Langer Olaf?

Elbtower. Die Becken Development GmbH verhandelt „exklusiv“ mit dem Insolvenzverwalter des Elbtowers um den Weiterbau in 2025. Parallel wird geprüft, ob dass das neue Naturkundemuseum als wichtigster Ankermieter dort einziehen kann

Es gibt sie noch, die hoffnungsvolle Nachricht. Absender: die Pressestelle des Hamburger Senats am Freitag, 13. Dezember 2024, 17.08 Uhr: „Die Freie und Hansestadt Hamburg wurde heute vom vorläufigen Insolvenzverwalter der bisherigen Käufergesellschaft des Elbtower-Grundstücks darüber informiert, dass mit der Becken Development GmbH eine Exklusivitätsvereinbarung für das Projekt Elbtower abgeschlossen wurde. Auf dieser Grundlage verhandelt der Insolvenzverwalter nun ausschließlich mit der Becken Development GmbH über einen Kauf des Elbtowers. Das Konsortium beabsichtigt nach eigenen Angaben, den Elbtower gemäß der bisherigen Planung fertigzustellen, und schlägt vor, das geplante Naturkundemuseum der Leibniz-Gemeinschaft („Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels – LIB“) in den unteren Geschossen unterzubringen.“ Zu der Becken-Investoren-Gruppe gehört auch Milliardär Klaus-Michael Kühne. 
Foto oben: Deal? Kommt in 2025 wieder Leben auf die Baustelle des Elbtowers? Der ­Insolvenzverwalter verhandelt exklusiv mit Investor Becken. Und das Naturkundemuseum soll ins Sockelgeschoss ziehen. © Signa Real Estate

Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, SPD: „Ich begrüße, dass der Elbtower in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater Investoren fertiggestellt werden soll. Ideen oder konkrete Vorschläge für eine öffentliche Nutzung prüfen wir im Hinblick auf die Machbarkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Stadt.“ 

Wichtig wird bei dieser durchaus schlüssigen Idee des Naturkundemuseums als Ankermieter mit rund 40.000 Quadratmeter Nutzungsfläche die Option sein, inwieweit die neuen Elbtower-Investoren dem sogenannten LIB zur Anmietung der Flächen ein marktgerechtes Mietpreisangebot machen und sie nicht „verdeckt“ den neuen Kaufpreis quersubventionieren wollen. Wie es der Finanzjongleur René Benko mit seinen Objekten in 1a-Lagen tat, wie zum Beispiel bei Galeria Kaufhof, wo er mit irrwitzigen Mondmietpreisen sich die Taschen voll machte und so deren mehrfache Insolvenzen deutschlandweit verursachte.  Man hört in den Kulissen von ersten Verhandlungsgesprächen zwischen dem Senat und der Becken Development GmbH, in denen wohl die Summe von rund 30 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter angedacht wurde, was sich erst einmal marktbezogen nicht unrealistisch anhört. Aber bei dem Flächenbedarf des Naturkundemuseums, der in groben Vorkalkulationen zwischen 30.000 und 60.000 Quadratmetern schwankt, bestehen für den möglichen Schlüsselkunden Naturkundemuseum wie für die Elbtower-Investoren noch existenzielle Unsicherheiten – bei den Vermietungskosten und den Umsatzzahlen. Für deren jeweiligen Finanzierungsbedarf bei Banken gibt es: Fragen, Fragen, Fragen. 

Der Insolvenzverwalter verhandelt zurzeit ausschließlich mit der Becken Development GmbH über einen Kauf des Elbtowers. © Frank Bründel | www.citynewstv.de

Braucht das Naturkundemuseum wirklich die aktuell gehandelten 40.000 Quadratmeter? Wie hoch werden die Nebenkosten der Fläche kalkuliert? Wie hoch sind nach heutigen Bau- und Entwicklungskosten die eigentlichen Investitionen in das Naturkundemuseum selbst? Insofern gilt der schöne Spruch: „Der Vorhang ist geschlossen, und alle Fragen offen.“ 

Auch deshalb betont etwa die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, Die Grünen, die Wirtschaftlichkeit der Idee: „Es ist gut, dass es vorangeht beim Elbtower. Die Idee des Naturkundemuseums in den unteren Stockwerken hat natürlich großen Charme. Es wäre ein toller Ort, um Hamburgs bedeutende Sammlung an Exponaten das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder in Gänze der breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Aber klar ist auch: Es muss am Ende wirtschaftlich sein, und der Weg dorthin ist kein leichter. Ob es hierfür finanziell eine Chance gibt, werden die Gespräche in den kommenden Wochen zeigen. Da diese komplett ergebnisoffen sind, prüfen wir weiterhin auch andere attraktive Standorte für das Evolutioneum.“

Kritiker einer solchen Kon­struktion sind generell gegen eine Anmietung von Nutzungsflächen der Stadt bei privaten Grundeigentümern. Doch wie bei der Anmietung großer Büroflächen etwa für die Behörden von Wirtschaft und Innovation sowie für Verkehr und Mobilitätswende in den Tanzenden Türmen auf St. Pauli haben die horrenden Neubaukosten und Nachhaltigkeitsgründe wie die CO₂-Emmissionen bei einem Neubau für die beiden Behörden für die Anmietung in einem „modernen Altbestand“ gesprochen.

Und Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, SPD, sieht in der Nachricht positive Verstärkung: „Mit der Exklusivität zwischen dem Insolvenzverwalter und der Hamburger Becken Holding ist die Wiederaufnahme der Bautätigkeit am Elbtower durch einen verlässlichen Partner ein großes Stück näher gerückt. Das Angebot und Vermietungskonzept gilt es nun hinsichtlich seiner technischen Machbarkeit, wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit und kaufvertraglichen Regelungen zu prüfen und zu bewerten.“

Na, dann mal Glück auf! für alle und viel Mut beim ehrlichen Berechnen aller Kosten, vor allem der Folgekosten. Denn allein der monatliche Nettokaltmietepreis bei den spekulierten 30 Euro pro Quadratmeter würde bei genutzten 40.000 Quadratmetern für das Naturkundemuseum jährlich 14,4 Millionen Euro betragen. Das ist kein Argument gegen das Naturkundemuseum. Aber eine Wahrheit bei aktuellen Haushalts- und vor allem Wirtschaftskrisenlagen mit sinkenden Steuereinnahmen und steigenden Bürgergeldkosten hieße für Hamburg: Entweder Elbtower und Naturkundemuseum oder Deutsches Hafenmuseum. Beide Projekte sind absehbar nicht von der Stadt zu tragen.

Doch der hoffnungsvolle Elb­tower-Move klingt auch beim SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf exklusiv gegenüber der HCZ an (siehe Interview Seite 17): „Ob ein Opernhaus auf dem Baakenhöft oder ein Elbtower mit Naturkundemuseum kommt, bleibt abzuwarten. Wir haben als Stadt viele Angebote und warten mal ab, was wir am Ende Schwarz auf Weiß vorliegen haben. Und dann werden wir intensiv beraten. Ich bin optimistisch, dass wir Gutes hinbekommen.“ Wolfgang Timpe

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