Coaching: »Ab in den nächsten Forst!«

Coaching. Das »Waldbaden« setzt auf die Heilkraft der Bäume und sorgt für Wohlbefinden

Shinrin-Yoku“, „Baden im Wald“, gilt in Japan als Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Doch was steckt dahinter, dass japanische Ärztinnen und Ärzte ganz selbstverständlich Waldtherapie gegen Burn-out oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verordnen? Und wie kann ich die Kraft der Bäume in stressigen Zeiten für mein Wohlbefinden nutzen?
Foto oben: Experten sind sich sicher: Waldbaden stellt eine wunderbare Möglichkeit dar, den Zivilisationskrankheiten unsere Zeit vorzubeugen. Bereits ein kurzer ­Waldspaziergang verbessert Puls, Blutdruck und depressive Verstimmungen.© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

Beim „Waldbaden“ geht es darum, mit allen Sinnen in die Stille und Unberührtheit des Waldes einzutauchen – ganz entspannt, ohne große körperliche Anstrengungen. Wenn überhaupt, bieten sich Aktivitäten wie Qigong, einfache Meditationen oder ein Atemtraining an. Die Übungen lösen Belastungen und sind kurzweilig. Und sie motivieren uns, immer wieder im Wald zu baden! 

Denn das ist das Wichtigste: Für einen nachhaltigen, langfristigen Effekt raten japanische Forscher zu regelmäßigen Aufenthalten. Nichtsdestotrotz – es lohnt sich jeder einzelne Waldbesuch, der uns die Hektik und Anspannung des Alltags vergessen lässt, uns Entspannung bietet. Es reicht zum Beispiel schon, auf einem schönen Platz zu sitzen und den Wald wahrzunehmen: Was höre ich? Wie riecht es? Wie fühlt sich der Boden an, wie die Rinde der Bäume? Langsames Gehen, tiefes Atmen, in die Baumkronen schauen reduziert das Stresshormon Cortisol und macht uns wieder stark für Job und Familie.

Andrea K. Huber ist ausgebildete Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stress­management spezialisiert und berät Unter­nehmen und Privatpersonen in heraus­fordernden Situationen. Mehr unter: www.andrea-huber-
coaching.de

Das internationale Interesse an den Benefits des Waldbadens ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, und Corona hat es zusätzlich gepusht. Vorreiter waren jedoch mal japanische Universitäten, die bereits vor etlichen Jahrzehnten Waldmedizin als anerkanntes Forschungsgebiet etabliert und die Vorteile des Waldes für die menschliche Psyche und Physis untersucht haben. So schickte Quing Li, führender Waldmediziner weltweit und Forscher an der Nippon Medical School in Tokio, in einer Studie Hunderte Männer und Frauen auf einen Spaziergang; die eine Hälfte in die Stadt, die andere in den Wald. Bei der anschließenden Blutentnahme zeigte sich, dass bei der Stadtgruppe die Konzentration an DHEA-Hormonen unverändert war, bei der Waldgruppe jedoch deutlich erhöht. 

DHEA ist ein Hormon, das die Herz-Kreislauf-Funktionen aufrechterhält und Herzerkrankungen vorbeugt. In einer anderen Studie ging es um das Immunsystem. Der Wissenschaftler schickte zwölf Menschen einen ganzen Tag lang in den Wald. Die Blutanalyse danach ergab, dass der Gehalt an natürlichen Killerzellen um fast 40 Prozent gestiegen war. Diese töten Viren ab und zerstören Krebszellen. Zur dauerhaften Stärkung des Immunsystems empfiehlt Quing Li zwei Waldtage pro Monat und erklärt es zur Kunst: „Waldbaden ist die Fertigkeit, sich durch all unsere Sinne mit der Natur zu verbinden.“

Die therapeutische Wirkung des Waldes auf Körper und ­Seele ist ein ganzheitliches Konzept. Jedoch kommt den sogenannten Terpenen eine wichtige Bedeutung zu. Dabei handelt es sich um ätherische Öle, die aus der Rinde und den Blättern von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen ausdünsten. Nimmt der Mensch sie über Haut und Lunge auf, beruhigt sich der Teil des vegetativen Nervensystems, der in Stresssituationen Flucht- und Kampfreaktionen auslöst. Zugleich steigern Terpene die mentale Erholung und körperliche Regeneration. Bereits ein kurzes Waldbad verbessert Atmung, Puls und Blutdruck.

„Waldbaden entfaltet insbesondere bei Schlafstörungen, depressiven Gedanken, psychischen Belastungen oder der Aufmerksamkeitsstörung ADHS wohltuende Wirkung“, erläutert Gisela Immich, wissenschaft­liche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Effekte des Waldaufenthalts. Zurzeit arbeitet ihr Lehrstuhl an einem Kriterienkatalog für Kur- und Heilwälder, mit deren Einrichtung sich die bayerischen Heilbäder und Kurorte die Heilkraft des Waldes zunutze machen wollen.

Also, ab in den nächsten Forst! Allein, mit Gleichgesinnten, mit den Kindern – der Aufenthalt im Wald macht uns widerstands­fähig und sorgt für körperliches sowie seelisches Wohlbefinden. Kostenlos und ohne schädliche Nebenwirkungen! Ich wünsche Ihnen eine erholsame Auszeit! Ihre Andrea Huber

Andrea K. Huber ist ­Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stress­management spezialisiert und berät Unter­nehmen und Privatpersonen in heraus­fordernden Situa­tionen. Infos unter: www.andrea-huber-coaching.de 

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