fassade immer auch eine Geschichte und eine Person steckt, die sich Gedanken gemacht und Chancen gesehen hat. Dies motiviert sehr und zeigt, dass wir mit unserem Schritt nicht nur nicht allein sind, sondern ihn alle gemeinsam gemacht haben.
Sie führen Ihre Generalvertretung gleichberechtigt zu zweit, Doppelspitzen gelten aber oftmals als ineffizient. Wie vermeiden Sie das? Ernst Peters: Ich sage, wo es langgeht! (lacht) Nein, im Ernst: Unsere Idee ist dabei, dass wir zwei unterschiedlichen Typen uns perfekt ergänzen und das gleiche „Mindset“ haben. So kann man ganz andere Leistung und Qualität erbringen und dem Kunden die Möglichkeit bieten, dass er sich bei uns rundherum optimal aufgehoben und gesehen fühlt.
David Joselewitsch: So, wie die HafenCity ja auch aus mehreren Generationen an Bewohnern, jungen Familien und unterschiedlichsten Unternehmern besteht, ist es uns beiden wichtig, dass wir auch eine breite Altersspanne abbilden. Und aufgrund unser völlig unterschiedlichen Hintergründe finden wir immer in gemeinsamer Absprache den perfekten Mittelweg. Und für die Problemstellung unserer Kunden sind unterschiedliche Perspektiven immens wichtig. Wenn wir beide – aber auch gemeinsam mit unserem Team – an den Tisch kommen, kommt immer etwas Gutes dabei heraus! (lacht)
Sie beide gehören mit rund 20 Jahren Altersunterschied unterschiedlichen Generationen an. Wer steht für was? Ernst Peters: Das ist eine Frage, die am besten unsere Kunden beantworten könnten, die mit uns beiden zu tun haben. Unsere Unterschiedlichkeit ist unser Mehrwert. Aber wir sind vereint durch die Überzeugung, dass gute Arbeit sich langfristig durchsetzt. So einfach ist das. Wir sind am Ende des Tages nämlich Dienstleister! Und davon darf es in Deutschland und Hamburg ruhig noch viel mehr geben. Ich habe lange in Amerika gelebt und komme aus Österreich, wo Dienstleistung anders und leidenschaftlicher gelebt wird. Und ich glaube auch, dass unsere Kunden so treu sind, weil wir beide diese Werte jeden Tag leben – genau wie unser Team!
Welches ist die populärste Versicherung in der HafenCity? David Joselewitsch: Wenn man von Grundversicherungen wie Sozial- oder Krankenversicherung absieht, ist das eindeutig die Haftpflichtversicherung. Und das nicht nur in der HafenCity! Diese wird ja sogar von der Verbraucherzentrale empfohlen und sichert für Privatkunden und Unternehmen das Grundrisiko ab, dass sich für andere aus ihrem Leben bzw. ihrer Betriebstätigkeit ergibt.
Zurzeit ist die künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde, und manche behaupten, dass zeitnah bei vielen Geschäften keine Menschen mehr gebraucht werden, sondern Roboter die Arbeit erledigen. Zum Beispiel schreibt der Textroboter ChatGPT ziemlich gute Kommentare, wenn ich ihm Stichworte gebe. Macht Ihnen das Digitale Angst? Ernst Peters: Unser Anspruch ist, dass wir alle Kunden grundsätzlich persönlich kennenlernen wollen, weil nur so eine optimale Beratung möglich ist. Das wollen wir, digitale Lebens- und Arbeitswelt hin oder her, auch weiterhin strikt verfolgen.
David Joselewitsch: Genau dies ist unser Anspruch. Was sich nämlich maßgeblich verändert hat, ist, dass die „Customer Journey“ (der Kunde interessiert sich für ein bestimmtes Produkt und kommt zu uns) im ersten Schritt digital abläuft. Heute wird gegoogelt und dann angerufen. Es ist uns daher extrem wichtig, digital präsent zu sein. Je besser wir im Internet und den Social-Media-Kanälen zu finden sind und uns dort auch präsentieren, desto einfacher machen wir es dem Interessenten, uns zu finden und einen Eindruck zu erhalten. Wir müssen zueinander passen. Deswegen beruht unser Geschäftsmodell darauf, dass der Zugangsweg für viele Kunden und Unternehmen bei Google beginnt und bei uns persönlich endet. Und deshalb ist es auch wichtig zu zeigen, dass unser Unternehmen nicht nur aus uns beiden besteht, sondern vor allem aus den Menschen und dem Team dahinter. Daher gibt es auch keine Namen an der Fassade. Weil genau das unsere Idee ist: Wir stehen hinter unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nicht vor ihnen. Und das soll man auch von außen sehen!
Man geht davon aus, dass KI komplette Arbeitsaufgaben mit deutlich weniger Fehlern – etwa im Journalismus bei Artikeln oder Kommentaren – übernehmen kann. Auch bei Ihnen? Ernst Peters: Für die Rechtschreibung glaube ich das sofort, im Beratungsgeschäft auf keinen Fall. Wenn es etwa um individuelle Versicherungs- und Finanzkonzepte oder eine differenzierte Wertermittlung für Gebäude geht, kann ich mir das nur schwer vorstellen. Sie sehen doch, dass zum Beispiel schon heute bei den populären Preisvergleichs-Portalen die Menschen dort im Zweifel das preiswerteste, aber nicht unbedingt das beste Ergebnis für ihren individuellen Bedarf serviert bekommen. Und die Tücken im Kleingedruckten erläutert ihnen auch niemand. Bei speziellen kleinen privaten oder beruflichen Versicherungssegmenten kann das entlasten und uns mehr Zeit für wichtige Themen ermöglichen. Uns als Menschen und als persönliche Berater wird KI aber nicht ersetzen können.
David Joselewitsch: Unser Beruf lebt vom Zwischenmenschlichen und der Fähigkeit, verschiedenste Informationen miteinander zu verknüpfen und neben Fakten auch vor allem die subjektive emotionale Risikoperspektive zu berücksichtigen. KI kann keine Empathie und Bauchgefühl ersetzen. Selbst bei umfassender Meta-Datenlage zu behavioristischen Entscheidungsmustern von Kunden würde das Ergebnis vermutlich ein Näherungswert bleiben. Deswegen bin ich fest davon überzeugt, dass unser Beruf für unsere Kunden auch noch in 50 Jahren in Präsenz relevant sein wird. Dass KI routinierte Tätigkeiten im Innendienst des Versicherungs-, Finanz- und Beratungsbusiness übernehmen kann, glaube ich durchaus, auch dass durch effiziente KI-Prozesse in Zukunft Prämien im Versicherungsbereich sinken könnten.
Zurzeit sind Unternehmen und Privatpersonen durch den Ukraine-Krieg, die Corona-Nachwehen und die hohe Inflation sowie die rasant gestiegenen Energiekosten wirtschaftlich schwer gebeutelt oder erleben Existenzkrisen. Wie nehmen Sie die Situation wahr? Ernst Peters: Die Menschen – auch unsere Kunden – haben inzwischen zum Teil regelrecht Angst, gerade wenn es um den Besitz einer Immobilie oder um eine Geldanlage geht. Das ist doch auch verständlich. Die Inflation verbrennt immense Werte. Kaufkraft schwindet, und die Menschen geben nicht mehr so schnell Geld aus und sind besonders bedacht auf günstige Konditionen.
David Joselewitsch: In Zeiten solch radikaler Veränderungen und heftiger Umbrüche ist für Privat- und auch Geschäftskunden unser Job umso wichtiger. Wir sind die, die täglich gefragt werden und die die Sorgen unserer Kunden aus erster Hand erfahren und für sie da sein müssen.
Kündigen Kunden vermehrt ihre Versicherungen und erwarten kostengünstigere Alternativen? Ernst Peters: Leider ja. Das ist doch auch keine Überraschung, wir sind doch keine Insel der Glückseligen, und Beiträge machen davor nicht halt. Allein im Kfz-Bereich sind die Werkstattkosten um rund 30 Prozent in den letzten Jahren gestiegen. Das Geld muss doch irgendwo herkommen. Also versucht jeder, seine Kosten zu optimieren – gewerblich wie privat.
