Ob die Literatur-Musikreihe „Harbour Front Sounds“ in der Elbphilharmonie oder Literatur pur mit internationalen Schriftstellern: Das 12. Harbour Front Literaturfestival findet statt. Da Abstand gefragt ist, jetzt reservieren
Die Kultur muss wieder auf die Beine kommen“, sagt Petra Bamberger, die das Harbour Front Festival mitorganisiert. Darum haben sie und ihr Team trotz der Pandemie nie aufgehört, alles dafür zu tun, damit diese Veranstaltung vom 9. September bis 18. Oktober stattfinden kann. Zum Glück stand das Programm bereits vor dem Lockdown, auch im Nachhinein ließ sich keiner von Covid-19 abschrecken: „Alle ausländischen Autoren wollen unbedingt nach Hamburg reisen.“ Am ersten Abend wird zum Beispiel der in New York lebende Schriftsteller Colum McCann, ein gebürtiger Ire, seinen Roman „Apeirogon“ auf der Cap San Diego vorstellen Der Kölner Navid Kermani wird das Festival eröffnen. Sein Beitrag im Kleinen Saal der Elbphilharmonie steht unter dem Motto „Literatur und Musik – eine ewige Liebe“. Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels liest aus eigenen, teils unveröffentlichten Texten, die um das Thema Leben und Sterben mit der Musik kreisen.
Foto oben: Der Autobiograph Campino tritt in der Elbphilharmonie auf: Er liest aus seinm Buch „Hope Street. Wie ich einmal englischer Meister wurde“. © Paul Ripke / Piper Verlag
Diese Veranstaltung ist der perfekte Auftakt für „Harbour Front Sounds“, einer Kooperation mit HamburgMusik. In dieser Reihe dreht sich alles um die Verbindung von Literatur und Musik. „Diese beiden Künste beeinflussen sich gegenseitig“, resümiert Petra Bamberger. Insofern liegt es für sie auf der Hand, in der Elbphilharmonie Schriftsteller mit Musikern zusammenzubringen. Der Philosoph Richard David Precht tritt mit dem belgischen Komponisten Wim Mertens auf. Zu Ferdinand von Schirach, der in seinen Werken vorzugsweise den schmalen Grat zwischen Gut und Böse beschreibt, gesellt sich der koreanische Pianist William Youn mit Bachs „Goldberg-Variationen“. Wenn Sasa Stanisic die luxemburgischen Autorinnen Elise Schmit und Nora Wagener präsentiert, spielt der Jazz-Vibraphonist Pascal Schumacher dazu.
Seit dem ersten Harbour Front Festival 2009 sind mittlerweile über 200.000 Besucher, zu 71 Orten im Hafen gekommen. Über 1.000 Mitwirkende, davon mehr als 800 Autoren, über 120 Moderatoren und mehr als 100 Schauspieler – aus insgesamt über 42 Ländern haben den Hamburger Hafen zu einem Treffpunkt der Literatur gemacht. Das Harbour Front Literaturfestival Hamburg holt die Welt der Literatur an den Hamburger Hafen und gehört mittlerweile zu den bedeutendsten deutschen Literaturfestivals.
Mit Campino ist noch ein anderer Musiker in der Elbphilharmonie vertreten. Der Sänger der Toten Hosen reist allerdings ohne seine Band an. Er präsentiert sein Buch „Hope Street. Wie ich einmal englischer Meister wurde“, das von seiner Familie und seiner Leidenschaft für den Liverpool FC erzählt. Erwartungsgemäß zieht es viele Fans zu Campinos Lesung, sie ist „ausreserviert“. Diese Wortschöpfung hob Petra Bamberger aus der Taufe, weil es statt eines klassischen Vorverkaufs derzeit nur die Möglichkeit gibt, Karten zu reservieren. Bezahlt werden müssen die Tickets erst, wenn die jeweilige Veranstaltung final bestätigt wird. Aufgrund der Corona-Abstandsregelung werden weniger Plätze als in der Vergangenheit zur Verfügung gestellt. Das könnte sich durch weitere Lockerungsmaßnahmen indes noch ändern. Petra Bamberger empfiehlt, regelmäßig die Harbour-Front-Homepage zu besuchen. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass für die ausreservierten Veranstaltungen von Campino oder der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller nachträglich weitere Karten freigeschaltet werden.
So viele Zuschauer wie in der Vergangenheit wird das Harbour Front Literaturfestival in diesem Jahr aber wohl nicht empfangen können. Das bedeutet natürlich auch weniger Einnahmen. Umso mehr freut sich Petra Bamberger über die großzügige finanzielle Unterstützung der Kulturbehörde: „Ohne Carsten Brosda hätte es in diesem Jahr kein Festival gegeben.“ Der Kultursenator ist also der Retter in der Not – sei es für die Veranstalter oder von der Krise arg gebeutelte Clubs wie den Nochtspeicher. Dort öffnet der Debütantensalon seine Pforten, junge Autoren stellen ihre Erstlingswerke vor.
Ein weiterer Veranstaltungsort ist die Laeiszhalle. Im Großen Saal verneigen sich der Schriftsteller und Sänger Rocko Schamoni sowie der Selig-Frontmann Jan Plewka vor Rio Reiser. Plewka interpretiert mit dem Gitarristen Marco Schmedtje Rio-Reiser-Lieder, Schamoni liest aus der Reiser-Autobiografie „Der König ist tot – es lebe der König!“ Damit ist das Festival für ihn jedoch nicht abgehakt.
Nachdem er im vergangenen Jahr mit den Schauspielern Lina Beckmann und Charly Hübner den Jörg-Fauser-Roman „Das Schlangenmaul“ zu neuem Leben erweckt hat, nimmt sich das Trio nun mit „Marlon Brando – Der versilberte Rebell“ ein weiteres Fauser-Buch im Deutschen Schauspielhaus vor. Wer beim letzten Mal dabei war, weiß: Das wird ein ganz besonderer Abend. Dagmar Leischow
Info
Das Harbour Front Literaturfestival findet vom 9. September bis 18. Oktober statt. Weitere Infos unter www.harbourfront-hamburg.com
Tipps der HafenCity Zeitung fürs Harbour Front Festival
• Inga Humpe und Helene Hegemann: 13.09., 20.30 Uhr, Elbphilharmonie, Kleiner Saal
• Nana Kwame Adjei- Brenyah: 19.09., 20 Uhr, Cap San Diego
• Carmen Korn: 30.09., 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal