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»Ich will die Probleme der Stadt beherzt anpacken!«

Exklusiv-Interview. Der Hamburger CDU-Vorsitzende Dennis Thering über Bürgermeister
Peter Tschentscher, Hafen- und Innenstadt-Krisen sowie Großstadtleben am Wasser

Vorbei die Zeiten, als die Hamburger CDU mit ihrem früheren Vorsitzenden und heutigen MdB Christoph Ploß immer für eine knallige konservative Extremschlagzeile die Social-Media-Klick-Bedürfnisse bediente und sich bei Wahlumfragentrends wenig von der Stelle bewegte. Seit April 2023 nutzt die CDU Hamburg unter ihrem aktuellen Vorsitzenden Dennis Thering, jüngst mit einem staatssozialistischen Ergebnis von 94,4 Prozent als CDU-Chef im Amt bestätitgt, deutlich sachlicheres Fahrwasser, um ihr Profil zu schärfen. Erster Lohn in jüngster NDR-Sonntagswahlumfrage: Die CDU hat ihren Stimmenanteil knapp verdoppeln können.
Wie tickt denn der aktuelle CDU-Chef, und mit welchen Themen gehen die CDU und er persönlich in die bevorstehende Dauerwahlperiode mit Bezirks- und Europawahlen im Juni sowie der Bürgerschaftswahl Anfang 2025? Das Gespräch: 

Herr Thering, Sie sind Ende Februar mit einem staatssozialistischen Wahlergebnis von 94,4 Prozent als CDU-Chef Hamburg wiedergewählt worden. Wie fühlen Sie sich mit einer solchen Hausmacht? Über das noch mal verbesserte Ergebnis habe ich mich natürlich sehr gefreut. Aber das gute persönliche Ergebnis und das aller anderen Gewählten zeigt eben auch, dass die Hamburger CDU geschlossen ist. Und das ist nun einmal die Grundvoraussetzung, um am Ende erfolgreich zu sein. Das gibt uns als Hamburger CDU viel Rückenwind für die anstehenden Herausforderungen mit den Bezirks- und Europawahlen am 9. Juni und den Bürgerschaftswahlen Anfang 2025. Die CDU Hamburg ist wieder da! 
Foto oben: Hamburgs CDU-Chef Dennis Thering auf dem Rathausmarkt vor den Alsterarkaden: „Hamburg gehört unter SPD und Grünen zu den zehn unsichersten Städten Deutschlands. Wir hingegen wollen Hamburg zur sichersten Großstadt in Deutschland machen.“ © Catrin-Anja Eichinger

Sie haben versprochen, als CDU-Chef in den kommenden Wochen ein „klares Alternativangebot“ zum rot-grünen Senat zu machen. Welches ist Ihr Gewinner-Thema, mit dem Sie die Wähler:innen überzeugen wollen? Bei meinen vielen Terminen in den Stadtteilen werde ich vor allem auf drei Themen immer wieder angesprochen, und das sind auch die Themen, die wir seit Jahren verstärkt in den Blick nehmen und bei denen der bisherige Senat aus SPD und Grünen eklatante Schwächen offenbart. Dazu gehört die sich stetig verschlechternde Sicherheit in unserer Stadt. Hamburg wird immer gefährlicher, und die Kriminalitätszahlen explodieren – gerade auch rund um die entstandenen Kriminalitätsschwerpunkte rund um den Hauptbahnhof, am Steindamm, am Jungfernstieg, im Phoenix-Viertel in Harburg und an vielen weiteren Orten in unserer Stadt. In fast allen Deliktfeldern steigen die Kriminalitätszahlen deutlich an, gerade auch bei schweren Straftaten mit Messern und Schusswaffen, bei Mord, Vergewaltigung, schwerem Raub und Körperverletzung. Hier haben wir als Hamburger CDU vor Kurzem mit unserem Sicherheitskonzept ein klares Alternativangebot gemacht. Ein Schwerpunkt ist, dass wir die Polizeipräsenz auf den Hamburger Straße deutlich erhöhen wollen, die Ausstattung der Hamburger Sicherheitskräfte bedeutend verbessern und mehr Waffenverbotszonen und Videoüberwachung an Kriminalitätsschwerpunkten einrichten.  

