HCZ-Gastbeitrag. Keine Zeitungsausgabe ohne professionelles Gegenlesen. Der frühere „Spiegel“-Dokumentar Axel Pult blickt als Volksdorfer auf schöne HafenCity-Zeiten als Schlussredakteur zurück
Warum arbeitete ein in Volksdorf lebender Wahl-Hamburger bei der HafenCity Zeitung, der HCZ? Ganz einfach: Er ist seit 37 Jahren mit Wolfgang Timpe befreundet, was vor dem Hintergrund, dass wir Anhänger der verfeindeten Fußballclubs Hannover 96 (W. T.) und Eintracht Braunschweig (A. P.) sind, schon für sich genommen eine Leistung ist. Als Wolfgang die HCZ übernahm, war ich frisch im Vorruhestand und für neue Abenteuer offen. Zudem hatte ich langjährige Erfahrung als Bearbeiter von Texten beim HafenCity-Nachbarn „Spiegel“, und so bot es sich an, dass ich die Rolle des Schlussredakteurs übernahm – also dafür sorgte, dass die spannenden Inhalte der Zeitung ohne Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und sonstige Flüchtigkeitsfehler erscheinen konnten.
Foto oben: HCZ-Schlussredakteur Axel Pult: „Es ist immer schön, Teil einer Erfolgsgeschichte zu sein.“ © Privat
Kleiner Exkurs an alle Autorinnen und Autoren: So viel gab es nicht zu tun. Von wenigen Ausnahmen abgesehen waren die Texte schon bei Abgabe gut in Form. Und welche Texte habe ich am liebsten bearbeitet? Zuallererst die großen Interviews, die aus meiner Sicht einen für eine Stadtteilzeitung herausragenden Standard setzen. Auch Jan Ehlerts „Literatur zur Lage“-Kolumne habe ich immer gern gelesen.
Mehrfach versuchte der Herausgeber mich zu überreden, auch als Autor in Erscheinung zu treten, aber ich war und bin der Meinung, dass man dafür im Quartier leben oder zumindest regelmäßig unterwegs sein sollte. Für den Job umzuziehen, empfand ich als zu viel verlangt, zumal mir mein heimatliches Volks-Dorf ebenso ans Herz gewachsen ist wie das HafenCity-Dorf mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern.
Gern erinnere ich mich an die erste Zeit, als die neue Redaktion in den Elbe&Flut-Agenturräumen des früheren HCZ-Mitgründers Thomas Hampel untergekommen war. Loft-Atmosphäre, junge Menschen und ein warmes Mittagessen.
Diese Tradition setzte sich auch nach dem Umzug an den Kaiserkai fort. Dort arbeitete ich an einem der aus historischen Gerüst-Holzbohlen hergestellten Arbeitstische im Herausgeber-Büro. Sie überzeugten zwar ästhetisch, waren jedoch selbst für einen groß gewachsenen Menschen wie mich etwas zu hoch geraten.
So kam es, dass ich regelmäßig auf einem Stuhl Platz nahm, der mit einem Sofakissen aufgepimpt wurde. Mittags erkundeten Wolfgang und ich die Gastroszene der HafenCity, und ich registrierte wohlwollend, dass es jedes Mal etwas Neues zu probieren gab. Hervorzuheben auch die soziale Vernetzung des Herausgebers. Schon beim Flanieren wurde hier und dort gegrüßt und ein kurzer Schnack gehalten. Mit den Gastronomen war er ausnahmslos auf Du und Du.
Dann brach die Coronapandemie über uns herein. Das hatte zur Folge, dass ich ins weit entfernte Volksdorf-Homeoffice umzog und mich selber um das Mittagessen kümmern musste. Wir waren – wie sich im Nachhinein herausstellte: fälschlicherweise – der Meinung, dass diese voraussichtlich kurze Unterbrechung der gewohnten Arbeitsorganisation es nicht rechtfertigen würde, meinen heimatlichen Rechner mit dem Redaktionssystem auszustatten.
Ich druckte also die Texte aus und malte meine Korrekturzeichen mit einem extradünnen schwarzen Filzstift aufs Papier. Dann scannte ich die Seiten ein und schickte sie in die Redaktion, wo sie händisch ins Redaktionssystem übertragen werden mussten. Diese vorsintflutliche Arbeitsweise passte natürlich in keiner Weise zur innovativen und digitalaffinen HafenCity Zeitung. Und vielleicht hat sie auch dazu beigetragen, dass ich mich der Aufgabe langsam entfremdete und Lust bekam auf neue Ruhestands-Abenteuer.
Anlässlich des Jubiläums „15 Jahre HafenCity Zeitung“ blicke ich auf meine rund drei Jahre bei der HafenCity Zeitung mit Freude zurück. Es ist immer schön, Teil einer Erfolgsgeschichte gewesen zu sein. Es war eine angenehme Erfahrung, in einem kleinen, motivierten Team zu arbeiten und immer zu den Ersten zu gehören, die erfuhren, was es Neues in der HafenCity gab.
Dank der Großzügigkeit des Herausgebers findet jede neue HCZ-Ausgabe nicht nur online, sondern auch als Printexemplar den Weg an den Hamburger Stadtrand, und ich kann mich regelmäßig aus dem grünen Volksdorf gedanklich in die leider zu wenig begrünte HafenCity beamen. Axel Pult