Dicke Bretter bohren

Verkehr. Nach einer Umfrage unter Mitgliedern des Netzwerks HafenCity e. V. und einem Austausch mit ­Behörden und Polizei gibt es jetzt eine Verkehrskarte aller neuralgischen Punkte im Quartier

In Sachen Verkehr war 2023 kein gutes Jahr für die HafenCity. Die zwei tödlichen Unfälle Anfang des Jahres haben die Bewohner, aber auch Verwaltung und Politik tief getroffen. Aber aus der Trauer ist auch neuer Wille zur Ver­änderung gewachsen.
Karte oben: Die interaktive Verkehrskarte der Mitglieder des Netzwerks HafenCity e.V.: 47 neuralgische Punkte wurden für die HafenCity bislang dokumentiert, nur einer wurde entschärft – der Zebrastreifen vor der Grundschule Baakenhafen wurde eingerichtet. Die Google-Karte wird ständig aktualisiert und kann unter www.netzwerk-hafencity.de und der Rubrik »AG Verkehr« bis vor die eigene Haustür hoch­gezoomt werden. © 2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009), Google | www.netzwerk-hafencity.de

Im Mai führte die HafenCity Hamburg GmbH eine Informationsveranstaltung speziell zum Thema Verkehr durch, und im selben Monat machte auch das halbjährliche „HafenCity Forum“ den Verkehr zum Hauptthema seines Treffens. Bei beiden Veranstaltungen kamen aus den Reihen der Anwohner eine ganze Reihe von spontanen Hinweisen auf gefährliche Stellen im Quartier und Vorschläge zu deren Behebung. 

Das Netzwerk HafenCity e. V., als Nachbarschaftsverein des Quartiers, führte daraufhin eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durch und stellte über den Sommer 2023 auf Basis dieser Umfrage und der Beiträge bei den Veranstaltungen eine „Liste der neuralgischen Punkte“ für den Verkehr in der HafenCity auf. Sie umfasst etwa 30 konkrete Punkte im Bereich Ampelschaltungen und Rad- und Fußwegeführung. Das reicht von der Verschiebung der Kfz-Haltelinien an Ampeln für eine bessere Sicht der Autofahrer auf Radfahrer und Fußgänger bis zur Synchronschaltung der Ampeln in der Versmannstraße, von der Ent­schärfung der Radwegsituation an der Magdeburgerbrücke bis zur Absenkung der Bordsteine an einigen Übergängen und von der Einrichtung von Überwegen auf dem Schulweg von und zur Katharinenschule bis zur Schaffung eines Zebrastreifens auf dem Weg zur Ericusbrücke. Dazu kommen noch übergeordnete Themen wie „Tempo 30“ und der Rückbau der mehrspurigen Straßen in der HafenCity. Die vollständige Liste kann auf der Website des Netzwerks HafenCity e. V. (www.netzwerk-hafencity.de) als interaktive Karte eingesehen werden.

Diese Liste wurde mittlerweile vom Netzwerk HafenCity mit den zuständigen Behörden geteilt und fand eine gute Resonanz als praktische und spezifische Grundlage für das weitere Vorgehen zur Entschärfung der neuralgischen Punkte in der HafenCity. Bezirksamtschef Ralf Neubauer (SPD) lud im November Vertreter des Polizeikommissariats 14, der HafenCity Hamburg GmbH und des Netzwerks zu einem Gespräch dazu ein. Dieses zeigte, wie ernst die Beteiligten das Thema nehmen, denn alle Institutionen waren auf höchster Ebene vertreten: der Bezirk mit Herrn Neubauer als Leiter des Bezirksamts, die Polizei mit Polizeidirektor Olaf Sobotta und die HafenCity Hamburg GmbH mit Geschäftsführer Andreas Kleinau. Das Gespräch zeigte aber auch, was es bedeutet, dass man Politik als das „langsame Bohren von harten Brettern“ bezeichnet. Nichts geht schnell, viele Akteure sind involviert, und viele Gesetze und Vorschriften gilt es zu beachten. 

Ein Zebrastreifen wird zum Beispiel nur dann eingerichtet, wenn mindestens 200 bis 300 Autos und 5 bis 100 Fußgänger an diesem Ort zusammentreffen; außerdem gibt es einen Mindestabstand zur nächsten Ampel. Die Rechtslage zu „Tempo 30“ ist zwar nicht so eindeutig, wie es oft dargestellt wird, aber sie wird bis zur anstehenden Neufassung des Straßenverkehrsgesetzes weiter restriktiv ausgelegt. 

Und in der HafenCity kommt noch ein zusätzlicher Faktor hinzu: Für vieles im Verkehr ist eine sogenannte Überplanung notwendig, und die, da waren sich die Behördenvertreter einig, wird nicht stattfinden, bevor das Westfield Hamburg-Überseequartier eröffnet wird. Der Aufwand wäre einfach zu groß für die noch verbleibende Zeit.

Nichtsdestotrotz wurde fast keiner der vom Netzwerk vorgestellten neuralgischen Punkte für den Verkehr kategorisch abgelehnt; die Polizei, der Bezirk und die HafenCity Hamburg GmbH werden nun sehen, wo mittelfristig oder langfristig Abhilfe geschaffen werden kann. Alle Beteiligten haben zugesichert, weiter im Gespräch zu bleiben. Und für die Anwohner und das Netzwerk HafenCity als Nachbarschaftsverein heißt es, weiter zu bohren, denn auch die dicksten Bretter sind nicht unüberwindlich. Wolfgang Weisbrod-Weber

Info Mehr Informationen u. a. zu Verkehrs­themen in der HafenCity finden Sie unter: www.netzwerk-hafencity.de

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