Ist Sicherheit wirklich das wichtigste Thema für ­Hamburg? Es ist das Thema, worauf ich am häufigsten angesprochen werde, und man kann die Augen nicht davor verschließen, dass die Kriminalität erschreckend ansteigt, und SPD und Grüne haben beispielsweise am Hauptbahnhof viel zu lange weggeschaut. Dieser ist mittlerweile der gefährlichste Bahnhof in Deutschland, und das ist nicht hinnehmbar. Wer mehr Sicherheit in Hamburg will, der muss diesmal CDU wählen. 

Ihr politischer Counterpart in der Bürgerschaft, der SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, sagte dazu im Gespräch mit der HCZ im März: „Sicherheit ist die jahrhundertealte Erzählung der CDU“, das empfänden die Hamburger:innen anders. Was antworten Sie ihm? Ach wissen Sie, aus seiner Sicht muss er das sagen. Die SPD weiß, dass sie beim Thema innere Sicherheit verwundbar ist. Für mich ist das kein „jahrhundertealtes“ Thema, sondern es ist leider erneut brandaktuell! Hamburg gehört unter SPD und Grünen zu den zehn unsichersten Städten Deutschlands. Wir hingegen wollen Hamburg zur sichersten Großstadt in Deutschland machen. 

Und welches Thema ­rangiert auf Platz zwei? Ganz oben steht da meine deutliche Kritik an der rot-grünen Verkehrspolitik. Hamburg ist deutscher Stau-Meister, und in keiner anderen deutschen Stadt ist das Verkehrsklima so schlecht wie hier bei uns in Hamburg. Das zeigen auch seit Jahren eine Vielzahl von Studien. Kurzum, alle Verkehrsteilnehmer sind mit der Verkehrspolitik des rot-grünen Senats sehr unzufrieden, und auch hier haben wir mit unserem Verkehrskonzept aufgezeigt, dass eine bessere Verkehrspolitik in Hamburg möglich ist. 

Dennis Thering über seine Wiederwahl: „Über das noch mal verbesserte Ergebnis habe ich mich natürlich sehr gefreut. Aber das gute persönliche Ergebnis und das aller anderen Gewählten zeigt eben auch, dass die Hamburger CDU geschlossen ist. Und das ist nun einmal die Grundvoraussetzung, um am Ende erfolgreich zu sein. Das gibt uns als Hamburger CDU viel Rückenwind für die anstehenden Herausforderungen mit den Bezirks- und Europawahlen.“ © Catrin-Anja Eichinger

Doch gerade im Radverkehr setzt der grüne Mobilitätswendesenator Anjes Tjarks auf den starken Ausbau von Radwegen hin zu einer autoarmen Stadt. Wollen Sie das zurückdrehen? Das ist nicht die Frage. Der Senat schafft es nicht, eine Verkehrspolitik für eine Hafen- und Handelsmetropole aus einem Guss zu machen. Wir als CDU sagen klar: Wir wollen eine Verkehrspolitik für alle Verkehrsteilnehmer. Wir brauchen ein neues, stadtweites und langfristiges Verkehrskonzept, das über mehrere Jahrzehnte trägt und nicht immer nur Flickschusterei an einzelnen Straßen mit sich bringt. Jeder Verkehrsteilnehmer hat das Recht, bei der Verkehrsplanung vernünftig berücksichtigt zu werden und nicht wie gegenwärtig ausschließlich Fahrradfahrer. 
Da unterscheiden wir uns klar von SPD und Grünen. Wir wollen auch, dass die Fußgänger, Nutzer von Bussen und Bahnen und Autofahrer sicher und schnell von A nach B kommen. Dazu gehört es, dass wir endlich unsere Ampeln digitalisieren, um grüne Wellen zur besseren Lenkung von Verkehrsströmen zu realisieren. Außerdem braucht unsere Stadt endlich eine vernünftige Baustellenkoordinierung. Es kann nicht sein, dass alle parallel verlaufenden Straßen gleichzeitig mit Baustellen quasi zur Barriere werden. Und die Stadt muss beispielsweise mit Bonusprogrammen dafür sorgen, dass Baustellen so schnell wie möglich wieder abgeschlossen werden. Und wir werden den rot-grünen Parkplatzabbau in unserer Stadt stoppen. Die Zahl der Pkw in unserer Stadt steigt weiter an, und der Abbau von Parkplätzen geht an der Realität unserer Stadt vorbei und erzeugt in immer mehr Stadtteilen unnötigen Parkplatzsuchverkehr. 

Sie fordern eine bessere Radfahrerpolitik und setzen für die Autofahrer ein wenig auf die frühere ADAC-Forderung „Freie Fahrt für freie Bürger“. Täusche ich mich, oder sind Sie ein grüner CDU-Vorsitzender? Radverkehr ist nicht grün. Auch schon in meiner Zeit als verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion habe ich den Ausbau eines sicheren und besseren Fahrradverkehrs in unserer Stadt unterstützt. Es ist keine Überraschung: Auch CDUler fahren Fahrrad. Und man darf nicht vergessen, dass das Velorouten-Konzept in Hamburg auch in CDU-Regierungszeiten vorangebracht wurde. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Senat gegenwärtig viel falsch macht. Es reicht eben nicht aus, die Fahrradfahrer ohne sicheren Schutz auf Hauptverkehrsstraßen zu schicken oder farbige Trennstreifen auf den Asphalt zu malen. Das ist zu wenig. Hamburg als Hafen- und Handelsmetropole ist auf leistungsfähige Hauptverkehrsstraßen angewiesen, und das ist gegenwärtig häufig nicht mehr der Fall. Die rot-grüne Verkehrspolitik ist für unsere Wirtschaft ein echter Wettbewerbsnachteil. Das müssen wir nach der Bürgerschaftswahl dringend ändern!  

Heißt das, dass Sie gegen das aktuelle Senatskonzept einer autoarmen Innenstadt sind? Erst einmal ist es uns wichtig, dass die Innenstadt nach wie vor mit dem Auto gut erreichbar sein muss. Wir sehen doch alle, dass die Innenstadt heute schon unter Kaufkraftverlust und Kundenschwund zu leiden hat. In der Innenstadt gibt es leider auch immer häufiger Leerstände. Und wenn wir es den Menschen jetzt noch schwieriger machen, die Innenstadt auch mit dem Auto zu erreichen, wird es unsere Innenstadt noch schwerer haben. Natürlich muss man nicht jede Nebenstraße in der Innenstadt mit dem Auto erreichen. Bestes Beispiel für mich ist hier das neue sogenannte Rathausquartier, das durch das neue verkehrsberuhigte Konzept neue Aufenthaltsqualitäten und kleine Plätze gewonnen hat. Noch einmal ganz deutlich: Verkehrsberuhigte Zonen nur dort, wo es Sinn macht, bei gleichzeitig genereller guter Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto. 

Innere Sicherheit und Verkehr. Aller guten Dinge sind drei: Was ist Ihr drittes Wahlkampfthema, mit dem Sie punkten wollen? Das schwache Wirtschaftswachstum unseres Landes macht mir große Sorgen. Das geht natür-lich auch an Hamburg nicht vorbei. Auch hier gerät die Wirtschaft in immer schwereres Fahrwasser – besonders auch der Hamburger Hafen.

Warum? Durch das jahrelange Missmanagement von SPD und Grünen in der Hafenpolitik. Seit Jahren werden die Probleme unseres Hafens und damit eines zentralen Knotenpunkts im europäischen Warenverkehr nicht gelöst und wenn überhaupt höchstens halbherzig angepackt.Und erst jetzt, kurz vor der anstehenden Wahlen, wacht der rot-grüne Senat auf und meint, hektisch reagieren zu müssen. 

