Mit TikTok und Instagram die City rocken

Innenstadt. Mimi Sewalski, neue Geschäftsführerin des City Management Hamburg und Nachfolgerin von Brigitte Allkemper, will neue Zielgruppen erschließen

Sie heißt Mimi Sewalski und tritt am 1. Oktober als neue Geschäftsführerin des City Management Hamburg die Nachfolge von ­Brigitte Allkemper an. Davon berichtete zunächst das Hamburger Abendblatt. Und allein diese Nachricht hat schon etwas Aufrührerisches, denn ihre Vorgängerin war und ist in Hamburg beinahe so etwas wie eine Institution. Sage und schreibe 19 Jahre lang war Brigitte Allkemper das omnipräsente Gesicht und Markenzeichen für die kommerzielle wie auch kulturelle Entwicklung von Innenstadt und, ja, auch HafenCity. 
Foto oben: Mimi Sewalski, Online-affine neue Geschäftsführerin des City Management Hamburg: Inzwischen gelten Einsatz, Konzentration und Leidenschaft der neuen Citymanagerin nur noch Hamburgs Innenstadt, der HafenCity und natürlich den neuen Kolleginnen und Kollegen im City Management Hamburg mit Sitz und Büros in der Handelskammer. © Mimi Sewalski | Privat

Sie war „Mrs. Innenstadt“, eine quirlige und umtriebige Managerin von Hamburgs Wohnzimmer. Und neben ihren Businesspflichten auch leidenschaftlicher Fan von Kunst und Kultur. Nach den Lockdowns der Coronapandemie und den existenziellen Krisen des stationären Handels in deutschen Innenstädten hat Allkemper mit den Hauptakteuren der City-Szene – Grundeigentümern, Investoren und Unternehmer:innen sowie der Stadt – Wichtiges auf den Weg gebracht: die Umgestaltung der City zu mehr Aufenthalts­qualität mit neu gestalteten Quar­tieren und Kulturevents. 

Damit ist nun Schluss. Allkemper sagt tschüss, um sich ab sofort stärker der Familie zu widmen und nach einem lustvollen Kürzertreten mögliche neue Herausforderungen zu suchen. Sie blickt ein wenig wehmütig und erwartungsfroh aufs Erreichte zurück und aufs Neue nach vorn.

Brigitte Allkemper: „Als ich damals vor 19 Jahren begonnen habe, war die Innenstadt noch ein ganz anderer Ort, das City Management war ein anderes – und ich war auch eine andere.  Aber eines ist über all die Jahre gleich geblieben: mein Herz für unsere Innenstadt, für unsere gemeinsame Aufgabe und für die Menschen, die das City Management ausmachen. Unsere privatwirtschaftlich finanzierten Veranstaltungen werden jährlich von mehr als einer Million Besuchenden jeden Alters frequentiert: Inzwischen weisen über 250 Projekte – von der international beachteten Skulpturenausstellung sowie Lichtinstallationen über die verkaufsoffenen Sonntage und das Binnenalster Filmfest bis hin zu den tradi­tionsreichen Märchenschiffen – aus, wie vielfältig, innovativ und nachhaltig erfolgreich unser gemeinschaftliches Engagement im City Management ist. Diese Aufgabe war für mich nie einfach nur ein Job. Sie war meine Berufung. Ich habe sie mit einer ordentlichen Portion hanseatischer Leidenschaft ausgefüllt.“

Jetzt also Mimi Sewalski: eine 45-jährige gebürtige Fränkin aus Ansbach. Im Gespräch mit dem Abendblatt bezeichnet sie sich selbst als „Expertin für den Wandel“. Und das sollte sie auch sein, denn sie hat ihre Wurzeln nicht in der Stadtentwicklung, geschweige denn dem Stadtmarketing, sondern führte die vergangenen 14 Jahre das Online-Portal Avocadostore in der Hamburger Altstadt. Ein Unternehmen, das von Grund auf grün ausgerichtet ist und neben Produkten aus den Bereichen Fashion und Lifestyle auch jede Menge Inspirationen und Alltagstipps für ein rundum nachhaltiges Leben bietet. Vor dem Avocadostore hatte Sewalski einige Jahre in Hightech-Start-ups in Tel Aviv, in der Werbebranche sowie in der Gastronomie gearbeitet. Wenn das nicht für Vielseitigkeit spricht, die ihr im City Management zunutze sein dürfte!

Mimi Sewalski verließ Avocado­store im Januar dieses Jahres, nachdem dort ein neuer Mehrheitsgesellschafter eingestiegen war: The Platform Group AG (TPG), ein Software-Unternehmen für Plattformlösungen. Die vorherige Alleineigentümerin, GLG Green Lifestyle GmbH (GLG), die ihrerseits zur Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH gehört und unter anderem auch Eignerin an der Zeitschrift Ökotest und am Infoportal utopia.de beteiligt ist, hatte den Löwenanteil verkauft, blieb aber weiterhin an dem Unternehmen beteiligt. Eine Entwicklung, die Sewalski offenbar nicht mittragen mochte.

Mimi Sewalski übernimmt die Geschäftsführung des City Management Hamburg: Ihre Vergangenheit bei einem Online-Portal legt nahe, dass sie die Arbeit im neuen Aufgabenbereich digitalisieren wird. © picture alliance / SZ Photo | Friedrich Bungert

Doch das ist nun Schnee von gestern. Inzwischen gelten Einsatz, Konzentration und Leidenschaft der neuen Citymanagerin nur noch Hamburgs Innenstadt, der HafenCity und natürlich den neuen Kolleginnen und Kollegen im City Management Hamburg mit Sitz und Büros in der Handelskammer. Die zitierte Vergangenheit Sewalskis bei einem Online-Portal legt nahe, dass sie die Arbeit in ihrem künftigen Aufgabenbereich gründlich digitalisieren wird. Was sich die schwarz-rote Bundesregierung auf die Fahne geschrieben hat, wird daher nach dem Willen der Neuen auch für Hamburg wirksam: die digitale Transformation.

Eine solche jedenfalls kündigt die studierte Soziologin Mimi Sewalski in ihrem Gespräch mit dem „Abendblatt“ vielversprechend an. Das schafft zunächst mal jede Menge Spielraum für Interpretationen, womit dabei im Einzelnen zu rechnen ist. Konkret wird es dann aber zumindest ansatzweise. Bei der Frage, welche Initiativen für eine bessere Perspektive der Innenstadt die größte Wirksamkeit versprechen, kündigt Sewalski an, die Innenstadt massiv über die sozialen Medien ins Gespräch zu bringen. Durch das Bespielen von TikTok, Instagram, Facebook und anderen erhofft sie sich die Mobilisierung neuer Zielgruppen, genauer, na klar: jüngerer Zielgruppen.

Unter anderem auf diesen digitalen Wegen möchte die neue Citymanagerin Mimi Sewalski gegen die alten notorischen Handicaps, Baustellen und Leerstände mit Ambition und Ausdauer anarbeiten. Alle Hamburger und nicht zuletzt auch die HafenCity-Anwohner:innen und -Gewerbe drücken die Daumen. Harald Nebel

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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