»Dieser positive Spirit begeistert mich!«

Quartierstreffen. Anfang Februar fand in der Gallery des 25hours Hotels nach den Pandemie-Jahren der 9. Jahresempfang des Überseequartiers Nord statt. Wiedersehen, netzwerken und neue HafenCitizens kennenlernen. Halt Nachbarschaft leben

Leuchttafeln in der Hafen­City laden zum Neujahrsempfang des Übersee­quartiers Nord ein. © Catrin-Anja Eichinger

Bekannte Gesichter wiedertreffen und neue Gesichter kennenlernen – darum ging es beim Jahresempfang 2023, zu dem die Werbegemeinschaft des nördlichen Überseequartiers Anfang Februar zum neunten Mal eingeladen hatte. Der Einladung folgten rund 300 Anwohner:innen, Gewerbetreibende, lokale Akteure und Freunde der HafenCity und fanden sich in geselliger Atmosphäre bei einem Glas Wein in der Gallery des 25hours Hotels an der Osaka-allee ein. „Wir veranstalten den heutigen Abend, um ein Netzwerk zu schaffen. Kommt hier hin, seht Leute wieder, die ihr schon kennt, aber lernt auch neue Leute kennen – und vor allem eins: Habt Spaß!“, eröffnen Antonio „Toni“ Fabrizi, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Überseeboulevard, und Nils Kuprat, Geschäftsführer von Prime Time Fitness, den Abend, der sich durch kommunikativen Austausch und geselliges Beisammensein auszeichnet. „Jeder ist jederzeit bei uns in der HafenCity willkommen, denn dafür steht unser Stadtteil. Wir sind schließlich alle neu hier“, erklärt Toni Fabrizi. Die HafenCity Zeitung hat sich unter die Leute gemischt, überraschende Gespräche geführt und hörte immer wieder, was Gäste des Neujahrsempfangs immer wieder formulierten: Das Besondere an der Hafen-City sei das Gemeinschaftsgefühl in den verschiedenen Nachbarschaften. 
Foto oben: Drei plus eins (von links): Antonio „Toni“ Fabrizi, Vorsitzender Werbegemeinschaft Überseeboulevard, Vivian Brodersen, Marketingmanagerin für das Überseequartier Nord, Dirk Kienscherf, Chef der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, und Farid Müller, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (Grüne) für Hamburg-Mitte, fachsimpeln über die HafenCity als städtebauliches Aushängeschild und den fehlenden Mut in der Hamburger Neubauarchitektur. Kienscherf: „Ziel ist es, einen Stadtteil für alle zu schaffen.“ © Catrin-Anja Eichinger

Thomas „Tom“ Lerche und Karen-Mester Lichtsinn, ehren­amtlicher Sprecher und stellv. Sprecherin der Interessen­gemeinschaft HafenCity (IGH), der Gewerbetreibenden im Nachbarschaftsverein Netzwerk HafenCity e. V. „Was mir an diesem Stadtteil besonders gefällt, ist der Gedanke vom Reallabor, dass vieles möglich ist und ausprobiert wird. Hier kommen kreative Menschen zusammen, die ein unglaubliches Engagement für das Quartier mitbringen – Menschen, die hier leben, die hier arbeiten und die eine inspirierende Vision für den Stadtteil HafenCity verwirklichen möchten“, erklärt Karen Mester-Lichtsinn, im Hauptberuf Senior Marketingmanagerin bei Unibail-Rodamco-Westfield, die das neue Überseequartier bauen, das zu Ostern 2024 eröffnen wird. © Catrin-Anja Eichinger

Die beiden langjährigen Freundinnen Bruni Hesse und Helga Brumshagen leben seit mittlerweile zwölf Jahren in dem Mehrgenerationen-Wohnprojekt „Hafenliebe“ direkt am Sandtorpark und haben die Entwicklung dieses Gemeinschaftsgefühls von Anfang an miterlebt. „Ich habe mich damals für etwas Neues interessiert und wollte gerne mittendrin sein im Leben, wo noch einmal etwas passiert“, erinnert sich Bruni Hesse an ihre Entscheidung, Teil der „Hafenliebe“ zu werden. „In der Anfangszeit nach unserem Einzug war es hier im Quartier fast noch etwas dörflich, da erst wenige Menschen in der Gegend gewohnt haben“, ergänzt ihre Freundin und Nachbarin Helga Brumshagen. Das hat sich mittlerweile jedoch geändert, und es kommen auch immer mehr Tagesgäste in die HafenCity, um den Stadtteil zu erleben. „Die Problematik, die dadurch zunimmt, sind die vielen Autos, die häufig die Gehwege zuparken. Dagegen sollte strikter vorgegangen werden.“

»Der neue Strandkai mit dem ›Fifty9‹-Bau von Architekt Hadi Teherani oder ›The Crown‹ von Christoph Ingenhoven sind zweifellos ­tolle Gebäude. Ich würde mir mit Blick auf die Hamburger Neubauten allerdings auch mehr Mut wünschen.« 
Jimmy Blum, Bezirks­abgeordneter Mitte (FDP)