Inwiefern? Beispielsweise gibt es berechtigte Bedenken hinsichtlich des fragwürdigen Geschäfts, durch das der Bürgermeister und die Wirtschaftssenatorin die Beteiligung der Reederei MSC an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in Höhe von 49,9 Prozent quasi im Hinterzimmer eingefädelt haben. Diese Beteiligung stößt nicht nur bei uns, sondern auch in der Hafenwirtschaft und bei den Hafenmitarbeitern auf erheblichen Widerstand. 

Sollte der Hafen nicht wie viele privatwirtschaftliche Unternehmen auch durch neue Partner von außen neue Wachstumschancen und neue Märkte nutzen? Es ist auch aus unserer Sicht richtig, sich externe Expertise in den Hafen zu holen. Das haben auch viele unserer Wettbewerber, beispielsweise die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen, erfolgreich gemacht. Aber der in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Bürgermeister Tschentscher eingefädelte MSC-HHLA-Deal ist der falsche Weg. Nicht etwa, weil MSC der falsche Partner wäre, sondern weil die Herangehensweise des Senats und die Konstruktion des Einstiegs von MSC bei der HHLA aus unserer Sicht falsch ist. Hapag-Lloyd und andere wichtige Hafenplayer wurden damit vor den Kopf gestoßen, und das wird nicht folgenlos bleiben. Es ist anzunehmen, dass die Verluste durch abwandernde Reedereien die geringen Ladungszuwächse, die MSC in Aussicht stellt, übertreffen werden. Und der MSC-Deal löst keine der Probleme unseres Hafens. Dieser braucht einen Ausbau der Infrastruktur, den Bau der A26-Ost und eine neue Köhlbrandquerung, eine Sanierung der Kaimauern. Alles seit Jahren bekannt, doch diesem Senat fehlt die Kraft, die Probleme des Hafens mit voller Kraft anzugehen. 

Die Opposition in der Bürgerschaft sagt, der Hafen-Motor stottert, während der HPA-CEO Jens Meier im Gespräch mit der HCZ sagt, dass der Hamburger Hafen „Garant für Wohlstand“ bleibe. Was stimmt denn nun? Ein erfolgreicher Hafen sichert Wohlstand für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Aber wir sehen die Umschlagszahlen, und die sind dramatisch. Wir haben allein im letzten Jahr rund sieben Prozent Rückgang bei den Container-Bewegungen und befinden uns jetzt auf dem Stand von 2010. Die Zahlen belegen, dass der Hafen in schwerer See ist. Wir wollen als CDU den Hafen wieder fit bekommen, ihn wieder so stark machen, dass er auch das Herz unserer Wirtschaft in Hamburg bleiben kann. 

Dennis Thering über die Hafenwettbewerber Rotterdam und Antwerpen: „Man merkt schnell, dass die dortige Hafenverwaltung und die regierende Politik dort vor Ort einen deutlich größeren Fokus auf den Hafen legen. Von daher sind viele der Hamburger Probleme im Hafen von SPD und Grünen schlichtweg hausgemacht.“ © Catrin-Anja Eichinger

Der HPA-Chef sagt auch, dass Hamburg sich nicht vom Weltmarkt und der geopolitischen Krise abkoppeln könne und Hamburg 2023 noch besser performt habe als Rotterdam und Antwerpen. Natürlich ist der europäische Markt und sind die Häfen unter Druck, das ist keine Frage. Wir wissen, dass der Hamburger Hafen über die letzten Jahre massiv an Umschlag und auch massiv an Ladung verloren hat, deutlich mehr als unsere Wettbewerber. Wir waren als CDU-Fraktion vor Kurzem in Rotterdam und haben uns angeguckt, wie die dort Hafenpolitik betreiben.  

Und? Man merkt schnell, dass die dortige Hafenverwaltung und die regierende Politik dort vor Ort einen deutlich größeren Fokus auf den Hafen legen. Von daher sind viele der Hamburger Probleme im Hafen von SPD und Grünen schlichtweg hausgemacht. 

Wie auch der mögliche Neubau der Köhlbrandbrücke beziehungsweise der mögliche Neubau eines Tunnels inzwischen Hamburg und die Hafenwirtschaft spaltet. Jüngst erreichte ein Aufruf zum Sanieren und Erhalten des heutigen Hamburg-Wahrzeichens Köhlbrandbrücke Unterstützung von vielen Tausend Bürger:innen. Wie würden Sie als Regierungschef vorgehen? Auch ich möchte die bisherige Köhlbrandbrücke am liebsten behalten, doch leider ist dieser Wunsch nicht realistisch. Aus unseren Anfragen an den Senat wissen wir, dass die Unterhaltung der Köhlbrandbrücke immer höhere Kosten verursacht und Reparaturen immer schwieriger werden. Auf jeden Fall steht fest, dass etwas passieren muss, und der rot-grüne Senat hat leider viel Zeit vergeudet. Nach jahrelanger offensichtlicher Fehlplanung hat die SPD-Wirtschaftssenatorin quasi alles wieder auf null gestellt. Jetzt soll es nach allem, was man liest, also eine neue Köhlbrandbrücke werden, die voraussichtlich erst 2046 fertiggestellt werden soll. Es ist auf jeden Fall jetzt schon ein Paradebeispiel dafür, dass unter diesem Senat wichtige Infrastrukturprojekte viel zu lange brauchen. 

Für die Zukunft setzen Bund, Stadt und HPA auf grünen Wasserstoff. Sind Sie dabei? Absolut, da sind wir einer Meinung. Grüner Wasserstoff ist wichtig, und da muss auch Hamburg vorne mit dabei sein.

 In der jüngsten NDR-Umfrage konnten Sie und die CDU das Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2020 zwar fast verdoppeln, aber Rot-Grün würde, Stand heute, weiterregieren können. Warum sind Sie der Richtige, um den Senat abzulösen? Umfragen sind Umfragen, am Ende zählt das Wahlergebnis, aber natürlich ist das für uns eine erfreuliche Wasserstandsmeldung. Die Zufriedenheit mit dem rot-grünen Senat geht deutlich zurück, und die Hamburgerinnen und Hamburger trauen der CDU wieder zu, unsere Stadt voranzubringen. 

Wasser in den Wein muss sein. Sie legen spürbar zu, können aber – Stand heute – nicht regieren. Frustriert? Abwarten! Peter Tschentscher hat sich bereits jetzt auf die Grünen als Koalitionspartner festgelegt. Aus meiner Sicht ein strategischer Fehler. Jeder, der in Hamburg die SPD wählt, weiß, dass er am Ende wieder die Grünen bekommt. Wer jedoch mehr Sicherheit, fließenden Verkehr, eine starke Wirtschaft und einen zukunftsfähigen Hafen möchte, der muss CDU wählen! 

Der Bürgermeister hat beim Neujahrsempfang des „Klönschnacks“ im Grand Hotel Élysee alle Lacher auf seiner Seite gehabt, als er in seiner Festansprache sagte, dass die SPD in Hamburg kein Problem habe, weil nur in Hamburg CDU-Wähler die SPD wählen würden. Haben Sie auch gelacht, oder steckt ein ernster Kern im Bonmot? Ja, ich habe auch gelacht. Mit einem feinen Unterschied. Das war vielleicht in der SPD-Vergangenheit zu Helmut-Schmidt-Zeiten mal so, dass CDU-Wähler auch mal die SPD gewählt haben. Das ist heute nicht mehr der Fall. Das war ein gut gemeinter Witz, aber am Ende wissen die CDU-Wähler, was sie bekommen, wenn sie die Union wählen. 

Mit Blick auf Ihren Vorgänger als CDU-Chef, MdB Christoph Ploß, sind Sie spürbar weniger Schlagzeilenjäger. Wie wollen Sie die Öffentlichkeit für sich gewinnen? Politik lebt davon, dass man seine Botschaften in die Welt trägt. Dafür braucht es auch die Unterstützung der Medien. Aber mir geht es nicht primär darum, irgendwelche Schlagzeilen zu produzieren, sondern darum, unsere Konzepte und Ideen in die Stadt zu tragen, um zu zeigen, dass es mit der CDU in Hamburg in wichtigen Bereichen besser laufen würde als gegenwärtig mit SPD und Grünen. Christoph Ploß ist ein hervorragender Bundestagsabgeordneter, macht da einen guten Job und wird uns auch wieder als Spitzenkandidat, so ist es zumindest mein Wunsch, in die Bundestagswahl 2025 führen. Wir arbeiten sehr gut zusammen. 

Dann frage ich noch mal für ganz Hamburg: ­Warum sind Sie ein besserer Bürgermeister als Peter Tschentscher? Ich bin in Hamburg geboren, Hamburg ist meine Heimat. Als Vater einer kleinen Tochter liegt es mir am Herzen, Hamburg in eine gute Zukunft zu führen, die positiven Seiten zu stärken und Probleme beherzt anzupacken. Die politischen Baustellen nehmen unter dem jetzigen Amtsinhaber zu, auch weil SPD und Grüne in wichtigen Fragen zu keinem gemeinsamen Nenner finden. Dem jetzigen Senat fehlt die klare Vorstellung für die Zukunft unserer Stadt. Und ich spüre es bei all meinen Gesprächen: Nach einer solchen klaren Vorstellung verlangen viele wieder in unserer Stadt! Die Menschen wollen Orientierung, sie wollen Verlässlichkeit, und sie wollen Führung. Das Verwalten unserer Stadt reicht nicht aus. Hamburg braucht neuen Schwung und neue Impulse. Und die CDU Hamburg ist wieder bereit, genau das für unsere Heimstadt zu tun! 

Mit dem „Waterfront“-Bereich können HafenCitizens, Hamburger:innen und Gäste des Überseequartiers zum ersten Mal das Elbufer der früher größten ­innerstädtischen Baustelle Europas ab 25. April selbst kennenlernen. Dennis Thering zum neuen Megazentrum: „Man sehnt sich auch und gerade dort nach einer besseren Verkehrspolitik, nach deutlich mehr und vor allem auch gepflegten Grünflächen und – das wurde bei allen guten Planungen doch weitestgehend vergessen – nach attraktiven Sportmöglichkeiten. Die HafenCity finde ich persönlich mit ihrer Lage an der Elbe hochattraktiv und ein gutes Beispiel dafür, wie zukunftsweisend moderne Stadtentwicklungspolitik funktionieren kann.“ © moka-studio | URW

Apropos Hamburger, Sie kommen aus Hummelsbüttel. Was zeichnet den Stadtteil aus? Hummelsbüttel fasziniert mich durch seine Vielfalt. Der Stadtteil vereint sozialen Wohnungsbau mit Einfamilienhäusern und Villen, was ihn lebendig und abwechslungsreich gestaltet. Meine Schulzeit verbrachte ich hier, wuchs hier auf, spielte Fußball und genieße nun das Leben mit meiner Frau und Tochter in diesem Quartier. Besonders schätzen wir die Mischung aus urbanem Flair und ländlicher Idylle an der Schwelle zu Schleswig-Holstein. 

Sie haben eine Haspa-Ausbildung als Bankkaufmann gemacht und dort vier ­Jahre gearbeitet. Dann schoben Sie Ihren Bachelor in Politik an der Uni ­Hamburg hinterher und arbeiteten sechs Jahre als kaufmännischer Angestellter bei Pflegen & Wohnen. ­
Was haben Sie, was Berufspolitiker nicht haben?
Vor allem eins: Berufserfahrung, die war mir immer wichtig. Meine Eltern haben meine Leidenschaft für Politik unterstützt und zugleich Wert auf eine fundierte Ausbildung und Berufserfahrung gelegt. Diese Erfahrungen möchte ich nicht missen, denn sie helfen mir oft in der täglichen politischen Arbeit. 

