»Hinwegmalen sprengt Grenzen!«

Deichtorhallen. Die 63-jährige Malerin Katharina Grosse zeigt »Wunderbild«-Formate. Mit ihrer Spraypistole plus Acrylfarben kreiert die Künstlerin begehbare Farblandschaften

Raumgreifend sind Katharina Grosses Werke. Wenn die 63-Jährige wieder einmal über Architekturen, Innenräume und ganze Landschaften hinwegmalt, sprengt sie Grenzen. Mit ihrer Spraypistole plus Acrylfarben kreiert die gebürtige Freiburgerin, die in Berlin lebt, begehbare Farblandschaften. Sie macht Malerei physisch spürbar.
Foto oben: Rauminstallateurin Katharina Grosse: „Die Malerei ist nicht auf technische Gerätschaften wie Kamera oder Computer angewiesen, durch die die Bilder hindurchgehen. Ich fand, dass Malerei das am stärksten haptische, instinktverbundene und essenzielle Medium ist.“ © Katharina Grosse, Wunderbild, 2018 (Detail); Acryl auf Stoff; Installationsmaße: 1.450 x 5.620 x 670 cm und 1.450 x 5.490 x 690 cm; © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Jens Ziehe

Spraykünstlerin Katharina Grosse in den Deichtorhallen: „Ein Gemälde kann über architektonische Strukturen und Grenzen hinausreichen.“ © Larissa Hofmann

In den Deichtorhallen Hamburg präsentiert Katharina Grosse vom 5. Juni bis 14. September mit „Wunderbild“ eines ihrer Hauptwerke. Sie verwandelt die 3.000 Quadratmeter große Halle für Kunst in eine raumgreifende Installation, die Malerei, Skulptur und Architektur verbindet. Über eine Länge von mehr als 60 Metern erstrecken sich Gemälde auf losen Stoffbahnen, die an zwei Seiten von der Decke herabhängen. Diese ursprünglich für den Messepalast der Nationalgalerie Prag entwickelte Arbeit reichert in Hamburg eine eigens für die Ausstellung erschaffene Soundkomposition von Stefan Schneider an. Auf diese Weise entspinnt sich ein einzigartiges immersives Farb- und Klangerlebnis, bestens geeignet als Instagram-Hotspot.

Ergänzt wird die Schau durch einige Leinwandarbeiten, nie zuvor gezeigte Zeichnungen und Skizzenbilder. Seine Weltpremiere erlebt ein Making-of-Film, der exklusive Einblicke in Katharina Grosses Schaffen gewährt. Hinzu kommt eine eigens für die Deichtorhallen konzipierte neue Arbeit, mit der die Künstlerin einen Teil des Raumes in eine begehbare Hügellandschaft verwandelt, in der Erde zur Leinwand wird.

Wenn man Katharina Grosse fragt, warum sie sich nach einigen Experimenten mit anderen Arbeitsmöglichkeiten doch wieder für Malerei entschieden hat, antwortet sie: „Sie ist nicht auf technische Gerätschaften wie Kamera oder Computer angewiesen, durch die die Bilder hindurchgehen. Ich fand, dass Malerei das am stärksten haptische, instinktverbundene und essenzielle Medium ist.“ Zur Sprühpistole, erzählt sie, sei sie zufällig gekommen: „Eine Freundin in Marseille ließ mich eine Sprühpistole ausprobieren. Der Anblick der kleinen, über die Fläche verteilten Sprühpunkte ließ mich irgendwie nicht mehr los.“

Ihre erste direkt auf die Architektur gesprühte Arbeit war dann die „grüne Ecke“ (Ohne Titel, 1998) in der Kunsthalle Bern. Dort sprühte sie grüne Acrylfarbe direkt auf die Ecke zwischen zwei Wänden und der angrenzenden Raumdecke: „Diese Arbeit spielte für meine Malerei eine Schlüsselrolle, weil mir damals zum ersten Mal bewusst wurde, dass ein Gemälde über architektonische Strukturen und Grenzen hinausreichen kann. Die Sprühpistole eröffnete mir diese Möglichkeit.“ Dagmar Leischow

Info Die Ausstellung „Wunderbild“ läuft vom 5. Juni bis 14. September in den Deichtorhallen. Karten und weitere Infos unter: www.deichtorhallen.de

Katharina Grosse in den Deichtorhallen, eine Arbeit „Ohne Titel“ von 2024. © Katharina Grosse, ohne Titel, 2024; Acryl auf Leinwand, 287 x 587 cm; © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Jens Ziehe

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