Ausstellung. Zwei Jahre lang zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) die Mode- und Lifestyle-Schau »XULY.Bët« des Designers Lamine Kouyaté
Das Label XULY.Bët, gegründet 1991 in Paris, hat ganz klare Erkennungsmerkmale: große Schriftzeichen, selbstbewusste Statements und recycelte Textilien. Ab dem 1. August widmet das Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) zwei Jahre lang der innovativen Modemarke des Designers Lamine Kouyaté eine Einzelausstellung in der Abteilung „Modewelle“ im 1. Obergeschoss. Präsentiert werden rund 25 Outfits aus früheren Kollektionen, die kürzlich für die Sammlung Mode und Textil erworben wurden. Nicht nur Rihanna-Fans dürfte ein sportliches Kleid begeistern, das die Sängerin getragen hat.
Foto oben: Nach außen gekehrte Nähte, schräg angesetzte Schnitte, rote Fäden und die Zusammensetzung von Einzelstücken, die großflächig mit aktivistischen Botschaften und Produktinformationen bedruckt sind, haben schon immer die Blicke auf sich gezogen. © Marc Baptiste

Allein anhand dieser Kreation lässt sich festmachen, was XULY.Bët auszeichnet. Dieses Label vereinigt Alltags- und Sportbekleidung mit der Eleganz der Pariser Haute Couture. Mit diesem Konzept schwamm es in den 1990er Jahren gegen den Strom und produzierte dennoch tragbare Mode, produziert aus Second-Hand-Sachen. Langweilig waren Lamine Kouyatés Entwürfe, für die neben afrikanischer Mode Yves Saint-Laurent und Azzedine Alaia Pate gestanden haben, nie. Nach außen gekehrte Nähte, schräg angesetzte Schnitte, rote Fäden und die Zusammensetzung mehrerer Einzelstücke, die großflächig mit aktivistischen Botschaften und Produktinformationen bedruckt sind, haben schon immer die Blicke auf sich gezogen.
Heute sind Weiterverarbeitung und Nachhaltigkeit wichtige Aspekte, damals war so ein Herstellungsprozess revolutionär. Lamine Kouyaté, geboren 1962 in Bamako in Mali, hat quasi das mittlerweile populäre Upcycling vorweggenommen. Die Initialzündung dafür gaben ihm seine Mutter sowie seine Großmutter. Die beiden Frauen haben die Kleidungsstücke der Familie immer wieder neu aufbereitet. Zudem wurde dem Designer bewusst, dass in Ländern wie Ghana oder Kenia Kleidungsmüllberge zu einem Problem geworden waren.

Vor allem wegen der sogenannten Fast Fashion, die eine Kollektion nach der nächsten herausbringt und preisgünstig verkauft. Sie kurbelt den Konsum an, die Billigkleidung wird aber nicht lange getragen, sondern ziemlich schnell weggeworfen. Lamine Kouyaté hat ausgerechnet: „Wenn wir jetzt aufhören würde, neue Klamotten anzufertigen, hätte wir trotzdem bis 3040 genug anzuziehen.“
Kein Wunder also, dass die Ausstellung Fragen nach den Grenzen der Modeindustrie beziehungsweise der Textilproduktion, der Kreislaufwirtschaft oder der Wechselwirkung von Körper und Konsum stellt. Diese Inhalte passen perfekt zum Namen des Labels. XULY.Bët stammt aus der westafrikanischen Sprache Wolof und bedeutet: „die Augen offen halten“! Dagmar Leischow
Info Die XULY.Bët-Ausstellung läuft vom 1. August 2025 bis 1. August 2027 im Museum für Kunst und Gewerbe. Karten und weitere Informationen unter: www.mkg-hamburg.de
