Legenden.Das Dampfschiff »Schaarhörn« liegt nach seinem Sommercamp im Hafenmuseum nun wieder im Sandtorhafen
Die „Schaarhörn“ ist wieder da! Am 14. Oktober wurde das historische Dampfschiff von seinem Sommerliegeplatz beim HafenMuseum im Hansahafen wieder in den Sandtorhafen verholt. Das Schiff der Stiftung Hamburg Maritim hat mit seiner ehrenamtlichen Crew eine erfogreiche Fahrtsaison hinter sich mit über 20 Traditionsfahrten und Chartern über die Sommersaison. Jetzt liegt es für den Winter wieder in seinem Heimathafen, dem Sandtorhafen in der HafenCity.
Foto oben: Der Winterliegeplatz der „Schaarhörn“ an ihrem Stammplatz im Sandtorhafen: „Die Schaarhörn ist eines der wenigen voll fahrtüchtigen Dampfschiffe, die überhaupt noch existieren.“ © Privat
Die Überführung, vorbei an der Elbphilharmonie und durch die geöffnete Mahatma-Ghandi-Brücke, war ein beeindruckendes Schauspiel auch für die zuschauenden Besucher und Passanten. Der genutzte Schlepper ist auch schon fast ein Museumsstück: Die „Kay“ stammt von 1922, wurde ursprünglich mit Dampf betrieben, später dann aber mit einem Dieselmotor ausgerüstet. Der Schlepper tut heute noch Dienst.
Jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr kann die „Schaarhörn“ besichtigt werden. Ehrenamtliche und fachkundige Mitglieder der Crew führen Besucher über das Schiff. Die Maschine, die Brücke und der repräsentative Salon können besichtigt werden. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Erhalt des Schiffes sind willkommen.
In den 20er-Jahren diente der junge Joachim Ringelnatz, Dichter der Ameisen auf der Elbchaussee, als Marinesoldat auf der „Schaarhörn“ und wurde im Salon des Schiffes zum Leutnant befördert. Aus diesem Grund fühlt die Mannschaft eine besondere Verbundenheit mit dem Dichter. Über den Winter werden Ringelnatz-Lesungen, mit 3-Gänge-Menü aus der Kombüse, durchgeführt. Buchungen unter: b.sietas@nordpuls.com oder bei Herta Kornetzky unter +49 151 46153814.
»Das Meer erglänzte hinten und vörn
und links und rechts und daneben.
Wir saßen von Wogen umbraust auf Schaarhörn
und knobelten um das Leben.«
Auszug aus einem Gedicht
von Joachim Ringelnatz
Die „Schaarhörn“ ist eines der wenigen voll fahrtüchtigen Dampfschiffe, die überhaupt noch existieren. Sie wurde 1907/08 von der Hamburger Werft Janssen & Schmilinsky gebaut, mit einem Kessel der Ottensener Eisenwerke. Sie ist damit eine echte Hamburgensie und ein eindrucksvolles Beispiel für die Ingenieurskunst des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre zwei Dreifach-Expansionsmaschinen erzeugen 420 PS, die das Schiff mit zehn Knoten, 18,52 km/h, vorwärtstreiben.
Bis in die 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts tat es Dienst als Peilschiff auf der Unterelbe. Außerdem wurde es auch als repräsentatives Schiff für den Hamburger Senat genutzt, daher sowohl die Ausrüstung als robustes Arbeitsschiff als auch die repräsentative Ausstattung des Salons.
Nach der Außerdienststellung geriet das Schiff mehr und mehr in Vergessenheit, verfiel zunehmend und endete schließlich in einem Hafen in Schottland. Zurück in Hamburg wurde die „Schaarhörn“ ab 1990 dann vom Verein „Jugend in Arbeit Hamburg“ von Grund auf renoviert und 1993 als erstes Schiff in die Hamburger Denkmalliste aufgenommen.
Heute gehört die „Schaarhörn“ der Stiftung Hamburg Maritim und wird von einem ehrenamtlichen Verein betrieben. Jeden Mittwoch treffen sich die Aktiven – Männer und Frauen, Landratten und Seebären –, um das Schiff zu pflegen und etwaige Reparaturen durchzuführen. Diese Arbeitstreffen finden auch, mit der nötigen Rücksicht auf die Anwohner:innen, im Sandtorhafen statt. Interessenten an einer Mitarbeit können gerne vorbeikommen; die Crew freut sich auf neue Kameradinnen und Kameraden!
Während der Sommermonate veranstaltet die „Schaarhörn“, betrieben von der Brücke bis zur Maschine von Ehrenamtlichen, Gästefahrten auf der Unterelbe. In drei bis vier Stunden geht es vom Hafenmuseum, dem Sommerliegeplatz, bis nach Wedel zur Schiffsbegrüßungsanlage. Während der Fahrt können Gäste die Maschine und die Brücke besuchen.
Wolfgang Weisbrod-Weber
Info
Name: Schaarhörn
Schiffstyp: Kohlebefeuerter Zweischrauben-Dampfer aus Stahl
Erbaut: 1908 in Hamburg von Janssen & Schmilinsky
Abmessungen:
• 42,00 x 6,80 x 3,00 m
• 225 BRZ – die Länge von Schiffen wird ab 24 Meter in BRZ, in Bruttoraumzahl, angegeben
Maschinenleistung: 2 x 412 PS
Mehr Informationen unter: www.schaarhoern.de