Coaching. Über die Kraft sozialer Netzwerke – und drei Wege, wie man sie selbst finden kann
Zum fünften Mal fand im Juli das Nachbarschaftsfest des Netzwerks HafenCity e. V.statt: Gute Laune beim Kinderschminken, neuentdeckte kulinarische Köstlichkeiten oder Los-Glück bei der Tombola – rund 1.000 Menschen treffen sich Jahr für Jahr im Lohsepark. Und irgendwann stehen plötzlich Leute zusammen, die sonst kaum mehr als ein Nicken austauschen. Da wird zur Musik gegroovt, miteinander gelacht und der eine oder andere Klönschnack mit bisher unbekannten Nachbarn gehalten. Eigentlich nichts Großes. Und doch bringen uns Events wie diese immer wieder ins „Zentrum des Wohlbefindens“.
Foto oben: Für mehr Wohlbefinden: Treten Sie lokalen Vereinen oder Gruppen bei, die Ihre Interessen teilen, engagieren Sie sich ehrenamtlich oder besuchen Sie Veranstaltungen und Workshops in Ihrerm Quartier – hier die AG Grün des Netzwerks HafenCity e. V., in der Groß und Klein den Stadtteil ehrenamtlich schöner und nachhaltiger gestalten. © Catrin-Anja Eichinger
Die Psychologie des Wolfbefindens – ja, die gibt es! – verfolgt unter anderem den Ansatz, dass Wohlbefinden nicht nur von individueller Anstrengung abhängt, sondern auch maßgeblich vom sozialen Umfeld bestimmt wird. Da stehen stabile Unterstützungsnetzwerke ganz weit oben – Menschen in der Nähe, denen wir vertrauen und mit denen wir Freude – auch mal Rückschläge – teilen.

körperlich fitter, mit dem eigenen Leben zufriedener und leidet seltener an psychischen
Erkrankungen.“ © Privat
Studien belegen, dass Menschen mit einem starken sozialen Netzwerk glücklicher sind und länger leben. Zwar ist es in der heutigen digitalen Welt einfacher denn je, mit Menschen in Kontakt zu treten. Dennoch zählen nach wie vor das persönliche Erleben – und die Atmosphäre in den sozialen Interaktionen. Eine positive, offene Umgebung, in der sich Menschen wohlfühlen, fördert die Kommunikation und das Teilen von Erfahrungen. Ergebnis: Der Stress sinkt, das Selbstwertgefühl steigt, und Menschen sind weniger anfällig für Depressionen und Angstzustände.
Darüber hinaus spielt Networking eine entscheidende Rolle bei der persönlichen Entwicklung. Durch den Aufbau von Kontakten können wir von den Erfahrungen und dem Wissen anderer profitieren. Der Austausch von Ideen fördert dabei auch berufliche Möglichkeiten und gemeinsame Projekte. Diese Kolumne beispielsweise entstand im Nachgang zum Nachbarschaftsfest vor vier Jahren. Und ich liebe sie!
Dennoch. Neue Menschen kennenzulernen kann herausfordernd sein, aber es gibt viele Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Hier drei Tipps, wie es leichter geht:
Machen Sie kleine Schritte! Schüchternheit und soziale Ängste erschweren das Knüpfen neuer Kontakte. Je nach Ausprägung können Sie beginnen, mit kleinen Schritten selbst gegenzusteuern. Das ist mitunter leichter gesagt als getan, wenn man sich in einer neuen und ungewohnten Umgebung wiederfindet, in der man niemanden kennt. Führen Sie zum Beispiel kurze Gespräche mit Fremden oder besuchen Sie Veranstaltungen, bei denen Sie sich wohlfühlen. Ein Stadtteil-Netzwerk als weiteres Beispiel bietet zahlreiche Möglichkeiten, und Sie werden mit offenen Armen empfangen. Mit der Zeit wird es Ihnen leichter fallen, auf andere zuzugehen und neue soziale Kontakte aufzubauen.
Bleiben Sie Sie selbst! Offenheit und Authentizität sind wichtig, wenn es darum geht, neue soziale Beziehungen aufzubauen. Seien Sie authentisch und trauen Sie sich, Ihr wahres Selbst zu zeigen. Vergessen Sie nicht: Menschen schätzen Echtheit und fühlen sich eher zu Ihnen hingezogen, wenn Sie sich nicht verstellen. Offenheit schafft Vertrauen und legt den Grundstein für eine langfristige und bedeutungsvolle Beziehung.
Geben Sie sich durchaus Zeit! Den sozialen Kosmos zu erweitern und neue Beziehungen aufzubauen, erfordert Zeit und Engagement. Vielleicht treffen Sie schon am ersten Tag Ihres Ehrenamtes eine Person, mit der Sie sich auf Anhieb gut verstehen. Vielleicht dauert es jedoch auch etwas länger, bis Sie sich als festes Mitglied etwa eines Sport-Teams oder einer Stadtteil-Gruppe fühlen. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen und bleiben Sie geduldig. Es lohnt sich. Der Aufbau von Bekanntschaften geschieht oftmals nicht von heute auf morgen, dafür halten manche Freundschaften für immer.
„Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt mit dem, was wir bekommen, aber wir leben von dem, was wir geben“, sagte der frühere britische Premierminister Winston Churchill einst. Er wusste als einer von vielen, wie erfüllend Hilfsbereitschaft sein kann. Machen Sie mit! Bringen Sie sich ein – wo auch immer! Anderen zu helfen, ruft Glückshormone auf den Plan und ist außerdem gesund. Wer sich ehrenamtlich engagiert, das zeigen Langzeitstudien, ist körperlich fitter, mit dem eigenen Leben zufriedener und leidet seltener an psychischen Erkrankungen. Ihre Andrea Huber
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Andrea K. Huber ist Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stressmanagement spezialisiert und berät Unternehmen und Privatpersonen in herausfordernden Situationen. Infos unter: www.andrea-huber-coaching.de