Neujahrsempfang des Überseequartiers Nord und der Werbegemeinschaft Überseeboulevard in der Gallery des 25hours: „Jeder ist jederzeit bei uns willkommen!“ © Catrin-Anja Eichinger
Die Sushi-Kreationen waren als Erstes aus. © Catrin-Anja Eichinger

Auch James Robert „Jimmy“ Blum zählt zu den Anwohnern, die von Anfang an dabei sind. „Als ich 2011 eingezogen bin, war hier fast nur Sand. Es gab keine Supermärkte, nichts. Jetzt haben wir ein schönes Viertel, das sich immer noch weiterentwickelt. Diese Prozesse und das Wachstum von Grund auf vor Ort mitzuerleben empfinde ich als echtes Privileg.“ Jimmy Blum ist einer, der gut im Quartier vernetzt ist. Seit 2019 ist er für die FDP auch Abgeordneter in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. „Der heutige Abend ist wie ein Klassentreffen: Man trifft alle Nachbarn und Akteure der HafenCity wieder und knüpft neue Kontakte.“ Zu diesen lokalen Akteuren des Stadtteils zählt auch der Bürgerschaftsabgeordnete Farid Müller von den Grünen aus dem Wahlkreis Hamburg-Mitte. „Für mich ist die HafenCity einer der spannendsten Orte in Hamburg mit einer faszinierenden Stadtteilentwicklung. Gerade als Wahlkreisabgeordneter verfolge ich die neuesten Entwicklungen und Fertigstellungen immer interessiert.“ Doch wie steht der Politiker zu der modernen Neubaukultur in der HafenCity? „Natürlich sind Gebäude wie der Marco Polo Tower oder das im Bau befindliche Holzhochhaus Roots architektonische Highlights. Allerdings ist der Mut in der Architektur der HafenCity meiner Meinung nach über die Jahre etwas abgeflacht.“ Eine ähnliche Meinung teilt auch Jimmy Blum. „Der neue Strandkai mit dem ,Fifty9‘-Bau von Architekt Hadi Teherani oder ,The Crown‘ von Christoph Ingenhoven sind zweifellos tolle Gebäude. Ich würde mir mit Blick auf die Hamburger Neubauten allerdings auch mehr Mut wünschen. Was ich als durchaus positive Entwicklung sehe, ist die intensive Weiterentwicklung des Drittelmixes in der HafenCity – aus Eigentums- und Mietwohnungen sowie gefördertem Wohnungsbau und Baugenossenschaften – und zukünftig speziell auch auf dem neuen Grasbrook. Das ist genau die richtige Entwicklung.“ 

Die Nachbarn Jette Bremer und Paul Wobbe schätzen an der HafenCity ­den starken Zusammenhalt: „Wir feiern zusammen, gehen zusammen essen, wir trinken zusammen und machen gemeinsame Unternehmungen. Unsere Nachbarschaft ist für uns mittlerweile wie eine große Familie. Genau diese Community, das ist die HafenCity.“ © Catrin-Anja Eichinger

Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft, nimmt nicht nur aktiv an den Stadtentwicklungsprozessen des Quartiers teil: „Das Überseequartier Nord ist das Zentrum der Kreativität. Es zeichnet sich insbesondere durch die vielen inhabergeführten Geschäfte aus und durch die Leute, die es mit ganz viel Engagement, Kreativität und Durchhaltevermögen geschafft haben, Leben in die HafenCity zu bringen. Dieser positive Spirit begeistert mich. Diese Menschen zeigen dem Rest der Stadt, dass die HafenCity entgegen mancher Vorurteile nicht nur nüchtern, arrogant und abgehoben sein kann, sondern viel kreatives Potenzial besitzt und vor allem eins ist: menschlich.“ Für die städtebauliche Entwicklung der HafenCity der vergangenen 17 Jahre zieht Kienscherf insgesamt eine positive Bilanz. „Mittlerweile besitzt die HafenCity unterschiedliche Quartiere mit unterschiedlichen Charakteristika. Speziell in den Gesprächen mit auswärtigen Gästen stelle ich immer wieder fest, dass die HafenCity als positives modernes und maritimes Aushängeschild der Stadt wahrgenommen wird.“ Ein Lob vom Fraktionschef, dem auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der HafenCity am Herzen liegt. „Die soziale Mischung, die in der westlichen HafenCity leider nicht ganz funktioniert hat, wollen wir nun im östlichen Teil, im Bereich des Baakenhafens und des Elbbrückenquartiers gezielt anstreben. Ziel ist es, einen Stadtteil für alle zu schaffen.“ Die Nähe zur Innenstadt sieht Kienscherf dabei als spannende Herausforderung, der sich die HafenCity- wie auch die Innenstadt-Akteure stellen müssten. Wichtig ist dem Stadtplanungsfan unter anderem die Stärkung der verbindenden „Dom-Achse“ vom Rathausplatz über den Domplatz und die Brandstwiete in die HafenCity.

»Ich war auf der Suche nach ­einem Wohn­projekt, das nicht so anonym ist. Einem Zuhause, wo man an die Tür des anderen ­klopfen kann und seine Nachbarn kennt. Das habe ich hier im ­Baakenhafen gefunden. ­Dafür bin ich sehr ­dankbar.« 
Heidemarie Krunnies, HafenCity-Bewohnerin

Fühlen sich bereits gut angekommen, sind gemeinsam füreinander da und unternehmen gemeinschaftlich etwas (von links): Die Nachbarinnen U. S. (ihr Kürzel), Angelika Siegmund, Heidemarie Krunnies, Inge Cumpelik und Elfriede Sander aus der ­Baakenallee sind dankbar für ihre gute Hausgemeinschaft. © Catrin-Anja Eichinger

Inge Cumpelik und Heidemarie Krunnies, die jüngst in das Mehrgenerationen-Projekt in der Baakenallee gezogen sind und den Abend gemeinsam mit einigen Nachbarinnen besuchen, fühlen sich wohl. „Ich wohne nun seit einem guten halben Jahr in der Baakenallee und fühle mich bereits gut angekommen. Wir Nachbarinnen wohnen alle in einem Haus und haben uns zusammengetan, um füreinander da zu sein und gemeinsam etwas zu unternehmen“, freut sich Inge Cumpelik über ihre Hausgemeinschaft, mit der sie den Jahresempfang gemeinsam besucht. Ein Defizit sieht sie zurzeit noch in der medizinischen Infrastruktur. Auch Heidemarie Krunnies zählt mit ihrem Einzug in der Baakenallee vor rund einem Jahr noch zu den Neuen im Quartier. „Ich war auf der Suche nach einem Wohnprojekt, das nicht so anonym ist. Einem Zuhause, wo man an die Tür des anderen klopfen kann und seine Nachbarn kennt. Das habe ich hier im Baakenhafen gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Joachim „Jogi“ Kalb, Filialdirektor der Deutsche-Bank-Filiale am Überseeboulevard (2. v. r.) mit Team und Gästen, empfindet Netzwerken als Lebenselexier und verloste eine Magnum-­Flasche Gin (1,5 l) für die Gäste des Empfangs. © Catrin-Anja Eichinger

Welche Bedeutung eine gut funktionierende Nachbarschaft für die Menschen im Quartier hat, wird im Gespräch mit Paul Wobbe und seiner Nachbarin Jette Bremer deutlich. „Wir haben hier eine ganz tolle Community, in der von 19 bis 81 Jahren alle Altersgruppen vertreten sind. Wir feiern zusammen, gehen zusammen essen, wir trinken zusammen und machen gemeinsame Unternehmungen. Unsere Nachbarschaft ist für uns mittlerweile wie eine große Familie. Genau diese Community, das ist die HafenCity“, erzählt Paul Wobbe, der seit 2017 am Dalmannkai wohnt. Abende wie dieser Jahresempfang sind für ihn wichtige Veranstaltungen, um sich wiederzusehen, aber auch den eigenen Horizont seiner Community zu erweitern. „Ich habe heute einige neue Leute kennengelernt, die zum Teil sogar in meinem Haus wohnen, die ich aber vorher noch gar nicht gesehen habe.“ Im öffentlichen Raum fehlt es ihm an Freiflächen und öffentlichem Grün, das einlädt , sich zu treffen. Auch Nachbarin Jette Bremer, die vor zwei Jahren in den Dalmannkai zugezogen ist, schätzt den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. „Das Gute in der HafenCity ist, dass wir alle irgendwie neu hier sind. Jeder will andere Leute kennenlernen. Deswegen hat sich eine so gute Nachbarschaft entwickelt.“

Erst Begrüßung durch Antonio Fabrizi, dann musikalischer Start in den Abend: Sängerin Janina sorgt mit ihrem Auftritt für eine gesellige Atmosphäre, in der man sich bei einem Glas Wein gern in lange Gespräche vertiefte. © Catrin-Anja Eichinger

Einen sehr treffenden Vergleich für die Entwicklung und Festigung dieses Gemeinschaftsgefühls findet Marc Sternberg, Ökonom für Marketing und Vertrieb, im Gespräch mit der HafenCity Zeitung: „Die HafenCity als Ganzes ist für mich so ein süßes gallisches Dorf, das sich nach und nach immer mehr vergrößert und in das immer mehr bunte Charaktere und Menschen dazukommen. Diese Entwicklung wird gerade auf solchen gut besuchten Events wie dem heutigen Jahresempfang immer wieder deutlich.“ Kim Katarina Klocke

Klönschnack: Michaela de Luxe, Karina Dräger und Horst Steinfurt (v. l.). „Besonders für junge Leute und Familien mit Kindern ist das Angebot an Cafés, Restaurants und guten ­Kinderspielplätzen toll“, so Karina Dräger. © Catrin-Anja Eichinger
Seit vielen Jahren gut befreundet und Nachbarinnen im Wohnprojekt „Hafenliebe“: Bruni Hesse (links) und Helga Brumshagen: „Ich wollte gerne mittendrin sein im Leben, wo noch einmal etwas passiert.“ © Catrin-Anja Eichinger

INFO www.überseequartier-nord.de

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