David Joselewitsch: Wir nehmen diese Sorgen und Nöte unserer Kunden natürlich ernst und versuchen, soweit es geht, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die funktionieren. In der Breite, müssen wir allerdings sagen, spüren wir keine übermäßige Veränderung. Auch wenn die aktuelle Beitragsanpassung, die viele Kunden bei allen Versicherungen erleben, einmal mehr wehtun werden. Wie alle anderen müssen auch wir in manchen Bereichen leider Beiträge erhöhen und inflationsbedingt anpassen. Am Ende ist es schließlich so, dass die Risiken, die unsere Kunden absichern müssen, unverändert bleiben und sich der Bedarf auch damit nicht verändert.
Hand aufs Herz – was ist die wichtigste Versicherung? Beide unisono: Die Haftpflichtversicherung für Privatkunden und für Firmenkunden. Die ist unverzichtbar für jeden!
Herr Peters, Sie leben in Geesthacht. Was muss passieren, damit Sie mit Ihrer Frau in die HafenCity ziehen? Wir haben eine wunderschöne Wohnung mit einer großen Dachterrasse. Ich habe also meine Ruhe, keinen Straßenlärm und lebe direkt an der Elbe. Das ist mein Ausgleich zum Berufsalltag in Hamburg und der HafenCity. Bevor man über einen Umzug nachdenkt, müssten erst einmal die Preise drastisch sinken. Eine große Wohnung mit Dachterrasse in Geesthacht kostet in Toplage bereits nicht wenig, in der HafenCity deutlich mehr. Uns geht es gut, doch das will und kann ich mir nicht leisten.
Herr Joselewitsch, Sie leben in der HafenCity. Zieht Sie etwas in das grüne Umland? Ich genieße, besonders im Sommer, das 24-Stunden-Hochseemöwen-Geschrei. Das ist ein Genuss, weil es das Gefühl vermittelt, am Meer zu leben. Außerdem möchte ich hier nicht weg, weil in der HafenCity einfach noch so viel passiert, gebaut wird und viel Neues entsteht. Da ich aus einem Hamburger Vorort komme, kann ich mir vorstellen, irgendwann wieder ins Grüne zu ziehen. Aber das kann noch dauern. (lacht)
Wie erklären Sie einem Fremden die HafenCity? Ernst Peters: Der Stadtteil und die dort lebenden und arbeitenden Menschen machen das Quartier aus, in dem verschiedenste Welten zusammenkommen. Der Hafen, die modernen Gebäude und zugleich die historischen Kontorhäuser und die Speicherstadt – hier werden Kulturen und auch Traditionen vereint, die sich über Jahrhunderte in den Familien und Firmen entwickelt haben und jetzt auf ein modernes Großstadtpublikum mit vielen Start-ups, vielen Soloselbstständigen und jungen Menschen treffen.
David Joselewitsch: Als eine spannende Mischung aus verschiedensten Erfahrungen und Perspektiven, alles nah am Hauptbahnhof und Stadtkern, und trotz des täglichen Trubels gibt es abends nur noch Möwengeschrei und: Ruhe. Schaut man genau hin, sieht und spürt man die historische Dimension, die einen überall umgibt. Was sich die Hafenarbeiter wohl vor 100 Jahren gedacht hätten, wenn sie gesehen hätten, wie sich das hier entwickelt hat.
Was ist Ihr Lieblingsort in der HafenCity? Ernst Peters: Das sind der Dar-es-Salaam-Platz am Internationalen Maritimen Museum, dem imposanten Backsteinbau des früheren Kaispeichers B, und die Uferpromenaden des Magdeburger Hafens. Sich dort hinzusetzen, ein Eis oder ein Fischbrötchen zu genießen und den Hafenrundfahrt-Barkassen bei ihren Touren zuzuschauen, natürlich bei schönem Wetter, das passt. Abschalten und kleine Erholung pur.
David Joselewitsch: Ich sitze gern auf den Magellan-Terrassen am Sandtorhafen mit Blick auf die Elbphilharmonie und elbeabwärts Richtung Landungsbrücken und lasse die Stimmung der Schiffe des Traditionsschiffshafens zu unterschiedlichen Tageszeiten auf mich wirken. Einfach Entspannung.
Das Gespräch führte Wolfgang Timpe