Coaching: »Eine Sommeraffäre!«

Ruhig mal locker machen. Fünf Tipps von Coachin Andrea K. Huber, wie der Sommer sinnlich wird

Ganz ehrlich, was haben Sie gedacht, als Sie den Titel gelesen und das Aufmacherbild gesehen haben? Erotik? Liebesabenteuer? Völlig in Ordnung, entspricht dies doch der landläufigen Interpretation des Begriffs. Doch Sinnlichkeit ist viel, viel mehr. Viel grundlegender. Sie meint, die Welt mit allen fünf Sinnen wahrzunehmen und zu erleben. Das Schöne und Anregende zu erfahren. 
Foto oben: Sinnliche Momente sorgen für emotionales ­Wohlbefinden und Erfüllung. „Lebe deinen ­Sommer so, dass er dich auch noch im Winter wärmt“, empfiehlt Athletiktrainer Daniel Leszinski. © picture alliance / imageBROKER | Creativ Studio Heinemann

Coachin Andrea K. Huber: „Fühlen ist kein Luxus, sondern eine Einladung, im Körper anzukommen. Im Jetzt. Im Leben.“ © Privat

Der nun beginnende Sommer erinnert uns auf eine besondere Art an die Leichtigkeit des Seins. Dazu braucht es manchmal gar nicht viel. Ein warmer Sonnenstrahl auf der Haut oder der Duft von frisch gemähtem Gras oder Klatschmohn in der Wiese. In einer Welt, die oft laut, schnell und durchgetaktet ist, vergessen wir leicht, wie sinnlich das Leben sein kann – mitten im Alltag. Sinnlichkeit heißt damit vor allem Präsenz. Mit allen Sinnen im Moment sein. Riechen, schmecken, spüren, hören, sehen. Kinder können das noch. Wir Großen müssen es oft erst wieder lernen.

Dabei lohnt es sich sehr, etwas mehr Sinnlichkeit – die eng verwandt mit Achtsamkeit ist – in das Leben zu bringen. Sinnliche Momente beruhigen das Nervensystem, machen uns glücklicher – und präsenter. Wer sich auf seine Sinne verlässt, fühlt sich oft erfüllter. Doch damit nicht genug: Im Augenblick zu sein, kann enorm die Fähigkeit verbessern, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dies führt nicht nur zu höherer Produktivität, sondern auch zu einem tieferen Verständnis der jeweiligen Tätigkeit. 

Wenn wir lernen, die Gegenwart wahrzunehmen, wird Stress abgebaut, die körperliche und geistige Gesundheit verbessert sich. Die Effekte sind emotionale Stabilität und Resilienz. Sinnliche Menschen nehmen zudem die Signale des Körpers wie Hunger und Müdigkeit bewusster wahr und können entsprechend handeln. Das Gesundheitsbewusstsein steigt. Außerdem haben Studien gezeigt, dass Achtsamkeitspraktiken dazu beitragen können, chronische Schmerzen zu lindern und die Schmerzbewältigung zu verbessern. Schlafen Sie schlecht? Dann ist Sinnlichkeit Ihr bestes Schlafmittel. 

Wer die Welt mit allen Sinnen wahrnimmt, lebt. Es geht nicht nur um Sonne, Wärme und freie Tage – es geht um ein Lebensgefühl. Um das sanfte Rascheln der Blätter im Wind, das goldene Licht der untergehenden Sonne und das leise Klingen von Gläsern bei einem Abendessen unter freiem Himmel.

Fünf kleine Übungen, um mehr Sinnlichkeit in den Alltag zu bringen:

Hören – Leise werden: Setzen Sie sich zehn Minuten irgendwo hin, auf den Balkon, eine Bank, ans geöffnete Fenster. Kein Pod­cast, keine Musik, kein Handy. Nur zuhören. Was hören Sie, wenn Sie still werden? Das Zwitschern der Vögel? Stimmen? Die Stadt? Oder den eigenen Atem? Auch das Bauen einer Klanginsel ist eine gute Idee – fünf Minuten Musik, die Sie wirklich berührt. Kopfhörer auf, Augen zu.

Riechen – Sommerduft tanken:Gehen Sie an einem warmen Junitag bewusst raus – in den Park, in den Garten oder nur eine grüne Straße entlang. Riechen Sie an Lavendel. Beugen Sie sich über den frisch gemähten Rasen. Sommer duftet. Und Duft erinnert – vielleicht an Kindheit, den letzten Urlaub?

Schmecken – Mit allen Sinnen essen: Nehmen Sie sich eine Erdbeere oder ein Stück dunkle Schokolade. Und dann Augen zu. Langsam kauen, schmecken: Süß? Sauer? Salzig? Bitter? Und vor allem: kein Multitasking! Nicht scrollen, nicht reden. Wirklich nur schmecken. Und spüren, wie viel Genuss in kleinen Momenten steckt.

Sehen – Schauen Sie sich satt: Gehen Sie ohne Ziel spazieren. Und machen Sie ein Spiel daraus: Suchen Sie fünf Dinge, die Sie schön finden. Die Farbe einer Haustür. Der Schatten eines Blattes. Ein Kleid im Schaufenster. Sinnlichkeit lebt vom bewussten Blick. Und davon, sich immer wieder überraschen zu lassen.

Fühlen – Körperkontakt mit sich selbst: Legen Sie sich in die Wiese. Gehen Sie barfuß durch den Sand (oder über den Balkon). Wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an? Oder duschen Sie sich bewusst mit warmem Wasser, und streichen Sie dabei mit den Händen über die Haut, als wäre sie neu. Sich selbst eincremen, sanft massieren (oder jemand anderen). Ganz aufmerksam. 

Fühlen ist kein Luxus, sondern eine Einladung, im Körper anzukommen. Im Jetzt. Im Leben. Ihre Andrea Huber

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Andrea K. Huber ist ­Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stress­management spe­zialisiert und berät Unter­nehmen und Privatpersonen in heraus­fordernden Situa­tionen. Infos unter: www.andrea-huber-coaching.de 

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