E-Paper . Archiv . Newsletter
Elbtower: »Der Rückbau hat keine Priorität«

Interview. SPD-Fraktionschef Diek Kienscherfhat erstmals für die Stadt Verantwortung für den Elbtower übernommen. Was passiert jetzt?

Mal ehrlich, ich finde, dass der Elbtower ein elegantes Gebäude ist und mit seinen majestätischen 245 Metern ein internationales Metropolensymbol am Stadteingang von Hamburg sein kann. Und das Vermarktungskonzept, internationale Großbüromieter plus weltweite Marken wie etwa die Nobu-Hotel-Gruppe für eine neue globale Mieter- und Gästeklientel nach Hamburg zu holen, klingt, Bürokrisen hin oder her, immer noch verlockend – für Hamburg und die HafenCity. Denn die braucht, da baut die Maus keine Elbtower-Etage zurück, unbedingt einen attraktiven städtebaulichen Abschluss. Jetzt hat erstmals Dirk Kienscherf, SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft, für die Stadt politische „Verantwortung“ für den Elbtower übernommen. Endlich, möchte man sagen, denn wo Hamburgs bauliche Zukunft wie leuchtet, darf ihr nicht egal sein. Wir haben nachgefragt, was „Verantwortung“ bedeutet.
Foto oben: SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf „Die privaten Investoren sollten jetzt Verantwortung übernehmen. Das würde die gesamte Stadt anerkennen.“ © Catrin-Anja Eichinger

Der Elbtower als Langer Olaf: „Aus dem Elbtower wird kein städtisches Bauprojekt.“ © SIGNA | Chipperfield

Herr Kienscherf, der Senat hat beim Insolvenzverwalter Ende Mai das Rückkaufsrecht fürs Elbtower-Grundstück angemeldet, falls sich kein neuer Investor zum Weiterbau findet. Jetzt haben Sie für die Regierung verkündet: „Wir sind verantwortlich.“ Was heißt das? Abrissbirne oder Weiterbau mit Investor-Suche durch die Stadt? Ausgangspunkt des Gesprächs war die Behauptung, dass durch die erfolgte Anmeldung der Wiederkaufsoption durch die Stadt, Hamburg – falls sich kein privater Investor finden würde – den Elbtower zu Ende bauen würde. Ob die Stadt die Rückkauf-Option nutzt, wird sich erst in einigen Monaten entscheiden. Aufgrund des wirtschaftlichen Risikos wird aus dem Elbtower kein städtisches Bauprojekt – aus Verantwortung gegenüber den Steuerzahlenden. Darauf habe ich mich mit meiner Aussage bezogen. Die Stadt hat damals einen entsprechend guten Vertrag abgeschlossen und ist nicht erpressbar. Die Verantwortung für das Projekt selber liegt in privater Hand.

Sie und Ihre Partei predigen das Mantra „kein Steuergeld für den Elbtower“. Ist das realistisch? Selbst ein Abriss würde ja die Stadt Geld kosten? Wir werden kein Geld zur Fertigstellung des Elbtowers bereitstellen. Hinsichtlich der Steuergelder ging und geht es um die Gesamtbilanz. Hamburg hat 122 Millionen Euro für das kleine Grundstück erhalten, auf dem der Investor sehr viel Geld für die Gründungsarbeiten ausgegeben und den Wert des Grundstückes erhöht hat. Demgegenüber stehen die möglichen Kosten eines Rückbaus, der aber nach wie vor keine Priorität hat. Es geht darum, dass Hamburg insgesamt keine zusätzlichen Kosten hat. Im Vordergrund steht nach wie vor eine Realisierung des Projektes durch Private. In welcher Form ist jetzt intensiv zu prüfen. Ein Rückbau des oberirdischen Rohbaus ist eine schon vor Monaten beschriebene Alternative für den Fall, dass sich kein privater Investor finden und ein jahrelanger Stillstand drohen sollte. Klar ist, dass dieser Weg aus ökologischen Gründen nicht zu bevorzugen ist. Eine Bauruine wäre aber auch keine Lösung.

Experten schildern, dass internationale Investoren nur darauf warten, dass es den Elbtower, den heutigen „Kurzen Olaf“ mit 100 Meter Höhe, zum Schnäppchenpreis gibt. Dann würden sie ihn für rund 600 Millionen Euro fertig bauen und ihn mit internationalen Mietern aus Weltmetropolen für 1,5 Milliarden Euro weiterverkaufen. Wie finden Sie so ein Investoren-Szenario? Die Stadt ist nicht Eigentümer, insofern liegt die Verantwortung auf privater Seite. Dazu gehören auch die Lösungen, die gewählt werden, um das Bauprojekt fertigzustellen.

Die bisherigen Investoren des Elbtowers wie zum Beispiel Michael Kühne sind sauer, dass die Stadt sich einen schlanken Fuß mache, statt ihrer städte­planerischen Verantwortung für das neue Wahrzeichen gerecht zu werden. Für Sie nachvollziehbar? Das ist Quatsch. Wir wurden und werden unserer Verantwortung gerecht, gerade auch gegenüber den Steuerzahlenden in Hamburg. Das sollten jetzt auch die privaten Investoren tun. Das würde in dieser herausfordernden Situation auch die gesamte Stadt anerkennen. Interview: Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

Mal Luft holen

Leitartikel von HCZ-Herausgeber und -Chefredakteur Wolfgang Timpe An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit