Innovatives Entern der Werftbühne

Hafenkultur. Das Elbjazz-Festival bietet am 9. und 10. Juni auf dem Blohm+Voss-Gelände einen ­hippen Mix aus Jazz, R ’n’ B, Klassik, Pop – und die neue Bühne Jazz-Truck für den Nachwuchs

Wie gut, dass das Elb­jazz-Festival auch am 9. und 10. Juni wie­der vorwiegend auf dem Werftgelände von Blohm+Voss stattfindet. Allein wegen des Ambientes lohnt es sich, dieses Festival zu besuchen. Die Open-Air-Bühne am Helgen liegt zwischen zwei riesigen Kränen. Spätestens bei Sonnenuntergang liefert dieses Panorama das perfekte Instagram-Motiv. Noch viel spannendere Dinge passieren natürlich bei den Konzerten auf dieser Bühne. Insbesondere, wenn das Michael Wollny Trio sie am 9. Juni entert. Der achtfache Echo-Preisträger aus Leipzig präsentiert mit seinen Musikern sein aktuelles Album „Ghosts“ live. Es liefert den Beweis dafür, dass der Pianist immer wieder gern althergebrachte Genrevorstellungen sprengt. Wenn sich sein Trio bekannte Stücke aus Klassik, Jazz oder Pop vornimmt, sitzt man staunend da. Wie die drei Künstler Gershwins „I Love Your Porgy“ dekonstruieren – das ist wirklich innovativ.
Foto oben: Elbjazz-Hauptbühne bei Blohm+Voss: Die Open-Air-Bühne am Helgen liegt zwischen riesigen Kränen. Spätestens bei Sonnenuntergang liefert dieses Panorama das perfekte Insta-Motiv. © Jens Schlenker

Am 10. Juni ist José James der Headliner. Der New Yorker Sänger mit den panamai­schen Wurzeln legt sich ungern fest. Hemmungslos pendelt er zwischen Jazz, Hip-Hop, Funk, Pop und R ’n’ B. Seinen Idolen Bill Withers und Billie Holiday hat er komplette Alben gewidmet, diesmal hat er Erykah-Badu-Songs im Gepäck, um sie vom R ’n’ B zum Jazz zu überführen.

Michael Wollny Trio: sprengen immer wieder gern althergebrachte Genrevorstellungen. © Gregor Hohenberg

GEWINNSPIEL Die HafenCity Zeitung ­verlost 1x 2 Karten für das ELBJAZZ-Festival am ­Fr. + Sa., 9. + 10. Juni 2023. Senden Sie uns eine E-Mail mit Ihrer Adresse und Ihrer Handynummer unter dem Stichwort „Elbjazz“ an gewinnspiel@hafencityzeitung.com. Der Einsendeschluss ist Mi., 7. Juni 2023, 18 Uhr. Der Rechtsweg ist aus­geschlossen. ­Adressen werden nicht an Dritte gegeben, ­automatisierte Mails nicht berücksichtigt.

Eine ausgelassene Party verspricht der Jazzkantine-Gig am 10. Juni auf der Hauptbühne. Nicht umsonst heißt das aktuelle Album „Discotheque“. Es lädt mit groovigen Klängen zum Tanzen ein. Die Braunschweiger bringen die Masse eben gern zum Brodeln. Genau wie Meute. Die Karriere dieser Formation begann 2015 mit einem improvisierten Konzert im Schanzenviertel. Obwohl die elf Hamburger wie eine Bigb Band besetzt sind, ist ihr Sound um einiges mächtiger. Am 9. Juni werden sie Clubtracks namhafter DJs auf der Hauptbühne neu arrangieren.

Adi Oasis: Bassistin fusioniert Neo-Soul mit R ’n’ B und Funk. © Kendall Bessent

Es lohnt sich aber auch, zwischendurch einen Abstecher in die Elbphilharmonie zu machen. Mit dem Shuttle-Boot kann man ganz unkompliziert vom Festivalgelände übersetzen, um eines der sechs Konzerte zu besuchen. Unbedingt empfehlenswert: die Performance der stimmgewaltigen Sängerin und Pianistin Sarah McCoy am 10. Juni. Die Amerikanerin kann sich nicht so recht entscheiden, ob ihre Musik besser in die Kategorie Film-Noir-Pop oder in das Genre Underworld Jazz passt. Auf jeden Fall predigt sie gern wie eine Hohepriesterin zum Publikum.

Elfköpfige Hamburger Band Meute: arrangieren Clubtracks namhafter DJs neu. © shotbywozniak

Weniger offenherzig gibt sich Lambert. Er lässt seine sanften Klavierminiaturen für sich sprechen, unabhängig von seiner Person. Darum verbirgt er bei seinen Auftritten sein Gesicht hinter einer Stiermaske. Man munkelt, er sei ein ausgebildeter Jazzpianist, aufgewachsen in Hamburg. Wie auch immer: Mit seinem jüngsten Werk „All this Time“ betont er an der Seite eines Bassisten und eines Schlagzeugers erstmals seine Jazzwurzeln und lässt sogar elektronische Einflüsse zu.

Domi & JD Beck: futuristischer Jazz mit Tempo. © Tehillah de Castro

Das Elbjazz-Festival präsentiert jedoch nicht nur große Namen, sondern gibt auch Nachwuchskünstler:innen
eine Chance. Sie können sich in diesem Jahr auf einer neuen Bühne namens Jazz-Truck tummeln. So wie Cleo & David Grabowski am 9. Juni. Eigentlich suchte die Sängerin Cleo Steinberger einen Bassisten, alternativ fand sie den Gitarristen David Grabowski. Die beiden interpretieren nun Standards – angelehnt an Ella Fitzgerald und Joe Pass. Dabei bleibt es allerdings nicht. Das Duo spielt ebenso gern Pop- oder Jazzstücke in eigenen Arrangements.

Skillbeck: Musikalischer Fleischwolf mixt Rock, Techno und Jazz mit Kontrabassklarinette und Baritonsaxofon. © Julia Tiemann

Ganz ohne Bass geht es am 9. Juni auch bei Skillbeck auf dem Jazz-Truck. Die Hamburger Formation ersetzt dieses Instrument einfach durch eine Kontrabassklarinette und ein Baritonsaxofon, wenn es Rock, Techno und Jazz mixt. Ohne Berührungsängste drehen die Musiker Lieder von Billie Eilish oder Depeche Mode durch den musikalischen Fleischwolf. Danach kann man im Mojo Jazz Café weiterfeiern. Bei der Elbjazz-Aftershow am 10. Juni liefern Femdelic, Emma Noble und Marc Hype zwischen Hip-Hop, Soul, Funk und Jazz im Mojo Club die passenden Beats. Dagmar Leischow

Dope Lemon: Der Australier verwebt Synthesizer mit Surfgitarren. © Daniel Mayne

INFO

Das Elbjazz-Festival findet am 9. und 10. Juni auf dem Werftgelände von Blohm+Voss sowie in anderen Locations in Hafennähe statt. Karten und weitere Informationen unter www.elbjazz.de 

Tipps der HafenCity ­Zeitung für das Elbjazz:

• Domi & JD Beck: Die französische Keyboarderin Domi und der texanische Schlagzeuger JD Beck lieben futuristischen Jazz mit viel Tempo. 9. Juni, 20 Uhr, Am Helgen 

• Dope Lemon: Der Australier verwebt Synthesizer mit Surfgitarren, das Ergebnis: Indie-Pop plus Psychedelic. 9. Juni, 21 Uhr,   Hauptbühne

• Adi Oasis: Die französische Sängerin und Bassistin fusioniert Neo-Soul mit R ’n’ B und Funk zu einem retro­futuristischen Sound, 10. Juni, 17 Uhr, Hauptbühne

Info: Karten und Informationen unter: www.elbjazz.de

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