Die „Polar Ecuador“ wurde 1967 in Dienst gestellt. Insgesamt wurden sechs Schiffe dieser Baureihe bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Damals waren sie die größten und schnellsten Kühlschiffe unter deutscher Flagge. © IMMH
Glanzvolle Erinnerungen

Die Ausstellung „Hamburg Süd – 150 Jahren auf den Weltmeeren“ beleuchtet die wechselvolle Geschichte der Hamburger Reederei

Hinter jedem ausgestellten Stück in der riesigen Sammlung des Internationalen Maritimen Museums Hamburg (IMMH) in der HafenCity steckt eine eigene, einzigartige Geschichte. Beim Betrachten der Exponate lässt sich die Entstehung, das Wirken in der Welt und der Grund für die vermeintlich letzte Station in der Gegenwart an diesem Ort nur erahnen. Der Zeitraum von 150 Jahren ist für uns schwer fassbar und lässt sich auf dem Deck 1 des Maritimen Museums kaum gänzlich abbilden.
Foto oben: Die „Polar Ecuador“ wurde 1967 in Dienst gestellt. Insgesamt wurden sechs Schiffe dieser Baureihe bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Damals waren sie die größten und schnellsten Kühlschiffe unter deutscher Flagge. © IMMH

Autor Matthias Gretzschel mit seinem gleichnamigen Buch zur Ausstellung. © Catrin-Anja Eichinger
Autor Matthias Gretzschel mit seinem gleichnamigen Buch zur Ausstellung. © Catrin-Anja Eichinger

Trotzdem gelingt es den Machern, die Besucher:innen auf eine Reise durch die Geschichte mitzunehmen, und durch die sorgfältige Auswahl beleuchten die Kuratoren die Entwicklung der Reederei Hamburg Süd bis heute mit markanten Ausstellungsstücken. Noch lebendiger werden die Exponate durch die Menschen und ihre Erinnerungen. Ein Glücklicher, wer mit Zeitzeugen über die wechselvolle Geschichte des Unternehmens sprechen kann, das seit dem 1. Dezember 2017 zur dänischen Reederei Mærsk gehört. 

Eva Graumann, ehemalige Unterbehmenssprecherin von Hamburg Süd. © Catrin-Anja Eichinger
Eva Graumann, ehemalige Unterbehmenssprecherin von Hamburg Süd. © Catrin-Anja Eichinger

Eva Graumann war fast 25 Jahre Unternehmenssprecherin von Hamburg Süd. In ihrer Amtszeit waren für die Reederei, die zur Oetker-Gruppe gehörte, 177 Schiffe auf dem Wasser, davon 116 Containerschiffe. Im Jahr 2016 machte das Unternehmen mit mehr als 6.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 5,63 Milliarden Euro. Graumann, die maßgeblich zur Entstehung der Ausstellung beigetragen hat, erzählt bei der Eröffnung im Maritimen Museum von ihrer Arbeit unter August Oetker: „Wir haben auch schon mal einen Schweinebraten bei mir zu Hause zusammen gegessen.“ Graumann erzählt mit Respekt und Empathie über ihren ehemaligen Chef, der sich, obwohl Bielefelder Landratte, sehr für die Seefahrt interessiert hat und nach eigenem Bekunden Kapitän werden wollte. Oetker machte in Hamburg eine Ausbildung in einer Reederei und war nicht in der Geschäftsführung, aber lange Zeit im Beirat von Hamburg Süd und zum Schluss dessen Vorsitzender. „August Oetker ist nur ungerne geflogen und hat mindestens einen Weg nach Südamerika auf seinen Geschäftsreisen mit dem Schiff zurückgelegt“, erinnert sich Eva Graumann. 

„Wir haben die Ehre, die 150-jährige Geschichte des Unternehmens zu archivieren und hier bei uns weiterzuführen.“
Peter Tamm Junior

Den weltweiten Veränderungen in der Schifffahrt war der Lebensmittelkonzern nicht gewachsen und wehmütig schaut der einstige Eigner der Flotte zurück auf die Zeit, als der weiße Schwan des Südatlantiks, die Cap San Diego, auf den Weltmeeren unterwegs war. Im Vorwort zum Buch zur Ausstellung schreibt August Oetker: „Die Schiffe wurden größer und teurer, allerdings nicht unbedingt schöner.“

Rainer Horn, der jetzige Unternehmenssprecher bei Hamburg Süd. © Catrin-Anja Eichinger

IMMH-Chef Peter Tamm Junior hat ebenfalls ein besonderes Verhältnis zu Hamburg Süd. Der HCZ sagte Tamm: „Wir haben die Ehre, die 150-jährige Geschichte des Unternehmens zu archivieren und hier bei uns weiterzuführen.“ Auf die Frage, was die Ausstellung in seinem Haus so besonders macht, sagte Tamm: „Ich habe bei Hamburg Süd meine Ausbildung gemacht und bin so in den Beruf gekommen. Das verbindet unheimlich.“ Diese Emotionalität und Verbundenheit bei der Präsentation der neuen Ausstellung war bei allen Beteiligten spürbar. Autor Matthias Gretzschel ergänzt in seinem gleichnamigen Buch „Hamburg Süd – 150 Jahre auf den Weltmeeren“ viele Geschichten, Erfolge und Misserfolge, Triumpfe und tragische Schicksale, die mit dem Namen Hamburg Süd verbunden sind. Pünktlich zum Jubiläum zeichnet Gretzschel die Geschichte der Hamburg Süd anschaulich nach: von den Anfängen und den schwierigen Phasen während der Weltkriege, dem zweimaligen Totalverlust der Flotte, über die Zeit des Wiederaufbaus als Teil der Oetker-Gruppe bis hin zu Gegenwart. In der Ausstellung werden unter anderem die Gründungsurkunde der Hamburg Süd gezeigt, der Sondervertrag mit Kaiser Dom Pedro II von Brasilien aus dem Jahr 1888, verschiedene historische Schiffsmodelle, bisher nie gezeigte Gemälde und Plakate, Fotoalben und Videomaterial. Im Herbst des nächsten Jahres geht die Ausstellung auf Reisen und soll in Südamerika gezeigt werden, dort wo einst die wichtigen ersten Handelbeziehungen geknüpft worden sind – in Brasilien. Matthias Schinck

INFO Die Sonderausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Hamburg Süd wird bis zum 11. September 2022 im Internationalen Maritimen Museum zu sehen sein. www.imm-hamburg.de 

Öffnungszeiten täglich von 10.00 – 18.00 Uhr. Adresse: Kaispeicher B, Koreastraße 1, 20457 Hamburg, Tel.: 040-300 92 30-0

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