Architekt und Designer Hadi Teherani über klare Linien, -iranische Kultur und wachsende HafenCity
Herr Teherani, was bedeutet Ihnen das Bundesverdienstkreuz, mit dem Sie kürzlich ausgezeichnet wurden? Diese überraschende Ehrung hat mich sehr bewegt. Die Bestätigung meiner Arbeit in den letzten Jahren macht mich stolz und ist für mich und mein Büro ein Ansporn, dem ständigen Wandel in der Architektur unter den Aspekten Menschen, Natur und Gesellschaft gerecht zu werden.
Foto oben: Hadi Teherani über sein Zuhause: „Einige Leute würden sich vielleicht fragen: Wann will Teherani sich endlich einrichten? Ich lebe minimalistisch, das brauche ich für mein Gemüt.“ © THomas Hampel
Ihre Kranhäuser in Köln oder das Dockland an der Elbe sind internationale Wahrzeichen. Wie stehen Sie dazu, dass Sie oft als Stararchitekt bezeichnet werden? Ich halte vom Begriff des Stararchitekten nichts, es ist eine Prägung der Presse, die sich fundamentiert hat.
»Wenn alles perfekt ist, bin ich zufrieden. Ich wohne seit 21 Jahren in meiner Wohnung an der Alster. Da gibt es nichts, was ich ändern würde. Klassische Architektur altert nicht.«
Sie führen Ihr Unternehmen, die Hadi Teherani Group, mit fast 100 Mitarbeitern allein. Sind Sie ein ehrgeiziger Workaholic? Nach vielen Jahren einer Berufstätigkeit und zirka 100 Mitarbeitern in den Bereichen Architektur, Inneneinrichtung und Produktdesign ergeben sich zahlreiche Aufgaben, die mir viel Freude bereiten, aber natürlich auch nicht mit einem Job, der von 9 bis 17 Uhr erledigt sind. Ich arbeite gerne viel und setze mich gerne mit außergewöhnlichen, fordernden Projekten und deren Menschen national und international auseinander.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Ich freue mich immer, wenn ich nach vielen Jahren auf einen Mitarbeiter treffe, der seinen Weg gemacht hat und nach wie vor voller Stolz berichtet, dass er mal bei mir angefangen hat. In diesen Momenten weiß ich: Ich habe nicht alles falsch gemacht.
Ihre Philosophie ist, dass Stadt, Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign zusammengehören. Reicht es Ihnen nicht, einfach Architekt
zu sein? Ich ziehe keine harten Grenzen, sondern muss ein Projekt in seiner Gesamtheit zu Ende denken. Das wirft allerlei Fragen auf: Wie kann ich einen Raum möblieren? Wo sitze ich? Wie sind die Lichtverhältnisse? All diese Bilder habe ich bereits im Kopf, sie prägen meinen Entwurf. Ich stelle den Menschen und sein Wohlbefinden in meinen Gebäuden in den Mittelpunkt und das geht nur in einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise. Ich entwerfe meine Häuser so, dass selbst der abgelegenste Raum für mich attraktiv ist.
»Das Taj Mahal, der Eiffelturm und andere Gebäude auf der ganzen Welt werden von Menschen verstanden und führen Menschen zusammen. Architektur ist eine Weltsprache, definitiv.«
Verstehen Sie sich als Generalist? Der Generalist in der Architektur, der Generalist als Mensch? Man kann mich wohl so nennen. Leben und Arbeit sind bei mir eins. Dieses ganzheitliche Prinzip sowohl in der Architektur als auch im Privaten ist ein zentraler Bestandteil meines Charakters. Ich bin, was ich tue und wie ich Menschen in ihrer Gesamtheitlichkeit wahrnehme und akzeptiere. Dieses Prinzip lebe ich auch in der Architektur und versuche Räume, Gebäude und Atmosphären für Menschen in Ihrer Gesamtheit zu schaffen.
Sie wurden in Teheran geboren und sind in Hamburg aufgewachsen. Was verbindet Sie heute noch mit dem Iran? Ich war sechs Jahre, als meine Familie nach Deutschland kam. Ich bin Deutscher, habe hier meine Wurzeln,mein Büro und Menschen, die ich liebe und akzeptiere. Mit zunehmendem Alter hinterfragt man allerdings: Wo komme ich her? Trotz aller Probleme konnte ich in den letzten Jahren die Kultur meines Geburtslandes mehr und mehr entdecken. Und Aufträge aus dem Iran haben mich bewegt dort ein Büro mit zirka 25 Mitarbeitern zu eröffnen. Für mich ist es eine Freude, meine Wurzeln und die Historie des Landes bei jedem meiner Besuche zu entdecken und dem Land durch meine Arbeit Perspektiven aufzuzeigen.
Hadi Teherani wurde am 2. Februar 1954 in Teheran geboren. Als Sechsjähriger zog er nach Deutschland. Er studierte von 1977 bis 1984 Architektur an der Technischen Universität Braunschweig. Von 1989 bis 1991 war er an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung und Werklehre tätig. 1991 gründete er zusammen mit Jens Bothe und Kai Richter das Architekturbüro BRT Architekten in Hamburg. 2012 übernahm er die Geschäftsanteile von Bothe und Richter. Heute arbeitet er nicht nur als Architekt, sondern ist auch im Bereich Produkt- und Interior-Design tätig.
Was macht für Sie den Iran aus? Die Kultur des Iran ist 2.500 Jahre alt und ist herausragend. Die historische Schaffenskraft von Persepolis zum Beispiel oder anderer Bauwerke sind Nachweise einer großen Kultur, die mir auch Anregungen für meine hiesigen Bauwerke geben. Ich genieße die Höflichkeit der Menschen.
Und was zeichnet für Sie Deutschland aus? In Deutschland schätze ich die Ehrlichkeit und Direktheit.
Was halten Sie von der iranischen Architektur? Im Iran findet man 400, 500 Jahre alte Villen mit Höfen und Doppelwänden, in denen die Luft aus den Windwächtern über eine Wasseroberfläche streicht, um die Räume zu kühlen. Ich kann jedem eine Iranreise nur empfehlen. Sie wird mit Sicherheit ein Erlebnis mit unerwarteten Eindrücken sein.
Haben viele Deutsche ein zu negatives Bild vom Iran? Für die ältere Generation war der Iran früher mit dem Schah und Farah Diba ein Märchenland. Jüngere Menschen denken dagegen an die Mullahs und die Revolutionsgarden. Zwischen der deutschen und der iranischen Kultur gibt es eine tiefe Verbundenheit. Auf jeden Fall werden Iraner in Deutschland sehr gut aufgenommen. Meiner Erfahrung nach zählt in Deutschland nicht, woher man kommt, sondern wer man ist und was man leistet.
Wenn Sie Bundeskanzler wären und alle finanziellen und gestalterischen Freiheiten hätten, was wäre Ihre erste Maßnahme in Deutschland? Ich würde versuchen, allen Menschen inspirierende und bezahlbare Wohnräume zu bieten. Ansonsten ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr viel richtig gemacht worden. Hier gibt es wirkliche Demokratie und persönliche Freiheit. Deutschland hat viel geleistet und ist einer der Leistungsträger der Welt. Ich bin stolz, hier meinen Beitrag leisten zu dürfen.
Sie sind mit sechs Jahren nach Hamburg gekommen. Wie stark hat Sie danach die persische Kultur noch geprägt? Allein wegen meiner Eltern hat mich die persische Kultur weiterhin begleitet. Mein Aussehen ist persisch, meine Bewegungen sind persisch. Ich bin Deutscher mit persischen Wurzeln und beides macht mich stolz.
Finden sich in Ihrer Architektur persische Elemente? Als Architekt habe ich eine rein deutsche Ausbildung gemacht. Aber dieses Haus-in-Haus-Prinzip aus dem Iran inspiriert mich. Ich konzipiere gerne Räume mit viel Licht, mit Offenheit, mit Klarheit.
Ihre Gebäude sind vorallem für ihre klare Struktur bekannt. Wie kam es zu der typischen Hadi-Teherani-Ästhetik? Ich mag Häuser mit eleganten Linien, Formen und Lichteinflüssen. Gebäude dienen den Menschen und sollten bei ihnen Wohlgefallen auslösen – dies unter Einbeziehung ständigen Wandels, technischer Innovation und ökologischen Aspekten sowie zunehmender Digitalisierung. So möchte ich perfekte Werke erschaffen. Darum versuche ich, technische Instrumentarien, die den eigentlichen Entwurf konterkarieren könnten, versteckt einzubeziehen. Wer sich das Dockland anguckt, sieht nichts, was stört. Selbst die Aufzugsüberfahrt und der Feuerwehrkasten gehen perfekt im Gesamtdesign auf.
Ist Perfektion nicht auch etwas Furchtbares? Man ist doch nie zufrieden. Wenn alles perfekt ist, bin ich zufrieden. Ich wohne seit 21 Jahren in meiner Wohnung an der Alster. Da gibt es nichts, was ich ändern würde. Das gilt genauso für diesen Raum, in dem wir hier sitzen. Er ist 24 Jahre alt, könnte aber gerade erst konzipiert worden sein. Die Grundelemente guten Stils finden sie in alten Villen wieder. Licht, Großzügigkeit – eine Architektur die dem Menschen gerecht wird. Dies möchte ich für die Menschen schaffen. Klassische Architektur mit einer neuen Formsprache wie zum Beispiel der Berliner Bogen in Hamburg-Hammerbrook, der bereits vor 20 Jahren entstand, altert nicht.
Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus? Einige Leute würden sich vielleicht fragen: Wann will Teherani sich endlich einrichten? Ich lebe minimalistisch, das brauche ich für mein Gemüt. Der Blick ins Grüne und aufs Wasser muss unverstellt sein. Vor 25 Jahren habe ich in einem Jugendstilhaus mit tollen Raumproportionen gewohnt. Aber die Decken hatten für meinen Geschmack zu viel Dekor.
Die internationale Marke Hadi Teherani Group hat Büros in Frankfurt, München, Bangalore, Abu Dhabi und Teheran. Mit seinen markanten Leuchtturm-Gebäuden wie etwa dem Dockland an der Elbe, den Kran-Häusern am Rhein in Köln, dem Deichtorcenter gegenüber dem Spiegel, den Tanzenden Türmen am Eingang zu St. Pauli und last but not least dem Stahl-Glas-Gebäude der früheren Reederei China Shipping am Sandtorkai in der HafenCity hat Hadi Teherani wesentlich Hamburgs heutige Architekturlinien mitgeprägt.
Was halten Sie von Menschen, die nur im Altbau wohnen wollen? Ich mag alte Gebäude. Der Nachteil ist: Ich habe sie nicht selbst gebaut. Ich lebe am liebsten in meinen eigenen Gebäuden. Allerdings kommen wir heute in vielerlei Hinsicht nicht an die alten Gebäude etwa aus dem Jugendstil mit ihren idealen Raummaßen heran. Alle Räume sind durch Schiebetüren miteinander verbunden. Das macht eine 200-Quadratmeter-Altbauwohnung so flexibel – man kann sie zum Beispiel als Architekturbüro oder als Arztpraxis nutzen. Altbauten sind so intelligent geplant wie die modernen Häuser von heute, wobei die Technik den Unterschied macht. Ein Mensch muss für sich die Entscheidung treffen, wie er wohnen möchte. Die technische Entwicklung moderner Gebäude im Verhältnis zu Altbauten wird mehr und mehr den Unterschied in der Zukunft machen.
Sie haben Gebäude auf der ganzen Welt entworfen. Ist Architektur eine Weltsprache? Ja. Sie muss jedoch regional angepasst sein. In Indien baue ich anders als hier. Dort spielen religiöse Aspekte eine wesentlich stärkere Rolle. Architekten orientieren sich dort am Vastu, einem Pendant des Feng Shui. Dementsprechend hat jeder Raum in einer bestimmten Himmelsrichtung zu liegen – unabhängig davon, ob das funktional ist oder nicht. Inder haben das Gefühl: Wenn das Vastu nicht stimmt, verschenken sie ihr Lebensglück. Dadurch schränken sie allerdings die Architektur ein. Und um die Frage noch einmal zu beantworten: Ja, die Architektur ist eine Weltsprache, das Taj Mahal, der Eiffelturm und andere Gebäude auf der ganzen Welt werden von Menschen verstanden und führen Menschen zusammen. Architektur ist eine Weltsprache, definitiv.
Wie bringen Sie Nachhaltigkeit in Ihre Arbeit ein? Als ich dieses Thema vor 25 Jahren aufgriff, wollten die Bauherren nichts davon wissen. Ihre Maxime war: Ich vermiete ein Gebäude, die Nebenkosten zahlen die Mieter. Warum sollte ich mehr als nötig investieren? Wenn ich darauf verwies, dass man in Zukunft anders denken würde, konnte ich bei keinem den Ehrgeiz wecken. Die Wende setzte im Jahr 2000 ein. Damals kauften große Versicherungen und Fonds plötzlich nur noch Häuser mit Nachhaltigkeitszertifizierung. Das machte die Investoren nervös. Als sich dann DGNB und LEED gründeten, entwickelte sich ein Standard für die nachhaltigen Zertifikate. Daraufhin zogen die deutschen Städte und Bauämter nach. Wer heute eine Baugenehmigung bekommen will, muss energetisch positiv bauen. Andere Länder haben allerdings noch nicht so strenge Regularien wie etwa die Stadt Hamburg.
Ist Hamburg für Sie die schönste Stadt der Welt? Hamburg ist seit meinem sechsten Lebensjahr meine Heimatstadt. Sie ist eine der schönsten Städte in Deutschland. Je mehr man reist, um so mehr erkennt man die Qualitäten der eigenen Stadt und Fehler, die gemacht wurden – und überall in der Welt gemacht werden. Ich fühle mich in meiner Heimatstadt sehr wohl und komme immer gerne nach Hamburg zurück.
Was macht für Sie denn das Stadtquartier der Zukunft aus – wie zum Beispiel die HafenCity? Sie ist ein neues Quartier in einer fantastischen Lage, ganz nah an der Innenstadt. Wenn man praktisch durch das Wasser baut, ist das schon mal der halbe Erfolg. Da konnten gar nicht so viele Fehler passieren. Bei der Planung wurde frühzeitig auf eine gute Durchmischung geachtet. Die Erdgeschosse, in denen sich Geschäfte ansiedeln sollen, müssen über fünf Meter hoch sein. Die Wohnungen liegen darüber. Dieses Prinzip brauchte man bloß aus einem Stadtteil wie Eppendorf zu kopieren. Teilweise hat das gut funktioniert, manches hätte besser ausfallen können. Insgesamt ist die HafenCity aber geglückt – obwohl einige Hamburger aus den gewachsenen Bezirken beklagen, dass dort meistens Fremde hinziehen. Man kann die HafenCity im Grunde erst richtig beurteilen, wenn sie fertig ist.
Anfangs haben Sie die HafenCity als „Würfelhusten“ bezeichnet, das rief Unmut hervor. Haben Sie diese Krise inzwischen überwunden? Es gab rund um die ganze Welt genügend großartige Projekte für uns, die genauso interessant waren. Ich hätte in Hamburg lieber eine Wasserstadt wie Venedig gebaut. Auch in der Speicherstadt oder in der Innenstadt stehen ja Häuser im Wasser. Dadurch entsteht diese Spannung zwischen Wasser und Architektur. Für die HafenCity wählte man ein anderes Konzept: Die Häuser wurden auf Landzungen gestellt. Die HafenCity war für die Stadtplaner ein tolles Projekt. Von den Politikern bis zu den Behördenmitarbeitern konnten alle mitreden. Im Masterplan wurden Baulinien und Höhen genau festgelegt. Als Architekt musste man sich in diesem Rahmen bewegen. Das hat zwar die Kreativität ein bisschen eingeschränkt, trotzdem sind viele schöne Backsteingebäude entstanden.
Haben Sie ein Lieblingshaus in der HafenCity? Die Elbphilharmonie. Sie sticht in jeder Beziehung hervor. Aus dem Engagement erwuchs ein elegantes Bauwerk, es repräsentiert eine Architektur von Weltrang.
Welches andere Gebäude in der HafenCity gefällt Ihnen? Die übrigen Gebäude sind alle irgendwie in der Tektur, durch die Änderung von Bauanträgen, gebändigt worden. Einzig der Elbtower wird sich noch hervorheben. Einerseits steht er für Internationalität, auf der anderen Seite fügt er sich in die Hamburger Tektur ein. Ein Gebäude hätte den Elbtower und die Elbphilharmonie sogar noch übertreffen können: Rem Koolhaas‘ Science Center auf dem heutigen südlichen Überseequartier. Wenn Hamburg sich dafür entschieden hätte, dann hätte die Stadt Architekturreisende wirklich begeistern können.
Hätte Ihre Living Bridge die Stadt ebenfalls architektonisch vorwärtsgebracht? Sie wäre ein Highlight geworden. Ich hatte 1.000 Wohnungen über dem Wasser geplant. Ein Großteil der Hamburger stand diesem Projekt positiv gegenüber. Auch die Politik war unter der Ole-von-Beust-Regierung erst auf meiner Seite. Doch während der Koalitionsverhandlungen mit den Grünen ist die Living Bridge versickert, weil es ein paar Gegenstimmen gab. Aber eventuell gibt es in der Zukunft ja mal die Chance das Thema aufzunehmen. Alles ist im Fluss.
Weint der Kreative, wenn er scheitert? Nein. Ich reagiere professionell. Für die Living Bridge haben wir rund eine Million Euro ausgegeben, das tut im Portemonnaie weh. Aber so ist das eben: Nicht jeder Vorschlag, den ich toll finde, setzt sich durch. Wenigstens leben einige meiner Ideen weiter. Der Gedanke, einen hohen Turm zu bauen, stammt ursprünglich von mir. Ich hatte das 280 Meter hohe Lighthouse am Grasbrook geplant, nun entsteht der 245 Meter hohe Elbtower an einer anderen Stelle nahe den Elbbrücken. Das ist mir eine Genugtuung.
Welchen Traum möchten Sie als Architekt noch verwirklichen? Ich verwirkliche meine Träume jeden Tag bei der Arbeit. Mein Vorbild ist der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer. Als er 104 war, beschäftigte er noch 70 Mitarbeiter in seinem Büro und war jeden Tag aktiv und im Zeitgeschehen.
Sie haben sich auch als Produktdesigner einen Namen gemacht. Wie schwierig ist es, allein von der Architektur zu leben? Wenn wir vier Jahre an einem Großprojekt arbeiten, bekommen wir vielleicht sechs Prozent der Gesamtsumme als Honorar. Ein Makler, der ein Haus verkauft, verdient das Gleiche, obwohl er nichts konzipieren muss. Das steht in keinem Verhältnis. Wir kommen dennoch klar, weil die Systeme bei uns eingespielt sind.
Trotz Corona? Zum Glück sind wir nicht so stark von der Pandemie betroffen wie andere Branchen. Die Projekte werden langfristig geplant, auf den Baustellen kann im Freien weiterhin gearbeitet werden. Bei uns im Büro sind lediglich zwei Aufträge verschoben worden. Das ist also kein Vergleich zur Gastronomie, zu Frisören oder zur Hotellerie.
Inwiefern hat Corona Ihre handwerkliche Arbeit beeinflusst? Im Büro sitzen die Leute nicht mehr so eng beieinander, sie tragen Masken. Es gibt überall Desinfektionsspray und Plexiglasscheiben zwischen den Arbeitsplätzen. Unsere Auftraggeber verlangen aber nicht plötzlich, dass wir überall noch ein Büro für Homeoffice einbauen. Was ich positiv finde: Wir fliegen nicht mehr für eine einstündige Konferenz in der Welt herum. Das spart Zeit und Geld und ist gut für das Klima. Die Lufthansa leidet allerdings ebenso wie die Duty-Free-Shops unter dieser Entwicklung. Die Gesamtwirtschaft wird nicht angekurbelt, wenn die Menschen weniger ausgeben.
Haben Sie für 2021 ein persönliches Ziel? Ich hoffe, dass wir alle wieder zur Normalität zurückkehren können und uns Corona das Leben dann nicht mehr schwer macht.
Das Gespräch führten Dagmar Leischow und Wolfgang Timpe