Was bedeutet Ihnen ein Amt in der Politik? Jedes Amt stellt eine Herausforderung dar. Man sollte sich diesem stets mit Bescheidenheit nähern. Es ist mir ein Anliegen, sich selbst nicht überzubewerten. Als einer von fast zwei Millionen Menschen in Hamburg engagiere ich mich in der Hamburgischen Bürgerschaft für das Wohl unserer Stadt. Ein politisches Amt macht einen nicht außergewöhnlich. Politiker sollten stets bodenständig und zugänglich sein – eine Haltung, die ich mir bewahrt habe. Es ist für mich eine große Ehre, in verantwortungsvoller Position für die schönste Stadt der Welt, meine Heimatstadt, Politik gestalten zu dürfen. 

Blick vom CDU-Fraktionsbüro auf den Rathausmarkt. Dennis Thering übers Abschalten: „Ich nutze meine freie Zeit zum Lesen, das entspannt mich. Zuletzt ,Der Elefantenflüsterer‘, in dem es um eine Elefanten-Auffangstation in Afrika geht – und um spannende Interaktionen zwischen Mensch und Tier. Ein faszinierendes Buch.“ © Catrin-Anja Eichinger

Apropos lebenswert und HafenCity: Bei den letzten Bezirkswahlen hat die CDU dort wenig erfolgreich abgeschnitten. Wie finden Sie die HafenCity überhaupt? Die Karten werden immer wieder neu gemischt, so auch am 9. Juni bei den Bezirkswahlen. Wir machen in der Bezirksversammlung in Hamburg-Mitte in der sogenannten Deutschland-Koalition mit SPD und FDP einen guten Job. Außerdem gilt für die HafenCity, was auch für ganz Hamburg gilt: Man sehnt sich auch und gerade dort nach einer besseren Verkehrspolitik, nach deutlich mehr und vor allem auch gepflegten Grünflächen und – das wurde bei allen guten Planungen doch weitestgehend vergessen – nach attraktiven Sportmöglichkeiten. Die HafenCity finde ich persönlich mit ihrer Lage an der Elbe hochattraktiv und ein gutes Beispiel dafür, wie zukunftsweisend moderne Stadtentwicklungspolitik funk­tionieren kann. 

Was verbindet Sie mit Wasser? Ich bin ein Kind des Wassers, bin am Wasser groß geworden. Meine Großeltern hatten ein Ferienhaus an der Elbe der Vier- und Marschlande, am Oortkatener See mit seinen Stelzenhäusern, die im Winter immer überflutet werden.

Am 25. April eröffnet das Westfield Hamburg-Überseequartier. Sind Sie ein Shopping-Typ? Auch ich gehe mit der Familie shoppen, und das Überseequartier ist für Hamburg definitiv ein spannendes Projekt. Es ist jedoch vom Senat nicht zu Ende gedacht worden. 

Inwiefern? Die Hamburger Innenstadt rund ums Rathaus, an Jungfernstieg und Ballindamm sowie die Mönckebergstraße sind heute schon enorm unter Druck, und ich befürchte, dass das Übersee-quartier noch mehr Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht. Wir haben als CDU bereits vor vier Jahren ein Innenstadt-Konzept vorgelegt, wo wir u. a. aufzeigen, wie man unsere Innenstadt attraktiver gestalten und vor allem besser mit der HafenCity verbinden kann. Der Senat macht sich offensichtlich bis heute keine Gedanken über eine attraktive Wegeverbindung. Ein schlüssiges Verkehrskonzept fehlt bis heute, und da muss dringend etwas passieren.

Haben Sie einen Tipp, wie man die Malaise kurzfristig beenden kann? Eine kurzfristige Lösung wird es dafür leider nicht geben. Zumindest sollte ein leicht verständliches Wege-Leit-System für den direkten Weg zwischen Überseequartier und Innenstadt als verbindendes Element errichtet werden. Der Handlungsdruck wird steigen, sobald das Überseequartier eröffnet wurde.  

Wie schalten Sie ab? Indem ich meine freie Zeit zum Lesen nutze, das entspannt mich. Zuletzt las ich „Der Elefantenflüsterer“, in dem es um eine Elefanten-Auffangstation in Afrika geht – und um spannende Interaktionen zwischen Mensch und Tier. Ein faszinierendes Buch. 

Und was ist Glück für Sie? Zeit mit der Familie zu verbringen. Das Gespräch führte Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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