Editorial: Ja, ist denn …
HCZ-Chefredakteur Wolfgang Timpe © Privat

… schon Weihnachten?! Für den Hamburger Senat: Ja. Die Bescherung: Das neue Stadteingangswahrzeichen, der Elbtower, wird offenbar zu Ende gebaut. 2029 soll das Leuchtturmprojekt I, das neue Naturkundemuseum, dort als Miteigentümerin einziehen. Ferner soll, Leuchtturmprojekt II, die Hamburgische Staatsoper 2034 ihr neues Opernhaus auf dem Baakenhöft bekommen. Und wenn, Leuchtturmprojekt III, die Industrie, die Verkehrsinfrastruktur und die über eine Million Privathaushalte Hamburgs die erzwungene Energie- und CO₂-Radikalkur des aktuellen Zukunftsentscheids der Volksabstimmung kostentechnisch überleben, soll die Stadt schon 2040, fünf Jahre früher, klimaneutral sein. Drei mutige superteure Zukunftsvisionen – mit vielen Fragezeichen.
Foto oben: Visualisierung des neuen Naturkundemuseums im Elbtower. Wolfgang Timpe zum neuen „Evolutionen“: „Das neue Stadteingangswahrzeichen, der Elbtower, wird offenbar zu Ende gebaut. 2029 soll das Leuchtturmprojekt I, das neue Naturkundemuseum, dort als Miteigentümerin einziehen.“

Den Leuchttürmen I und II muss die Bürgerschaft noch zustimmen, die klimaneutrale Stadt müssen der aktu­elle Tschentscher-III-Senat und die nachfolgenden umsetzen. Die wichtigste Frage, besonders für den Hamburger Volkskassenwart, Finanzsenator Andreas Dressel: Wer soll das wie bezahlen? Kostet doch das Naturkundemuseum, Stand heute, knapp 13.000 Euro pro Quadratmeter – so viel wie eine Luxuswohnung im The Crown-Hochhaus am Strandkai. Für eine Büro-, Labor-, Ausstellungs- und Ar­chiv­nutzfläche ein stolzer, kein marktüblicher Kaufpreis. Finanzierung: aus neuen Krediten und dem Sondervermögen Stadt und Hafen. Und von den geplanten rund 250 Millionen Euro der Stadt für die neue Oper sind nur 147,5 Millionen für die Baakenhöft-Ertüchtigung und -Freiraumgestaltung „gedeckelt“. Die voraussichtlich steigenden Rest­in­vestitionen: finanziert aus den Haushalten. Insgesamt ein milliardenschwerer Batzen Steuergeld. Zu Recht? 

Jein. Ein Nein, weil es zwar zum Beispiel einen ordentlich kalkulierten, aber überteuerten Kaufpreisplan-Na­tur­kundemuseum von Senator Dressel gibt. Was fehlt: ein Sparkonzept des Senats! Der wesentlich steuerfinanzierte Stadthaushalt ist doch kein Millionen-Euro-Füllhorn, das einfach fließt. Ein Ja, weil Sparen und Investieren ein Scheck auf Wachstum, auf die attraktive Zukunft von Hamburg ist. Eine Metropole mit internationaler Strahlkraft braucht Leuchtturmprojekte – siehe Elbphilharmonie. 

Ach ja, wirklich wichtige Frage: Was fehlt in diesem Leuchtturm-Szenario noch? Eine Antwort! Wenn die neue Oper auf das Baakenhöft kommen sollte, braucht die HafenCity eine Ausgleichsfläche für Begegnung und Freizeit für die Jugend des Stadtteils mit dem zweithöchsten Kinderanteil in Hamburg – in Eigenregie. Die heute Acht- bis Zwölfjährigen, aus denen blitzschnell Jugendliche werden, sind in der Stadt- und Stadtteilplanung bislang nicht vorgesehen. Finanzierungsvorschlag: Sondervermögen Stadt und Hafen. HafenCity-Chef Andreas Kleinau: Übernehmen Sie! Ihre HafenCity GmbH erwirtschaftet und verantwortet wesentlich den Etat. Zukunft braucht Nehmen und: Geben! Die Jugend im Stadtteil zu vergessen, rächt sich. Sie sind der Zukunftsgarant für eine lebendige funktionierende Stadtgesellschaft. Ein Ja dazu könnte Weihnachten näher bringen und wäre eine Bescherung für die ganze Stadt – nicht nur für den Senat. Wolfgang Timpe

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Wolfgang Timpe ist Chefredakteur und Herausgeber der HCZ HafenCity Zeitung und lebt seit 2005 in der HafenCity. Mail: timpe@hafencityzeitung.com

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