Grasbrook. Der Sprung über die Elbe kommt langsam näher. Verkehrssenator Anjes Tjarks und
Hochbahn-CEO Robert Henrich präsentierten das Namensergebnis der U4-Haltestelle
Es gibt sie noch, die definitiv ermutigenden Nachrichten. Man glaubt ja manchmal vor lauter öffentlicher, individueller und nachbarschaftlicher Wirtschaftsnörgelei – ja, es ist eine echte Krise, aber man muss sich ja nicht ständig vorsätzlich demotivieren! –, dass überall die Räder stillstehen und alle vor lauter Businessdepression die Löffel fallen lassen. Ist nicht so, zum Glück!
Foto oben: Die U4-Station Moldauhafen erinnert daran, dass trotz des optischen Stillstands auf dem Grasbrook die Vorbereitungen für die wachsende Stadt weitergehen.Visualisierung: © moka-studio
Mut-Pusher waren Ende November die Hamburger Hochbahn AG und die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. „2031 fährt – wenn alles optimal läuft – die U4 von den Elbbrücken in Richtung Süden auf den Grasbrook. Nächster Halt: Moldauhafen“, erklärte die Hochbahn AG. Mehr als 16.000 Menschen haben in einer Online-Abstimmung der Hamburger Hochbahn in der vergangenen Woche für diesen Namen gestimmt. Drei Namen standen dabei zur Auswahl: Grasbrook, Prager Ufer und eben Moldauhafen. Und das Ergebnis ist eindeutig: 10.803 Stimmen entfielen auf Moldauhafen, 4.016 auf Grasbrook und 1.351 auf Prager Ufer.
Der Entscheidung ging ein zweistufiger Prozess voraus. Zunächst rief die Hochbahn die Öffentlichkeit zu einem Ideenwettbewerb auf und sammelte rund 1.500 Namensvorschläge. Nach einer Prüfung der eingegangenen Vorschläge auf Praxistauglichkeit wählte eine Jury aus Vertreter:innen der Hochbahn, des hvv, der HafenCity Hamburg GmbH und des Stadtteils die drei Favoriten aus.
Für Robert Henrich, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG, ist das auch eine Hafenentscheidung: „Das Ergebnis ist eindeutig. Die neue Haltestelle wird über dem Moldauhafen schweben. Der Name nimmt diesen Ort auf, betont aber auch die Verbindung zwischen U-Bahn und Hamburger Hafen, die so traditionsreich ist. Immerhin war die Entwicklung des Hamburger Hafens einer der entscheidenden Gründe, die U3 als historische Ringline zu bauen und damit den Grundstein für das Hamburger U-Bahn-Netz zu legen.“
Und für Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende ist die Anbindung an die nachhaltige Infrastruktur wichtig. „Der Sprung über die Elbe mit der U4 nimmt mit der nun benannten Haltestelle Moldauhafen immer konkretere Formen an. Neben dem neu entstehenden Stadtteil Grasbrook mit 6.000 Anwohnenden und rund 16.000 Arbeitnehmenden profitieren auch die nahe gelegenen Stadtteile HafenCity, Veddel und Rothenburgsort von der neuen Haltestelle“, so Dr. Anjes Tjarks, „die imposant über dem Moldauhafen schweben wird. Die Brücke bietet gleichzeitig eine direkte Verbindung zur U- und S-Bahn-Station Elbbrücken mit ihrem hvv switch-Punkt und ihrer StadtRAD-Station. Von dort aus ist dann der Sprung über die Elbe künftig möglich. Damit stärken wir auch den intermodalen Ansatz, indem wir die Verkehrsträger des Umweltverbundes noch stärker miteinander vernetzen.“
Als Moldauhafen wird ein 1887 erbautes Hafenbecken bezeichnet. Im Rahmen der Versailler Verträge nach Beendigung des Ersten Weltkrieges wurde der Hafen an die damalige Tschechoslowakei verpachtet, da die Elbe für das Land den einzigen schiffbaren Zugang zum Meer darstellte. Die Kaianlagen hießen Prager Ufer (Nordkai) und Melniker Ufer (Südkai). Mittlerweile ist der Hafenbetrieb eingestellt, und das umliegende Gebiet wird zum neuen Stadtteil Grasbrook entwickelt.
Die rund 50 Hektar große Fläche unterteilt sich in das gewerblich gepägte Hafentorquartier und das Moldauhafenquartier, das sich nördlich an das Hafenbecken und die U-Bahn-Haltestelle anschließt. Hier wird neben Wohnen in vielfältigen Formen eine soziale Infrastruktur durch den Bau von Kitas und einer Grundschule, verschiedener Nahversorgungsangebote ebenso wie Sport-, Kultur- und Grünflächen geschaffen. Für die optimale Anbindung wird die U4 von der jetzigen Endhaltestelle Elbbrücken, die auch die S-Bahn anbindet, über eine elegante Brücke mit Karbonelementen über die Elbe geführt, fährt weiter über ein Stahlviadukt und dann in die über dem Moldauhafen schwebende U-Bahn-Haltestelle Moldauhafen ein.
Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH: „In der Entwicklung des Grasbrooks setzen wir auf klimaschonende Mobilität als wesentliches Element einer lebenswerten Stadt. Die künftigen Anwohnenden, Beschäftigten und Besuchenden erwartet eine nachhaltige Struktur aus Fuß-, Rad- und öffentlichem Personenverkehr. Bis zu 90 Prozent der Wege können mit dem ,Umweltverbund‘ zurückgelegt werden. Auch die Veddel soll einen direkten Zugang über die Veddeler Brücke zur Haltestelle der U4 erhalten. Das Moldauhafenquartier wird mit seiner gleichnamigen Station so zum Impulsgeber für die gesamte Nachbarschaft.“ Das Bautempo hat abgenommen, aber die wachsende Stadt lebt. Schön. Wolfgang Timpe