Innenstadt: »Neue Erdung für einen zentralen Platz«

City. Mit der Einweihung des neuen Hammaburg-Platzesan Domstraße/Alter Fischmarkt wird tausendjährige Stadthistorie erstmals wahrnehmbar 

Im Schutz der Hammaburg errichtete der Missionar Ansgar im Jahr 834 die erste Holzkirche als Missionsstützpunkt für die Christianisierung der Wikinger und Slawen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die ursprüngliche Burg aufgegeben, und an ihrer Stelle entstanden bedeutende Bauwerke wie der erste steinerne Dom Hamburgs, der Mariendom. Dieser prägte bis zu seinem Abbruch im Jahr 1807 das Stadtbild. Die heutige Platzgestaltung greift diese bewegte Geschichte auf: Eine Stahlskulptur zeichnet den Verlauf der alten Wallanlagen der Hammaburg nach, während ein Raster aus weißen leuchtenden Sitzelementen den Grundriss des früheren Mariendoms markiert. 
Foto oben: Neue Namensheimat für 1.000 Jahre Hamburger Stadtgeschichte. Der Ende August neu eingeweihte Hammaburg-Platz in der Mitte der neuen City ­an der sogenannten Dom-Achse zwischen Innenstadt und Binnenalster sowie HafenCity und Elbe. Die weißen Kuben auf dem Hammaburg-Platz markieren den Grundriss des früheren Mariendoms von vor 1.200 Jahren. © Frank Bründel | www.citynewstv.de

„So langsam entwickele ich mich zum Straßenschildereinweihungsspezialist“, schmunzelt Ralf Neubauer, Bezirkschef Hamburg-Mitte, über seine zehnsilbige Eigenauszeichnung, kurz bevor er zusammen mit Kultursenator Dr. Carsten Brosda und Prof. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums, die Hamburg-Flagge vom Straßenschild zieht, um der bislang umgangssprachlich „Domplatz“ genannten Grünfläche neben dem Verlags- und Redaktionssitz der „Zeit“ nun erstmals offiziell und historisch gesichert als Hammaburg-Platz einzuweihen. 

Schluss mit Volksmund-Titel „Domplatz“. Weihen die neue historische Mitte Hamburgs ein, den Hammaburg-Platz (v. l.): Kultursenator Dr. Carsten Brosda, Prof. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburgs, sowie Ralf Neubauer, Bezirkschef von Hamburg-Mitte. Landesarchäologe Weiss: „Der öffentlich begehbare Hammaburg-Platz ist die Keimzelle einer Stadt, die sich seit 1.000 Jahren von einem Ort kleiner als Stade zur zweitgrößten Metropole Deutschlands nach Berlin entwickelt hat. Eine echte Erfolgsgeschichte!“ © Frank Bründel | www.citynewstv.de

Für Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, ein seltener Glücksfall für einen der ganz seltenen, großen und unbebauten Plätze in der Innenstadt: „Die Benennung des Hammaburg-Platzes rückt die Geschichte unserer Stadt in das Zentrum von Hamburgs Stadtbild und damit in unser aller Bewusstsein. Dank der engagierten Arbeit von Professor Dr. Weiss und dem Team des Archäologischen Museums konnte die Keimzelle Hamburgs an dieser Stelle erforscht werden. Der Hammaburg-Platz lädt nun auch alle Interessierten dazu ein, die Wurzeln unserer Stadt zu erkunden, ihre Geschichte zu entdecken und damit mehr über diesen wichtigen Teil von Hamburgs Identität zu erfahren.“ 

Und Hamburgs Landesarchäologe Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss freut sich über die historische Erforschung und die nun erfolgte neue Benennung des archäologisch wertvollen Ortes: „Ich bin sehr glücklich über dieses Bekenntnis Hamburgs zu seiner Vergangenheit. 1.000 Jahre nach ihrem Untergang und zehn Jahre nach ihrer zweifelsfreien Wiederentdeckung soll die Hammaburg nun endlich an ihrem einstigen Standort im Herzen Hamburgs ihren Namen zurückerhalten: Hammaburg-Platz.“ 

Für Bezirksamtsleiter Neubauer ist es dann eben doch keine gewöhnliche Straßenschildenthüllung, wie er der HafenCity Zeitung vor Ort mit einigem Stolz erläutert. „Straßenbenennungen sind ja immer etwas Besonderes, weil man ja häufig an prominente, ehrbare Persönlichkeiten erinnert. Aber die Benennung des Hammaburg-Platzes sticht heraus, weil man hier auch noch einmal daran erinnert, dass das die Keimzelle der Stadt ist. Hier, mitten in der Hamburger Innenstadt, ein nicht bebauter Platz, der das hoffentlich auch bleiben wird. Schließlich ist es einzigartig in den Großstädten in Europa, dass ihre Keimzellen tatsächlich nicht bebaut sind.“ Hat er denn Befürchtungen, dass sich das ändern könnte, dass die Stadt womöglich mit dem Grundstück mal Geld verdienen wolle? „Zurzeit deutlich: nein. Wir sind mit dem Hamburger Senat in guten Gesprächen über eine Rahmenplanung, wie wir unter anderem den fußläufigen Weg der so­genannten Dom-Achse, von Binnenalster und Innenstadt vorbei am jetzigen Hammaburg-Platz in die HafenCity bis zur Elbe, zeitnah attraktiv gestalten können.“ Und was heißt zeitnah, da ja schon am 17. Oktober das neue Westfield Hamburg-Überseequartier eröffnen will. „Der Weg von der City in die HafenCity über die Dom-Achse muss intui­tiver erfasst werden können.“ Also eine zeitgemäße Ausschilderung? „Lassen Sie sich überraschen“, so Neubauer, „wir sind in konkreten Gesprächen, wie man bis zur Überseequartier-Eröffnung die Dom-Achse deutlich sicht­barer machen kann.“

Das wünscht sich auch Kultursenator Carsten Brosda: „Der Weg der Dom-Achse würde hier am Hammerburg-Platz vorbeiführen, und man würde sich fragen: Was ist das eigentlich gewesen? Und lernt dann etwas über die Keimzelle Hamburgs. Das ist durchaus ein Hintergedanke, den wir da haben.“ Ist er denn als Kultursenator mit der Verbindung von Innenstadt und HafenCity zufrieden? „Das wird sich entwickeln, und es gibt viele gute Pläne und Planungen, was man da noch machen kann. Das Aneinanderrücken von Innenstadt und HafenCity wird eine Aufgabe sein, die wir stadtentwicklungsmäßig noch zu bewältigen  haben“, so Brosda. Also ist noch Luft nach oben? „Immer“, so der Kultursenator. 

Und Dr. Gunter M. Böttcher, CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, der die Benennung des Hammaburg-Platzes über Jahre hartnäckig mit vorangetrieben hat, lässt sich vom Bezirkschef Ralf Neubauer (SPD) nicht unzufrieden als „Rädelsführer“ belobigen: „Wir machen damit 1.000 Jahre Stadtgeschichte erlebbar, denn die Verbindung der Begriffe Hammaburg und Hamburg macht neugierig. Und Informations-Stelen werden künftig zusätzlich noch analog die Geschichte dieses Ortes, des historischen Zentrums von Hamburg, anschaulich und nachlesbar erlebbar machen.“ Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen