Interview. Der CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering möchte von den Hamburger:innen erstmals zum Bürgermeister gewählt werden. Der Parteivorsitzende und Fraktionschef über Businessfrust und Politikwechsel sowie Elbtower und Kühne-Oper

Nach deftigen rechtspopulistischen Schlagzeilen seiner Vorgänger hat der Landesvorsitzende die CDU Hamburg wieder auf einen großstädtischeren Erfolgskurs geführt: Bürgermeister-Herausforderer Dennis Thering. Der CDU-Spitzenkandidat, das erste Mal für die Christhanseaten in der Poleposition, muss jetzt zeigen, dass er Wahlkampf kann. Weht ihm doch seit dem Jahreswechsel vom Ersten Wahlkampf-Bürgermeister Peter Tschentscher eine selbstbewusste Amts-Brise entgegen, die ihn Ende Januar Umfragestimmen gekostet hat. Foto oben: Dennis Thering, Parteivorsitzender und Spitzenkandidat der CDU Hamburg, zieht in der HCZ Bilanz: „Wir müssen jetzt eine 180-Grad-Wende in der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene und auch hier bei uns in Hamburg einleiten.“ © Catrin-Anja Eichinger
Herr Thering, in jüngsten Umfragen hat die CDU mit 16 Prozent drei Punkte verloren, während die SPD mit 34 um vier Prozent zulegen konnte und Grüne mit 20 Prozent stabil blieben. Kippt die Stimmung gegen Sie als CDU-Chef und Ihren bisherigen Aufholtrend für die CDU Hamburg? Es geht nicht um mich, sondern um unsere Stadt und darum, die Situation für die Menschen in Hamburg besser zu machen. Genau in diese Phase des Wahlkampfes steigen wir jetzt ein. Ich will keine Umfragen gewinnen, ich will Wahlen gewinnen. Die Hamburgerinnen und Hamburger wissen, was auf dem Spiel steht. Wir brauchen jetzt endlich neuen Rückenwind für Hamburgs Wirtschaft, wir brauchen fließenden Verkehr, und wir wollen Hamburg zur sichersten Großstadt machen. Das ist unser Angebot als CDU Hamburg. Aktuell sind wir die Partei, die am meisten hinzugewinnt im Vergleich zur letzten Wahl, plus sechs Prozentpunkte. Das ist eine gute Ausgangslage, und wir kämpfen für ein richtig starkes CDU-Ergebnis.

Ihr Wahlslogan ist „Rü- ckenwind für Hamburgs Wirtschaft“. Was hat der rot-grüne Senat bei dem Thema falsch gemacht? Nach einer jüngsten repräsentativen Umfrage von Forsa, die die Handelskammer Hamburg in Auftrag gegeben hat, sind zwei Drittel der Hamburger Unternehmer unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik von SPD und Grünen. Das ist keine gute Ausgangslage für unsere Wirtschaft, deshalb müssen wir jetzt eine 180-Grad-Wende in der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene und auch hier bei uns in Hamburg einleiten.
Was heißt das? Wir müssen zusehen, dass die Behörden wieder schneller arbeiten und Genehmigungsprozesse beschleunigt werden. Es kann nicht sein, dass Unternehmen teilweise jahrelang auf Baugenehmigungen warten. Wir müssen ferner dafür sorgen, dass Steuernummern schneller ausgestellt werden. Ich führte kürzlich ein Gespräch mit einem jungen Start-up-Unternehmer, der seit einem Dreivierteljahr auf eine Steuernummer hier in Hamburg wartet. Das ist inakzeptabel. Außerdem müssen wir massiv in die Infrastruktur investieren. Viele Brücken und Straßen sind in einem schlechten Zustand. Speziell müssen wir die innovative Start-up-Szene noch besser unterstützen.
»Nach einer jüngsten repräsentativen Umfrage von Forsa, die die Handelskammer Hamburg in Auftrag gegeben hat, sind zwei Drittel der Hamburger Unternehmer unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik von SPD und Grün. Das ist keine gute Ausgangslage für unsere Wirtschaft, deshalb müssen wir jetzt eine 180-Grad-Wende in der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene und auch hier bei uns in Hamburg einleiten.«
Dennis Thering
Wie soll das gehen? Dafür müssen wir als Standort attraktiver werden. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum – insbesondere für Auszubildende, für junge Menschen, die nach Hamburg kommen wollen. Und unsere Stadt braucht eine konsequente Entbürokratisierung. Es kann nicht sein, dass immer mehr Verordnungen und Gesetze erlassen werden. Die Unternehmen brauchen wieder mehr Luft zum Atmen. Die braucht besonders das Herz unserer Wirtschaft, unser Hamburger Hafen, der endlich wieder Fahrt aufnehmen muss. Unter der SPD ist der Hamburger Hafen seit 2011 von Platz 14 auf Platz 23 der weltweit größten Häfen abgerutscht. Im Hamburger Hafen müssen wir schneller werden und ihn im Wettbewerb mit anderen Seehäfen auch günstiger machen. Dann hat der Hafen auch eine Zukunft. Wir als CDU schreiben ihn jedenfalls nicht wie andere ab, die im Hafen Wohnungen bauen wollen, statt ihn als Wirtschaftsmotor starkzumachen.
VITA DENNIS THERING ist Spitzenkandidat der CDU Hamburg und Herausforderer des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher (SPD) für die Bürgerschaftswahl am 2. März 2025. Der Oppositionsführer hat seit März 2020 das Amt des Fraktionsführers der CDU in der Bürgerschaft inne und ist seit April 2023 Landesvorsitzender der Hamburger CDU. Unter dem 40-Jährigen hat sich die CDU in Hamburg nach jüngsten Umfragen gegenüber dem historisch schlechten Bürgerschaftswahlergebnis 2020 mit 11,2 Prozent auf aktuell 16 Prozent verbessern können. Dennis Thering seit 2001 CDU-Mitglied.
Der gebürtige Hamburger aus Hummelsbüttel, der sein Abitur 2003 am Wirtschaftsgymnasium City Nord bestand, schloss nach seiner Lehre zum Bankkaufmann und vier Jahren als Haspa-Mitarbeiter 2013 seinen Bachelor of Arts in Politikwissenschaft an der Uni Hamburg ab. Von Januar 2014 bis März 2020 arbeitete er als kaufmännischer Angestellter bei einem großen Pflegeheimbetreiber. Seit 2010 gehört er für den Wahlkreis 13 Alstertal/Walddörfer der Bürgerschaft an. Er ist Mitglied in vielen (Heimat-) Vereinen seines Heimatstadtteils wie auch seines Wahlkreises und kickte u. a. beim Hummelsbüttler SV und in der B-Jugend des HSV. Dennis Thering ist verheiratet, hat eine Tochter (10 Jahre) und lebt in Hamburg-Alstertal.
Apropos Tempo: Was ändern Sie sofort in den ersten 100 Tagen, falls Sie regieren sollten? Wir würden sofort die Behörden einnorden, dass sie wieder die Anliegen der Wirtschaft möglich machen und nicht unnötig verzögern und behindern.
Wollen Sie Behördenmitarbeitern kündigen? Natürlich nicht! Da gibt es viele exzellente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nein, wir brauchen neuen Schwung und neue Motivation in Hamburgs Behörden, und die geht natürlich vor allem von der Senatsspitze aus. Wenn die dann im besten Fall von der CDU gestellt wird, werden wir die Behörden fit machen für die Zukunft. Aktuell herrscht dort eine Stimmung, dass aus Sorge vor Fehlern im Zweifel nicht entschieden wird. Diese Kultur muss dringend abgeschafft werden. Nur dann haben wir die Chance, den Wirtschaftsturbo zu zünden und Hamburg wieder fit für die Zukunft zu machen.

Wie wollen Sie Ihre Vorhaben finanzieren? Hamburg hat kein Einnahmeproblem, auch aufgrund guter Investitionen, die damals noch zu CDU-Regierungszeiten getroffen wurden, wie der Anteilsankauf von Hapag-Lloyd, sondern Hamburg hat eher ein Ausgabenproblem. Es wird viel mit der Gießkanne ausgegeben. Wir als CDU werden Prioritäten im Bereich der Wirtschaftspolitik, der Sicherheit und der Verkehrspolitik setzen – ergänzt um eine gute Familienpolitik. Hamburg muss sich endlich auf den Weg machen und darf nicht weiter im Tiefschlaf verharren.
»Das Schengen-Abkommen mit seinen offenen Grenzen funktioniert nicht, und deshalb sagen wir als CDU: Solange es nicht gelingt, die europäischen Außengrenzen zu schützen, brauchen wir auch weiterhin Grenzkontrollen an der deutschen Außengrenze. Da sind wir sehr klar. Auch wollen wir die illegale Migration nach Deutschland stoppen und plädieren für Migrationszentren außerhalb der EU.«
Dennis Thering
Ob Rot, Grün, Gelb oder Violett, alle sind pro Wirtschaft. Was kann Schwarz, die CDU, was andere nicht können? Vor allem werden wir durch einen Regierungswechsel in Berlin und in Hamburg wieder eine positive Stimmung in der Wirtschaft erzeugen. Man muss zugleich wieder Voraussetzungen schaffen, dass Unternehmen nach Hamburg kommen und junge Start-ups nicht immer nach München oder nach Berlin gehen, weil sie dort bessere Rahmenbedingungen vorfinden als bei uns. Wir bekennen uns klar für Hamburg als Industriestandort. Dazu gehört, dass neue Gewerbeflächen ausgewiesen und wettbewerbsfähige Energiepreise für die Industrie ermöglicht werden, sowie ein Neuanfang in der Verkehrspolitik, damit die Hamburger Unternehmen nicht länger mit schlecht koordinierten Baustellen und Dauerstaus belastet werden. Es ist wenig glaubhaft, dass Bürgermeister Tschentscher nach 14 Jahren Verantwortung jetzt erst kurz vor der Wahl bemerkt, dass wir eine schlechte Baustellenkoordinierung haben.
Was hilft? Baustellen sind nichts Schlechtes, weil dann in die Infrastruktur investiert wird. Wenn wie heute jedoch auf einer Straße eine Baustelle aufgemacht wird und es dann auf den Ausweichstraßen auch noch Baustellen gibt, wird künstlich Stau produziert. Es muss effizienter und schneller gehen. Wir werden ein Bonussystem einführen. Wer als Bauunternehmer schneller fertig ist, wird dafür auch entsprechend belohnt. Und es muss in mehreren Schichten gearbeitet werden. Es kann nicht sein, dass morgens auf der Baustelle angefangen wird, und am frühen Nachmittag ist schon wieder Feierabend. Da, wo es möglich ist, muss in drei Schichten, also deutlich länger gearbeitet werden. Das ist Teil unseres Gegenentwurfs zur Verkehrspolitik von SPD und Grünen.

Bitte mal „Butter bei die Fische“: Sie sind seit knapp fünf Jahren CDU-Oppositionsführer in der Bürgerschaft. Was wollen Sie wo persönlich genau anders machen? Was unterscheidet Sie von Peter Tschentscher? Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt und bin Teamplayer. Erfolge gelingen nur mit einer starken Mannschaft. Wir brauchen in der Politik und in den Behörden ein neues Macher-Gefühl. Ich war in den vergangenen fünf Jahren in intensivem Austausch mit Hamburgerinnen und Hamburgern. Das möchte ich fortführen. Je enger wir an den Menschen in unserer Stadt dran sind, desto mehr verstehen und spüren wir als Politiker, was ihnen besonders am Herzen liegt.
Beim Thema Migration und Integration macht Hamburg einiges besser als andere Kommunen. Doch auch hier explodieren wieder, gerade in Hamburg-Mitte, die Aufnahmezahlen und Aufnahmeunterkünfte. Sie werben für Migration, wollen jedoch die „Zuwanderung steuern und begrenzen“. Was macht Deutschland falsch, und wie kann Hamburg künftig für eine geregeltere Zuwanderung und Integration sorgen? Das Schengen-Abkommen mit seinen offenen Grenzen funktioniert nicht, und deshalb sagen wir als CDU: Solange es nicht gelingt, die europäischen Außengrenzen zu schützen, brauchen wir auch weiterhin Grenzkontrollen an der deutschen Außengrenze. Da sind wir sehr klar. Auch wollen wir die illegale Migration nach Deutschland stoppen und plädieren für Migrationszentren außerhalb der EU. Zusätzlich müssen wir natürlich wissen, wer zu uns nach Deutschland kommt, und wir müssen die Verteilung der Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen, deutlich besser steuern. Es kann nicht sein, dass die Stadtstaaten deutlich über Gebühr belastet werden. Da müssen wir eine bessere Verteilung hinbekommen. Wenn es wieder so weit kommt, dass wir Schulturnhallen belegen müssen, ist der Punkt erreicht, wo es eben nicht mehr geht. Diejenigen, die Hilfe brauchen, denen muss geholfen werden. Doch wer zu uns kommt und Straftaten begeht, muss konsequent und schleunigst abgeschoben werden. Da darf es keine zwei Meinungen geben.
Und wie sorgen Sie für bessere Integration? Die, die bei uns bleiben, müssen so schnell es geht unsere Sprache lernen und dann so schnell wie möglich einer Tätigkeit nachgehen. Arbeiten ist die beste Möglichkeit zur Integration.
Mit den Slogans „Hamburg vereint“ und „Mit Herz und Verstand“ betonen SPD und Grüne das multikulturelle und soziale Miteinander. Andererseits ist das Klima in Großstädten und Stadtstaaten wie Hamburg ruppiger geworden, und die rechte AfD hat weiter Zulauf – gerade weil deren Spitzenkandidatin auf „Weidel Schnauze“ (FAZ) macht. Wie wollen Sie die auseinanderdriftende Stadtgesellschaft versöhnen? In Hamburg ist die Zustimmung zur selbst ernannten Alternative noch vergleichsweise gering, und jetzt müssen wir, wie bereits erwähnt, konsequente Entscheidungen treffen, damit das auch so bleibt. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass der Staat wieder gut funktioniert. Es kann doch nicht sein, dass sich in den Abendstunden der Jungfernstieg, St. Georg, der Steindamm oder das Phoenix-Viertel in Harburg inzwischen zu No-go-Areas entwickelt haben, wo insbesondere Frauen mir sagen, dass sie sich hier abends nicht mehr aufhalten wollen. Und, gerne noch einmal: Die Wirtschaft muss wieder in Gang kommen, ohne Wirtschaft ist alles nichts! Und wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, dass sich unter Führung der SPD die Obdachlosenzahlen in Hamburg seit 2018 fast verdoppelt haben. Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass endlich wieder mehr bezahlbare Wohnungen in unserer Stadt gebaut werden und Menschen ein Zuhause bekommen. Wenn uns das gelingt, kann die auseinanderdriftende Gesellschaft auch wieder zusammengeführt werden. Davon bin ich überzeugt. Wir als CDU werden auf jeden Fall alles dafür tun.
Hamburg ist nach wie vor eine wachsende Stadt. Doch explodierende Baukosten und teure Baufinanzierungen haben privates Bauen fast gestoppt. Es fehlen Tausende Wohnungen, und die Mieten steigen. Es werden zwar noch viele geförderte Wohnungen gebaut, doch das reicht nicht. Wie wollen Sie für eine Trendumkehr sorgen? Der Senat hat es leider geschafft, dass der private Wohnungsbau in Hamburg quasi zum Erliegen gekommen ist – und dann kamen noch hohe Zinsen und steigende Baukosten dazu. Es war aus meiner Sicht und vieler anderer ein großer Fehler, dass der Senat aus SPD und Grünen sich mit wenigen Initiativen darauf verständigt hat, dass die Stadt keine städtischen Grundstücke mehr verkauft, sondern im Erbpachtmodell die Nutzung vergibt …
… in der Regel für 99 Jahre. Was gerade für Genossenschaften ein Ausschlusskriterium ist. Die bauen faktisch nicht mehr, weil sich das Erbpachtmodell nicht rechnet. Die CDU wird dafür sorgen, dass die Stadt für Wohnungsbauvorhaben die verbleibenden Ausnahmetatbestände intensiver nutzt und auch städtische Grundstücke wieder verkauft, wenn es der Allgemeinheit nutzt. Darüber hinaus wollen wir die Baukosten senken, durch Absenkung unnötig aufgeblasener Baustandards und indem beispielsweise die Mehrwertsteuer auf Baustoffe reduziert wird. Bauen muss wieder günstiger werden!
Ihr Vorhaben kostet die Stadt richtig viel Geld. Ach, „Wer soll das bezahlen“ ist eine reflexartige Reaktion der SPD auf praktische Vorschläge für Wege aus der Wohnungsbaukrise. Das ist eine Abwägung. Wenn ich auf Steuereinnahmen auf Baustoffe verzichte, dafür aber existenziell notwendige Wohnungen gebaut werden können, ist das doch gut für die Stadt und vor allem für die Menschen. Außerdem können wir in Hamburg stärker in die Höhe bauen und so mehr Wohnungen am Markt haben, was alle entlastet, statt wie bisher in der Breite zu verdichten und so immer mehr notwendige Grün- und Erholungsflächen zu vernichten. Diese Fehler der SPD in der Stadtentwicklung wollen wir nicht fortsetzen.
Bürgermeister Peter Tschentscher und Kultursenator Carsten Brosda von der SPD stehen dem Projekt einer neuen Oper auf dem Baakenhöft grundsätzlich positiv gegenüber, auch weil es eine „Spende“ von rund 330 Millionen Euro für den eigentlichen Opernbau durch den Milliardär Klaus-Michael Kühne geben soll. Braucht Hamburg eine neue Oper, und ist der vorgesehene Standort geeignet? Eine neue Oper wäre eine Bereicherung für Hamburg. Wir sehen ja, welche Sogwirkung die Elbphilharmonie weltweit entwickelt hat. Im kulturellen Bereich ist Hamburg heute zwar schon gut aufgestellt, aber wir müssen immer gucken, dass wir neue Anreize für die Stadt und ihre Menschen sowie den Tourismus setzen. Den Standort Baakenhöft finde ich interessant. Die „alte“ Oper an der Dammtorstraße müsste natürlich erhalten bleiben. Sie steht unter Denkmalschutz und bräuchte dann ein gutes Nachnutzungskonzept.
Initiativen, Gewerbe und Anwohner:innen der HafenCity wünschen sich statt einer Oper lieber eine öffentlich genutzte Grünfläche mit unterschiedlichsten Angeboten für die ganze HafenCity. Unter anderem das Netzwerk HafenCity e. V. will für das letzte Filetgrundstück der HafenCity einen Dialogprozess mit Initiativen, Politik und Experten starten. Finden Sie das gut? In jedem Fall ja. Grundsätzlich gestalte ich Politik möglichst immer im engen Schulterschluss mit den Bürgerinnen und Bürgern, schließlich machen wir Politik für die Menschen. Es ist daher wichtig, alle Interessen beim weiteren Verfahren im Blick zu haben und zu berücksichtigen. Die HafenCity ist ein toller Stadtteil, doch es mangelt ihr in vielerlei Hinsicht an ausreichend Grünflächen. Das muss, ob Opernidee oder alternative Konzepte auf dem Baakenhöft, in Einklang gebracht werden. Zum lebenswerten Stadtteil gehört auch immer eine attraktive Naherholung, und da haben wir in der HafenCity auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial.
