»Endlosbaustelle im Baakenpark!«

Gemeinschaftshäuser. Seit Monaten ist das rote Gemeinschaftshaus im Baakenpark ohne Baufortschritt eingerüstet. Für CDU-Fraktionschef Dr. Gunter M. Böttcher ein Unding

Im März 2022 war Baustart für die Gemeinschaftshäuser im Baakenpark und Grasbrookpark. Die Fertigstellungen der Häuser waren für Sommer 2023 angekündigt. Die Häuser sollen Angebote und Räumlichkeiten für die unmittelbare Nachbarschaft und darüber hinaus für die ganze HafenCity beinhalten. Noch immer stehen Gerüste und Bauzäune am Gemeinschaftshaus im Baakenpark, und das Unkraut wuchert auf der Außenfläche. Anlass für die CDU-Fraktion des Bezirks Hamburg-Mitte, mal bei den Verantwortlichen, der HafenCity Hamburg GmbH (HCH) und der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), nachzufragen, warum so ein übersichtliches Bauprojekt seit Monaten nicht vorankommt und im Baakenpark ein Symbol für Baustillstand ist. Aber auch transparente Informationen zum gelben Gemeinschaftshaus im Grasbrookpark stehen noch aus.
Foto oben: In Aktion. Dr. Gunter M. Böttcher, HafenCity-Bewohner und CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, kämpft um klare Informationen zum Baustillstand des roten Gemeinschaftshauses im Baakenpark. © Marlene Hoberger

Die Antworten auf die Anfrage mit Drucksache Nr. 23-0769 vom 23. Juli 2025 zum Planungsstand, zu Gründen für die Bauverzögerung, die geplante Fertigstellung sowie die Kosten des Projekts waren jedoch für CDU-Fraktionschef Dr. Gunter M. ­Böttcher in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte „dünn, teils falsch und rechtlich unsinnig“. So entschlossen sich Böttcher und weitere HafenCity-Anwohner wie zum Beispiel auch Rando Aust (CDU), als „zugewählter Bürger“ Mitglied im Cityausschuss des Bezirks und beruflich Leiter Corporate Citizenship ECE Group Services der Familie Otto, mit der Drucksache Nr. 23-0902 vom 29. August 2025 durch Nachfragen für Transparenz zu sorgen. 

Böttcher zu den Antworten der Stadtentwicklungsbehörde BSW: „In unserer Anfrage an die BSW wird erneut auf erschreckende Art deutlich, wie plan- und ahnungslos der Senat ist und wie wohl unverantwortlich mit Steuergeldern umgegangen wird. Weder die Frage zur Höhe der Baukosten noch die danach, was das Aufgabengebiet der eingesetzten Geschäftsführung beinhaltet, konnte beantwortet werden.“

Zum sachlichen Hintergrund: Von Anbeginn wurde im Rahmen der Entwicklung der HafenCity erkannt, dass es aktiver Angebote für soziokulturelle Teilhabe bedarf, um gemeinschaftsfördernde Strukturen in Form eines Quartiersmanagements zu schaffen. Dazu wurden in den Grundstückskaufverträgen frühzeitig Eigentümer mit Grundstückskauf zum Beitritt sowie einer monetären Beteiligung verpflichtet. Zur institutionellen Verankerung dieses Gedankens wurde 2023 der Verein Quartiersmanagement HafenCity e. V. gegründet.

In Bau. Das rote Gemeinschaftshaus im Baakenpark ist zum Symbol von Baustillstand geworden, da es immer wieder nachhaltige Verzögerungen gibt und es nun seit Monaten ohne sichtbaren Baufortschritt eingerüstet ist. © Catrin-Anja Eichinger

Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und den vorgenannten finanziellen Beteiligungen der Eigentümer. Um Räume im Quartier für diesen Gedanken zu schaffen, werden mit Mitteln des Sondervermögens Stadt und Hafen zwei Gemeinschaftshäuser errichtet, die in einem kooperativen Prozess gemeinsam mit unterschiedlichen Vertretern im Quartier entwickelt wurden. Der Betrieb der Gebäude – als ein Teil des Quartiersmanagements in der HafenCity – obliegt dem oben genannten Verein. So weit, so gut.

Doch warum kommt es immer wieder zu Behörden-Antworten, die Politikengagierte sprachlos machen? Hier mal auszugsweise drei Beispiele für bürokratische Reibungsverluste und eine behördliche Sprachakrobatik, die klare Antworten umgeht und engagierte Anwohner und Bezirksabgeordnete frustriert zurücklässt: 

Frage 1: In der Drucksache 23-0902 vom August wurde unter anderem gefragt: „Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) spricht in Antwort 1 (der Drucksache vom Juli; Anm. d. Red.) von einer Innutzungsnahme des Gemeinschaftshauses Grasbrookpark am 9. Februar 2024, in Antwort 3 von einer Fertigstellung im Januar 2025. Angekündigt war eine Fertigstellung für Sommer 2023. Wann war tatsächlich Inbetriebnahme, und warum hat sich die Fertigstellung um 1,5 Jahre verzögert?
Antwort der BSW: „Zur Klarstellung muss zwischen der baugenehmigungsrechtlichen Innutzungnahme und dem tatsächlichen Betrieb unterschieden werden. 
Die baugenehmigungsrechtliche Innutzungnahme erfolgte am 9. Februar 2024 und stellt lediglich das Datum dar, an dem die Innutzungnahme bei der Bauaufsichtsbehörde angezeigt wurde. Sie ermöglichte dem Verein eine tageweise, interne Nutzung des Gemeinschaftshauses. Parallel wurden bauliche Mängel beseitigt, und der Verein baute weiter Strukturen für den Betrieb auf. Nach Abschluss dieser Maßnahmen begann ab Januar 2025 die dauerhafte Nutzung durch den Quartiersmanagement HafenCity e. V. im Rahmen eines dauerhaften Mietverhältnisses.
Grund für die Verzögerungen war der Leistungsausfall eines kritischen Gewerks, wodurch der Bauablauf gestört war.“

Frage 2: Wie hoch waren die veranschlagten Kosten für das Gemeinschaftshaus Grasbrookpark und wie hoch die tatsächlichen Kosten?
Antwort BSW: Die veranschlagten Kosten für das Gemeinschaftshaus Grasbrookpark lagen bei circa 900.000 Euro. Das Gebäude ist nicht schlussgerechnet, daher können keine Aussagen zu den tatsächlichen Kosten getätigt werden.“

Frage 3: Wenn das Haus am Grasbrookpark am 9. Februar 2024 in Betrieb genommen wurde, müssen für 2024 die Betriebskosten und Besucherzahlen vorliegen. Wie hoch waren diese?
Antwort BSW: „Die dauerhafte Nutzung und damit der Betrieb wurde Anfang 2025 aufgenommen. Für 2024 liegen keine Betriebskosten vor, die der Nutzung des Gemeinschaftshauses zuzuordnen sind. Es sind lediglich Betriebskosten angefallen, die auf die Bautätigkeiten zurückzuführen sind.
Eine statistische Erhebung zu Besucherzahlen durch die HafenCity Hamburg GmbH erfolgt nicht.“

Für den HafenCity-Anwohner und Fraktionschef Gunter M. Böttcher bleibt aktuell nur ein enttäuschtes Zwischenfazit lokalpolitischer Kärrnerarbeit: „Bei dem doch so erfolgszahlenverliebten Senat erstaunt es umso mehr, dass eine statistische Erhebung zu Besucherzahlen durch die HafenCity Hamburg GmbH nicht erfolge, die im Auftrag und unter der Aufsicht des Hamburger Senats handelt.“ Und das rote Gemeinschaftshaus ist für Böttcher eine „Endlosbaustelle im Baakenpark“.

Nun weiß die HafenCity Zeitung aus persönlichen Gesprächen, dass das mühsame Vollenden und die immer wieder wochenlangen Stillstände des Baufortschritts zum Beispiel beim roten Gemeinschaftshaus im Baakenpark auch in der HCH und besonders beim HafenCity-Chef Dr. Andreas Kleinau authentischen Frust auslösen. Man kann auch sagen, er hat „die Faust in der Tasche“. Ja, die Baubranchenkrise wie auch die konzeptionell technische Überplanung der Gemeinschaftshäuser sorgen handwerklich immer wieder für Ärger und unendliche Verzögerungen. 

Doch muss man so förmlich und mit solch gedrechselten Worten auf Medienanfragen zum Baufortschritt beim roten Gemeinschaftshaus reagieren, wie es die Pressestelle der HCH es im Sommer getan hat? Die Antwort: „Aufgrund des Leistungsausfalls eines kritischen Gewerks ist der Bauablauf derzeit gestört. Die HCH (HafenCity Hamburg GmbH) bemüht sich unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen um eine schnelle Wiederaufnahme der Bauaktivitäten … Die Fertigstellung des Gemeinschaftshauses Baakenpark ist für Ende 2025 geplant.“ Wie sagt man so schön: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen.“

Wichtig wäre es, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen könnten, um eine Nutzung für die HafenCity-Bewohner:innen schnellstmöglich zu erreichen, und die Kommunikation darüber mit offenem Visier erfolgte, statt dass man Antworten verklausuliert. Alle reden von mehr Transparenz, Teilhabe, Effizienz und Bürokratieabbau, aber direkt vor Ort, im konkreten Stadtteilleben, ist davon leider oftmals noch wenig zu spüren.Da scheint noch viel Luft nach oben. 

Die HCH geht davon aus, Stand heute, dass das rote Gemeinschaftshaus im Baakenpark Anfang 2026 dem Stadtteil übergeben werden kann. Na dann mal! Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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