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Baustopp Elbtower: »Ausstehende Zahlungen« 

Stadteingang. Für den Rohbau des künftigen Elbtowers der Signa gilt aktuell ein Baustopp – Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein geht in die Offensive

Trugbild. Mit seinem Spiegelbild im Oberhafenkanal hat der künftige Elbtower an der U/S-Bahn-Station Elbbrücken optisch fast schon seine Endhöhe von 245 Metern erreicht. Na, ganz so weit ist es dann doch noch nicht, denn zum Fotozeitpunkt hat der Rohbau erst über 100 Meter geschafft. Endspurt? Bergfest am Horizont? Leider nein. Stattdessen bestätigt die Elbtower-Rohbaufirma Lupp Gruppe gegenüber dem Hamburger Abendblatt (HA) am 26. Oktober einen aktuellen Baustopp beim Elbtower – aufgrund ausstehender Zahlungen des Bauherrn und Auftraggebers Signa.
Foto oben: Hoffnung macht in dem Worst-Case-Szenario nur die Hamburger Bauwahrheit wie bei der Elbphilharmonie: Ist ein Großprojekt erst mal weit genug für alle sichtbar gediehen, wie der Elbtower-Rohbau, gönnt sich die Freie und Hansestadt keine Dauerruine. © Signa Real Estate

Zwar zeigt sich Lupp-Geschäftsführer Matthias Kaufmann gegenüber dem HA vorsichtig optimistisch („Wir gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann“), doch die Bad News des Baustopps ist eine psychologische Schocknachricht für Hamburg und die HafenCity sowie die eh schon fast vollkommen stagnierende Neubaubranche (in den ersten zwei Quartalen 2023 gab es einen Rückgang der Bauanträge in Hamburg um 27 Prozent gegenüber 2022). Nun ist die Existenzkrise der Bau- und Immobilienbranche – drastisch gestiegene Zinsen, dramatisch gestiegene Baukosten, Rückzahlungspflicht von hohen Corona-Hilfen – auch in der HafenCity angekommen. 

Der Rohbau des Elbtowers hat über 100 Meter erreicht. Aktuell gilt ein Baustopp der beauuftragten Rohbau-Firma Lupp-Gruppe, da Zahlungen der Bauherrin Signa ausstehen. © Frank Bründel | www.citynewstv.de

Die Wirtschaftsressorts der großen Tageszeitungen FAZ und Süddeutsche berichten von „hektischen“ Immobilienverkäufen bei der Signa-Gruppe von Investor René Benko (Kaufhof, Karstadt und auch Investor der Gänsemarktpassage mit bestätigtem Projektentwicklungsstopp gegenüber dem HA wegen zu geringer „Vorvermietungsquote“). 2023 wird für die Bau- und Immobilien­branche ein brutal hartes Jahr. Bleibt zu hoffen, dass auf dem Rohbau des Elbtowers bald wieder Leben und Baulärm einziehen und der Leuchtturm-Wolkenkratzer nicht bei rund 100 Meter Höhe mit der 23. und 24. Etage, in der künftig die erste Zentrale der Hochhaustechnik untergebracht sein soll, stehen bleibt. Hoffnung macht in dem Worst-Case-Szenario nur die Hamburger Bauwahrheit wie bei der Elbphilharmonie: Ist ein Großprojekt erst mal weit genug für alle sichtbar gediehen, wie der Elbtower-Rohbau, gönnt sich die Freie und Hansestadt keine Dauerruine. Es wäre zu wünschen, dass vorher die Privatwirtschaft den Elbtower zu Ende bauen kann. Liegt das Projekt doch eigentlich vor dem Zeitplan, und man plante, gerade noch realistisch, Ende 2025 zu eröffnen.

Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein: „Im Falle des Nichteinhaltens vereinbarter Meilensteine zum Baufortschritt sind im Grundstückskaufvertrag zunächst Vertragsstrafen und im weiteren Verlauf Wiederkaufsrechte für die Freie und Hansestadt Hamburg in Bezug auf das Grundstück sowie umfangreiche Eintrittsrechte in die bestehenden Planungs- und Bauverträge vereinbart. Dies ermöglicht es der Stadt Hamburg unter anderem, die bislang erbrachte Bauleistung rückzubauen, diese an einen Dritten zur Vollendung zu veräußern oder den Bau selbst fertigzustellen.“ © Catrin-Anja Eichinger

Inzwischen geht die Stadtentwicklungssenatorin in die Offensive. Karen Pein: „Bei dem Bauvorhaben des Elbtowers handelt es sich um ein Projekt im Risiko des privaten Investors. Die Stadt Hamburg erwartet, dass das Bauvorhaben entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und qualitativen Merkmale fertiggestellt wird“, so die Senatorin. Und sie baut unverhohlen Druck beim heutigen Investor René Benko auf: „Sollte die Bautätigkeit, wie von der Signa in Aussicht gestellt, zeitnah wieder aufgenommen werden können, entspricht der Baufortschritt nach wie vor dem im Kaufvertrag vereinbarten Zeitplan. Im Falle des Nichteinhaltens vereinbarter Meilensteine zum Baufortschritt sind im Grundstückskaufvertrag zunächst Vertragsstrafen und im weiteren Verlauf Wiederkaufsrechte für die Freie und Hansestadt Hamburg in Bezug auf das Grundstück sowie umfangreiche Eintrittsrechte in die bestehenden Planungs- und Bauverträge vereinbart. Dies ermöglicht es der Stadt Hamburg unter anderem, die bislang erbrachte Bauleistung rückzubauen, diese an einen Dritten zur Vollendung zu veräußern oder den Bau selbst fertigzustellen.“ Das ist ein unverhohlener Marschbefehl an den umstrittenen österreichischen Milliardär und Signa-CEO René Benko, zügig Geld zu besorgen und die Zahlungen sicherzustellen. Ansonsten nehme die Stadt entsprechend den Vereinbarungen die Zügel bei dem Projekt wieder in die Hand. Um so mehr, als nach informellen Informationen Hamburger Medien Elbtower-Fan Klaus-Michal Kühne übernehmen wolle. Na denn, über 100 von 245 Metern Endhöhe des Wolkenkratzers stehen im Rohbau ja schon. Mal sehen, was alle Beteiligten unter „zeitnaher“ Lösung verstehen. Ende gut, alles gut? Wolfgang Timpe

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