Beim Elbtower hat sich ein Investorenkonsortium um den Hamburger Investor Dieter Becken als einziger Bewerber erfolgreich beim Insolvenzverwalter zum Weiterbau der Elbtower-Ruine durchgesetzt. Voraussetzung: Ein solventer Ankermieter für rund 30.000 bis 40.000 Quadratmeter Fläche soll den Weiterbau absichern. Es soll das geplante neue Naturkundemuseum dort einziehen. Daumen hoch oder Daumen runter? Der Elbtower ist Ausdruck gescheiterter sozialdemokratischer Stadtentwicklungspolitik, wie wir sie aus anderen Bereichen unserer Stadt kennen: Holsten-Quartier, Flüggerhöfe oder Gänsemarkt-Passage, wo nichts vorankommt. Eins ist klar: So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Ein Armutszeugnis, was Olaf Scholz und seine SPD da hinterlassen haben. Deshalb muss der Elbtower zu Ende gebaut werden. Ich finde es gut, dass sich mit Dieter Becken ein Hamburger auf den Weg gemacht hat und sagt, dass er dem Senat unter die Arme greifen will und dafür sorgen möchte, dass der Elbtower fertig gebaut wird. Ob das im Einklang mit dem Naturkundemuseum und mit möglichen Mietkosten funktionieren kann, muss geprüft werden. Über allem steht das Versprechen von Peter Tschentscher, keine Steuergelder für das Elbtower-Projekt auszugeben.
In Hamburg steigt, wie wundervoll, im neuen Haushalt der Kulturetat um elf Prozent. Sind wir auf der Insel der Glückseligen, oder ist der Senat, wie Sie sagen, ein „rücksichtsloser Schuldenmacher“ auf Kosten der kommenden Generationen? Dass der rot-grüne Senat nicht mit Geld umgehen kann und jetzt kurz vor der Wahl noch mal Geschenke verteilt, ist bekannt. Viele fragwürdige Ausgaben, wie den Rückkauf des sanierungsbedürftigen Gebäudes der Finanzbehörde, hätte es mit uns nicht gegeben. Das Geld wäre besser in die Zukunft unserer Kinder, der Wissenschaft oder auch der Infrastruktur investiert gewesen. Deshalb kritisieren wir die Haushaltspolitik des Senats. Dass der Kulturetat steigt, begrüßen wir grundsätzlich, das ist bei steigender Inflation natürlich folgerichtig. Richtig und wichtig ist, dass wir mit der Kulturpolitik als Stadt attraktiv bleiben – auch für Touristen.
Alle fordern, wie auch wir Medien, immer alles von Politiker:innen. Rollentausch: Jetzt dürfen Sie mal Ihre Wähler:innen fordern. Was wünschen Sie sich? Dass die Menschen bei der Bundestagswahl und bei der Hamburg-Wahl von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und eine demokratische Partei wählen. Es ist wichtig, sich zu überlegen, wer die künftigen Herausforderungen hier bei uns in Hamburg wie in Deutschland am besten meistern kann, ob hohe Kriminalität, steigende Staubelastung und eine schwächelnde Wirtschaft. Dafür machen wir als CDU ein gutes Angebot, um unser Land und unsere Stadt wieder auf Kurs zu bringen.
Und wenn wir in Hamburg eine Personenwahl zum Bürgermeister hätten, was würden Sie herausstellen, was Sie von Peter Tschentscher unterscheidet? Das müssen am Ende die Menschen beurteilen. Peter Tschentscher und ich sind komplett unterschiedliche Typen, nicht nur vom Alter her. Ich verstehe Politik so, immer eng mit den Menschen im Austausch zu sein. Das habe ich die letzten Jahre als Oppositionsführer gemacht. Mir ist das Wichtigste, sie bei den Entscheidungsprozessen mitzunehmen, sie einzubinden und ihnen aufzuzeigen, welche Vorteile es hat, um die besten Lösungen zu ringen, um mit den Hamburgerinnen und Hamburgern gemeinsam unsere Stadt nach vorne zu bringen.
Das Gespräch führte Wolfgang Timpe