»Keine Entscheidung hinter verschlossenen Türen!«

Kultur. Nach ersten Fach- und Publikumsdebatten zur »Kühne-Oper« auf dem Baakenhöft vom Netzwerk HafenCity e. V. in der Campusschule und der Patriotischen Gesellschaft von 1765 in der City diskutierten jetzt öffentlich auch die Ausschüsse Stadtplanung und Kultur der Bürgerschaft

Am 9. Oktober 2025 trafen sich die beiden Ausschüsse für Stadtentwicklung sowie Kultur und Medien der Hamburgischen Bürgerschaft zu einer ersten Sitzung über den geplanten Neubau der Hamburgischen Staatsoper – auf dem Baakenhöft in der HafenCity. Grundlage ist der Vertrag zwischen dem Senat und der Kühne-Stiftung, die für den Unternehmer Klaus-Michael Kühne das neue Opernhaus für rund 350 Millionen Euro bauen und privat stiften will. Die beiden Ausschüsse kamen zusammen, um aktuelle Informationen über das bedeutende Projekt auszutauschen und die nächsten Schritte zu besprechen. Das Interesse war groß und die Sitzung öffentlich. So wurde die Sitzung extra in den großen Festsaal im Rathaus verlegt.
Foto oben: Visualisierung der neuen Oper auf dem Baakenhöft mit KI. Der Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und der Kühne-Stiftung sieht eine „Oper für alle“ vor, die auf einem öffentlichen Grundstück steht, das als Park gestaltet sein soll. © Visualisierung mit KI und Fotos von Picture Alliance/dpa | Dimitrios Valkanis und Jens Passoth | Snøhetta (vom Opernhaus Oslo); Grafik: Jan Sievers, www.freischwimmer.io

Arne Platzbecker (SPD), der Vorsitzende des Kulturausschusses, äußerte sich optimistisch: „Ich erwarte, dass alle Experten hier sind, die mit dem Opernbau und der Stadtentwicklung zu tun haben. Ich hoffe, dass wir umfassend informiert werden über den aktuellen Stand des Projekts.“ Platzbecker betonte, wie wichtig es sei, dass dieses große Vorhaben für die Freie und Hansestadt Hamburg mit einer „breiten Mehrheit“ in der Bürgerschaft unterstützt werde.

Kultursenator Carsten Brosda betonte ebenfalls die Dringlichkeit und die Bedeutung des Projekts. „Wir haben den Stadtentwicklungsausschuss beauftragt, sich mit den Marktbedingungen für den Neubau auseinanderzusetzen. Es ist entscheidend, dass wir klare Perspektiven schaffen“, erklärte Brosda. Er hob hervor, dass der Neubau nicht nur bautechnisch, sondern auch kulturell betrachtet eine herausragende Bedeutung für Hamburg hat. Die Stadt müsse sich mit den erforderlichen Maßnahmen auseinandersetzen und gleichzeitig die Bedingungen schaffen, die den Bedürfnissen der Künstler und des Publikums gerecht werden.

Der Spielbetrieb der heutigen Staatsoper soll mit rund 90 Millionen Euro gesichert werden. Kommt die neue Oper, soll das denkmalgeschützte Haus dann für andere Musiktheater-Nutzungen fit gemacht werden. © picture alliance | imageBROKER/Torsten Krüger

Ein zentraler Punkt der Diskussion war der Zustand des bestehenden Operngebäudes an der Dammtorstraße. Brosda führte aus, dass die aktuell genutzten Räumlichkeiten überholt sind und Anstrengungen unternommen werden müssen, um überhaupt die Spielfähigkeit aufrechtzuerhalten. „Die technischen Anlagen stammen aus den 1950er-Jahren und müssen dringend modernisiert werden, um den heutigen Standards zu entsprechen“, bestätigte der Senator deutlich. Es sei notwendig, in die Renovierung der heutigen Oper – der Senat hat allein dafür in den kommenden Jahren rund 90 Millionen Euro eingeplant – und auch in den Neubau zu investieren, um die künstlerischen Standards in Hamburg langfristig sichern zu können. Um den Opernbetrieb in den bisherigen Räumen aufrechtzuerhalten, wären nach Brosda Investitionen von rund 1,15 Mill­iarden Euro fällig. Erfahrungen von Sanierungen bestehender Opernhäuser zum Beispiel in Köln hätten gezeigt, wie schnell die Kosten steigen könnten. 

Dier Kosten für den Neubau der Oper auf dem Baakenhöft sind für die Stadt bei 147,5 Millionen Euro gedeckelt, die in die Ertüchtigung des Grundstücks (unter anderem Flutschutz und Infrastruktur) gehen sollen. Dazu kommen die, laut Kultursenator Brosda als „Eh-da-Kosten“ bezifferten, 104 Millionen Euro für die freiraumliche Gestaltung des Baakenhöft. Diese wären für ihn auf jeden Fall unabhängig von der Oper angefallen, egal, was zukünftig auf dem Baakenhöft realisiert würde. Er verwahrte sich gegen die Kritik, dass diese Kosten dem Neubau der Oper zugerechnet werden. Sämtliche Kosten für den Opernneubau trage die Kühne-Stiftung, auch eventuelle Kostensteigerungen über die 350 Millionen Euro hinaus.

Für das unter Denkmalschutz stehende heutige Opernhaus würde in der Innenstadt nach einem Betreiber gesucht. Dort soll weiterhin Kultur angeboten werden. Im Idealfall und auch gewünscht, so Brosda, von einem privaten Anbieter.

Senatorin Karen Pein schloss sich den Ausführungen an. Sie sagte: „Ich denke, wir haben eine große Mehrheit der Hamburger hinter uns.“ Ihr sei es jetzt wichtig, dass die Bürger „transparent in den Prozess der Planung der Grünflächen“ einbezogen werden. Sie forderte eine stärkere Bürgerbeteiligung , um das Vertrauen in das Projekt zu stärken. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen werden“, so Pein.

Ein weiteres Thema war der Zeitplan des Projekts. Platzbecker wies darauf hin, dass es wichtig ist, realistische Zeitpläne aufzustellen. „Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht in die Situation kommen, den Menschen erklären zu müssen, warum sich das Projekt vielleicht verzögert“, erklärte er. Mehrere Teilnehmer der Ausschüsse betonten, dass klare Meilensteine und regelmäßige Berichterstattung entscheidend seien, um die Öffentlichkeit über den Fortschritt des Prozesses zu informieren. Der Neubau der Staatsoper sei nicht nur ein Bauprojekt, sondern auch ein Bekenntnis zur Kultur in Hamburg, so Brosda (siehe auch Interview Seite 19).

Die Sitzung verlief im großen und ganzen konstruktiv. Die Politik ist sich, bis auf die Abgeordneten der Linken, einig, dass der Neubau der Staatsoper eine zentrale Rolle für die kulturelle Zukunft Hamburgs spielt. Der Antrag zum Neubau der Oper auf dem Baakenhöft wurde dann mit den Stimmen der Ausschussmitglieder angenommen – und den Gegenstimmen der Linken. Die brachten zum Schluss noch einen Antrag ein, eine Expertenkommission einzusetzen. Das wurde abgelehnt.

Die vorgebrachten Argumente der Linken, dass Klaus-Michael Kühne sich mit der Finanzierung des Baus der neuen Oper auf dem Baakenhöft nur ein Denkmal setzen wolle und sie es zweifelhaft fänden, dass Kühne sich „nicht der NS-Vergangenheit seiner Familie und der Firma Kühne + Nagel“ würdig widme und das Geld für das Operngeschenk an die Stadt aus „Nazi-Geldern“ stamme, ließ Kultursenator Carsten Brosda nicht gelten. Jimmy Blum

Der Opern-Vertrag ist unter www.hamburg.de einsehbar.

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen